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Standort Hergatz

Wangens Krankenhaus–Förderverein sieht Klinik auf grüner Wiese skeptisch

Wangen / Lesedauer: 3 min

Aufkommende Debatte um künftiges Gebäude für Wangen und die Region: Was die Unterstützer des Westallgäu–Klinikums sagen
Veröffentlicht:13.09.2023, 07:00

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Mit deutlicher Skepsis beäugen führende Vertreter des Wangener Fördervereins für das Westallgäu–Klinikum jüngst bekannt gewordene Gedankenspiele um den Neubau eines Krankenhauses für die Region außerhalb der Wangener Stadtgrenzen. Es könnte als Ersatz für die in die Jahre gekommenen Gebäude in Wangen und Lindenberg dienen.

Vorsitzender befürchtet hohe Kosten

„Ich bin immer offen für Dinge, die funktionieren“, sagt Ralph Weishaupt, Vorsitzender des Vereins, der sich für den Erhalt des Westallgäu–Klinikums als Grund– und Regelversorger einsetzt und im Januar als Konsequenz aus der Zentralisierungsdebatte um die Häuser der Oberschwabenklinik des vergangenen Jahres entstanden ist. Allerdings hat er am Funktionieren Zweifel: „Nicht alles, was gut aussieht, hält dem zweiten Blick stand.“

Da nennt er zum einen die Grundstücksfrage: Ein Krankenhaus auf der grünen Wiese, zum Beispiel in Hergatz, verschlinge inklusive zusätzlich nötiger Infrastruktur viel Fläche. Auch seien die Kosten eines solchen Neubaus deutlich höher als am vorhandenen Standort am Engelberg — und beziffert diese auf geschätzte 150 Millionen Euro oder mehr.

„Kein Vertrauen in die Konstellation“

Ferner zieht er Vergleiche zur Entwicklung von Lebensmittel–Discountern. Die kämen zurück in die Städte, während ein Krankenhaus aus der Stadt heraus soll — ungeachtet dessen, dass dort Menschen leben, arbeiten und es zudem Besucherströme gibt. Weishaupts Quintessenz: „Das kann nur schiefgehen.“

Auch Ulrich Bauer, Weishaupts Stellvertreter im Vereinsvorsitz, bis vor einigen Monaten selbst Pfleger am Westallgäu–Klinikum und Wangener GOL–Stadtrat, hält unterm Strich wenig von einem Krankenhaus auf der grünen Wiese: „Das ist von der Idee her nicht schlecht, aber ich habe kein allzu großes Vertrauen in die Konstellation.“

Verweis auf Investitionen am Engelberg

Mit Konstellation meint er die Vielzahl der in Frage kommenden Akteure: zwei Bundesländer, mindestens zwei Landkreise und — je nachdem, wie groß man das Einzugsgebiet eines solchen Hauses sieht — zwischen drei und fünf derzeitige Betreiber. Bauer sieht in Wangen überdies einen geringeren Handlungsdruck als in Lindenberg, wo die Klinik gerade eine besondere Form eines Insolvenzverfahrens durchläuft.

Auch weil er sagt: Die Funktionsbereiche am Engelberg seien nicht besonders alt. Dabei verweist er auf Millioneninvestitionen des Landkreises Ravensburg. Zur Einordnung: Erst vor wenigen Jahren wurden zum Beispiel die Geburtshilfe neu gestaltet und der vierte Stock des Hauses komplett saniert.

Verein sieht andere Probleme

Vor diesen Hintergründen kommt auch er zum dem Schluss: „Hergatz als Standort ist zwar nicht die schlimmste Wahl, aber wenn man ein Krankenhaus in der Stadt hat, sollte es dort bleiben.“ Zumal das grundlegende Problem nicht das Gebäude sei, sondern die Finanzierung von Akut–Krankenhäusern: „Die werden gegen die Wand gefahren.“ Ähnlich sieht es Ralph Weishaupt: Der Personalmangel brenne viel stärker unter den Nägeln.