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Ebersberger Krankenhaus steuert auf Rekordverluste zu

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Protestaufkleber der Klinik Ebersberg
Alarmstufe auch in der Ebersberger Klinik: Das Haus steuert auf einen Rekordverlust hin. © Kreisklinik Ebersberg

So schlecht wie jetzt ging es dem Kreiskrankenhaus Ebersberg finanziell noch nie. Grund genug, am Mittwoch in Berlin zu protestieren, sagt der Geschäftsführer.

Ebersberg – „Fast kein Krankenhaus kann mehr seine Ausgaben aus den laufenden Einnahmen bezahlen.“ So steht es in einer von der Deutschen Krankenhaus-Gesellschaft (DKG) in diesen Tagen verbreitete Presseinformation im Vorfeld eines bundesweit angelegten Protesttages am Mittwoch, 20. September. Die im Duktus dramatisch klingende Aussage, sagt der Geschäftsführer der Kreisklinik Ebersberg, Stefan Huber, gelte so auch für sein Haus.

Und genau deshalb ist er morgen mit über 100 Geschäftsführer-Kollegen alleine aus Bayern auch bei einer zentralen Kundgebung vor dem Brandenburger Tor in Berlin dabei, um auf die finanziellen Notlagen deutscher Kliniken aufmerksam zu machen.

Was Ebersberg betrifft, rechnet Huber für das natürlich noch nicht abgeschlossene Geschäftsjahr 2023 schon jetzt mit einem Minus von mehreren Millionen Euro. Genaueres werde er dem Aufsichtsrat kommenden Montag präsentieren. Aber schon heute könne und müsse er sagen: „So schlecht wie heuer ging es der Klinik noch nie“.

So schlecht wie heuer war es noch nie

Damit ist das hiesige Krankenhaus freilich nicht alleine. Laut Huber haben gegenwärtig über 90 Prozent aller deutschen Kliniken ähnliche oder sogar noch dramatischere Situationen zu bewältigen. Längst schließt auch die DKG Insolvenzen oder gar Klinik-Schließungen nicht mehr aus. Huber betont aber ausdrücklich, dass das im Landkreis Ebersberg derzeit kein Thema sei.

Das dicke in diesem Jahr zu erwartende Minus muss binnen fünf Jahren ausgeglichen werden, so sieht es eine im Landkreis greifende Regelung vor. In dieser Zeit habe die Klinik die Chance, aus eigener Kraft die Bilanz wieder nach vorne zu bringen. Ob das so gelingen könne, sei jedoch zweifelhaft, so Huber. Eher sei gerade die Sorge groß, dass 2024 ein ähnlich problematisches Jahr werden könne, so der Geschäftsführer zur EZ. Spätestens 2028 wäre es dann aber Landkreis-Sache, das 2023 entstandene Defizit auszugleichen.

Politik wird in der kommenden Woche genauer informiert

Warum ist die finanzielle Schieflage überhaupt entstanden? „Wir sind begrenzt in der Erlösstruktur“, erklärt Huber dazu. Bedeutet: Aktuelle Abrechnungen können nur erfolgen auf Kostenbasis von vor zwei Jahren. Die Ausgaben aber seien, Stichwort Inflation, Energie- oder Personalkosten, inzwischen deutlich gestiegen. Deshalb geht es morgen in Berlin in erster Linie auch darum, Bund und Krankenkassen dazu zu bringen, die Ist-Kosten auszugleichen. Die Krankenhäuser fordern daher laut DKG einen sofortigen Inflationsausgleich, um die gestiegenen Preise abfedern zu können, inklusive vollständiger Refinanzierung der beschlossenen (und dringend benötigten) Tarifsteigerungen für 2024. Ein Sondertopf, so Huber, sei aber momentan noch nicht in Sicht.

Der morgige Protest-Mittwoch wird übrigens für viele Mitarbeiter der Kreisklinik etwas anders ablaufen als gewöhnlich. „Es ist ein Protesttag, kein Streik“, betont Klinik-Pressesprecherin Katharina Ober, „Die Patienten haben daher nichts zu befürchten.“ Im Krankenhaus ist geplant, auf verschiedene Art und Weise auf die als inzwischen bedrohlich empfundene Lage aufmerksam zu machen; und zwar über Plakate, Infotafeln, Flugblätter oder Aufkleber, die die Mitarbeiter an ihrer Dienstkleidung tragen werden. Auch am Thema Interessierte können sich, so Huber, gerne an Ort und Stelle anhand des ausgelegten Infomaterials informieren. Nur direkte Gesprächspartner werde man nicht zur Verfügung stellen können. Dafür, so Stefan Huber, fehle schlichtweg das Personal.

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