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Gesundheitsversorgung

Ostalb-Kliniken: Wird die Aalener Klinik doch noch zum Zentralversorger?

Aalen / Lesedauer: 4 min

Der Verwaltungsrat der Kliniken hat doch noch keine Empfehlung für den Neubau eines Zentralversorgers ausgesprochen. Grund dafür ist unter anderem ein Vorschlag von Aalens OB.
Veröffentlicht:18.09.2023, 20:04

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Die Standortsuche nach einem optimal geeigneten Zentralversorger-Klinikum, wie es der Kreistag vor der Sommerpause beschlossen hat, ist im Gange. Dafür wurde bereits ein fünf Kilometer weiter Radius um Essingen als optimale Lösung definiert. Laut einem Gutachten eignet sich ein Neubau auf einer acht Hektar großen „grünen Wiese“ am besten dafür.

Eine geeignete Fläche gibt es noch nicht. Doch Aalens OB Frederick Brütting will die von ihm favorisierte Kombi-Lösung und dem damit einhergehenden Erhalt des Ostalb-Klinikums noch nicht aufgeben. Er stellte den Ausschussmitgliedern und Gutachtern eine ausführlich ausgearbeitete Alternative vor. Das Ergebnis: Der Verwaltungsrat sprach doch noch keine Empfehlung für einen Neubau aus.

Doch zunächst zum Bewertungsergebnis der dafür beauftragten Firma Endera, das von Axel Euler und Stefan König vorgetragen wurde. Grob zusammengefasst ist ein Neubau (Option B) im definierten Umkreis dem Gutachten nach die beste Lösung.

Dem gegenüber stehen eine Bestandssanierung in Aalen (Option A) sowie eine Kombi-Lösung (Option C), also der Nutzung vorhandener Gebäude des Ostalb-Klinikums inklusive Anbauten. In vier von fünf Bewertungskriterien schneidet Option B in der Vorab-Analyse besser ab ‐ teilweise deutlich, teilweise knapp. Lediglich in puncto Nachhaltigkeit hat der Bau einer neuen Klinik wenig überraschend das Nachsehen.

Frederick Brüttings Vorschlag, den er stellvertretend für die Stadt Aalen und die SPD-Fraktion des Kreistags vortrug, bestätigt dieses Ergebnis aber nicht. Dies zeigte er anhand eines detaillierten Konzepts, das die Stadt gemeinsam mit dem Planungsbüro „Isin + Co“ über den Sommer erarbeitet hat, auf. Zum einen sei der Standort Aalen sowohl von Schwäbisch Gmünd, als auch von Bopfingen in gut 25 Minuten zu erreichen, bei einem Ausbau der B29 sogar in gut 20 Minuten. „Auch die Infrastruktur für öffentliche Verkehrsmittel ist gegeben“, so der Aalener OB. Zum anderen würde man mit einer weiteren Nutzung der Gebäude und modernen Anbauten klimafreundlicher und günstiger arbeiten sowie schneller zu einem Ergebnis kommen.

Brütting sprach dabei von einer „Halbierung der Bauzeit“. Für eine optimale Anbindung an die Bundesstraßen würde die Stadt Aalen, so der Vorschlag, die Steinbeisstraße auf eigene Kosten nach Norden versetzen und somit zusätzliche Baufläche gewinnen. Ebenfalls besonders wichtig: „Die Fläche ist bereits vorhanden.“

Endera setzt auf den Neubau

Der Umbau des Areals könne ohne Störung des Betriebsablaufs folgen. Schrittweise neu gebaut werden müsste Brüttings Gutachten zufolge nach ein Technikhaus, ein neuer Funktionsbau, ein Bettenhaus, die Magistrale, ein Verwaltungsgebäude sowie die Kantine und der Wohnbereich. Alles andere müsse lediglich rück- beziehungsweise umgebaut werden. Die Kosten würden sich, eine Fünfjahresplanung vorausgesetzt, auf circa 535 Millionen Euro belaufen und sich im Vergleich zu einem Neubau halbieren.

Axel Euler von Endera äußerte zwar den Wunsch, Brüttings Daten gerne früher gehabt zu haben, an der Ausgangslage ändere dies aber nichts. Auch eine Neubewertung würde nichts am Ergebnis ändern: „Das qualitative Ergebnis ist bei einem Neubau immer besser.“ Eine Planungs- und Bauzeit von fünf Jahren halte er für unrealistisch.

Fraktionen machen Entscheidung von Fläche abhängig

Doch der Antrag der Stadt Aalen und er SPD-Fraktion brachte erneut Schwung in die Klinik-Debatte. SPD-Ausschussmitglied Thilo Rentschler pflichtete seinem Amtsnachfolger bei. Einen Vergleich der Optionen könne man erst dann anstellen, wenn der Kreis eine geeinte Fläche für einen Neubau gefunden habe. Bei einem abstrakten Neubau auf imaginärer Fläche sei das Endera-Ergebnis schon vorher klar gewesen.

Wir tun uns heute keinen Gefallen, wenn wir alles auf die Neubau-Karte setzen.

Thilo Rentschler

Schwäbisch Gmünds OB Richard Arnold verwies auf das Defizit von 45 Millionen, für das alle Städte und Gemeinden im Kreis aufkommen müssten. Der Regionalversorger sei die beste Lösung und jeder Bestands-Umbau wirtschaftlich schwierig, das zeige die Endera-Analyse. Eine Erreichbarkeit müsse auch aus Gschwend und Lorch gegeben sein. „Warum bauen wir dann nicht gleich an der B29“, fragte er in den Raum.

Carola Merk-Rudolph (SPD) erwiderte, dass ihre Fraktion nicht gegen den Neubau sei, sondern lediglich fordere, die Kombi-Lösung erst dann mit dem Neubau zu vergleichen, wenn eine geeignete Fläche gefunden sei.

Landrat Joachim Bläse bemühte sich um einen Kompromiss. Er stellte den Beschlussantrag, das Regionalversorger-Konzept umzusetzen, bis zur nächsten Kreistags-Sitzung zurück. Das Gremium beauftrage die Endema GmbH damit, geeignete Grundstücke anhand der vorher definierten Kriterien zu bewerten und eine Empfehlung an den Kreistag auszusprechen. Wo der Regionalversorger im Kreis stehen wird, steht weiter in den Sternen.