Protest„Können beim Kliniksterben zuschauen“ – Krankenhäuser in Rhein-Sieg schlagen Alarm

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Blick in einen OP-Saal.

Für jede Behandlung gibt es einen einheitlich festgesetzten Preis. (Archivfoto)

In Eitorf werden Beschäftigte auf dem Hubschrauberlandeplatz in den Sitzstreik gehen – Reisebusse rollen zur Demo nach Düsseldorf.

Die Krankenhausgesellschaft in Nordrhein-Westfalen (KGNW) warnt vor einer Pleitewelle. Durch die anstehenden Erhöhungen der Tariflöhne und die anhaltende Inflation sieht die Gesellschaft im kommenden Jahr immense Verluste auf die Krankenhäuser zukommen – „teils im zweistelligen Millionenbereich“. Ihnen drohe durch die hohen Belastungen das Aus, erklärte der Präsident der KGNW, Ingo Morell, auf Anfrage dieser Redaktion.

Alle Klinik-Geschäftsleitungen stünden vor einer schwierigen Entscheidung: „Sie wollen den Beschäftigten die verdiente Tariferhöhung zahlen. Weil ihnen aber das Geld dazu fehlt, bringen sie ihr Krankenhaus und damit viele, viele Arbeitsplätze in Gefahr“, sagt Morell.

GFO Kliniken fahren mit über 200 Beschäftigten in die Landeshauptstadt

Diese Gefahr sei „absolut real und konkret nachweisbar“. Dass sich der Bundesgesundheitsminister bislang weigere, gegenzusteuern, sei rational nicht nachzuvollziehen. „Dabei darf es nicht bleiben.“

Beim Kliniksterben könne man schon zuschauen, sagt auch die Geschäftsführerin des St. Franziskus-Krankenhauses in Eitorf, Petra Nöhring. Sie und ihre Mitarbeitenden beteiligen sich deshalb am bundesweiten Krankenhaus-Protesttag am Mittwoch. Die KGNW hat Beschäftigte bundesweit zu einem Streik um 11.55 Uhr in verschiedenen Städten aufgerufen – in Nordrhein-Westfalen wird es in Düsseldorf sein.

Die GFO Kliniken Bonn, die im Rhein-Sieg-Kreis Krankenhäuser in Troisdorf und Bad Honnef betreiben, haben Reisebusse gemietet und werden mit über 200 Beschäftigten in die Landeshauptstadt fahren, wie die Leiterin der Pressestelle, Dorothea Adams, auf Anfrage mitteilte. „Das ist ganz wichtig!“

Beschäftigte planen Sitzstreik auf Hubschrauberlandeplatz in Eitorf

Auch die Rhein-Klinik in Bad Honnef, eine Einrichtung für Psychosomatik und Psychotherapie, unterstützt die Teilnahme der Beschäftigten am Protesttag. „Ohne entsprechende Hilfen wird die aktuelle Entwicklung kurz-, aber auch langfristig weitere Kliniken in die Knie zwingen“, befürchtet Dr. Ingo Habenicht, Vorsitzender der Geschäftsführung des Trägers Johanneswerk. Fahren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Bad Honnef nach Düsseldorf, bekommen sie die Fahrtkosten erstattet und die Demonstration als Arbeitszeit angerechnet.

Die Eitorfer bleiben zwar in der Klinik – die Fahrt nach Düsseldorf lasse das Krankenhaus zu lange ohne Personal – aber haben sich eine spektakuläre Aktion ausgedacht: Um fünf vor zwölf am Mittwoch werden die Beschäftigten auf dem Hubschrauberlandeplatz in den Sitzstreik gehen.

Helios beteiligt sich nicht an den Protestaktionen

An der Kundgebung in Düsseldorf werden auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin teilnehmen. Das bestätigte Asklepios-Sprecher Franz Jürgen Schell auf Anfrage der Redaktion. „Besonders das Personal in kleineren Kliniken ist mit Blick auf die Reformpläne der Bundesregierung alarmiert“, sagte Schell. Da sei es nur verständlich, dass Mitarbeiter die Gelegenheit nutzen, um sich Gehör zu verschaffen.

Nur das Helios Klinikum in Siegburg ist nicht bei der Demo dabei, wie Pressesprecherin Caroline Hensiek auf Anfrage für den Träger mitteilte: „Unsere Philosophie bei Helios ist, Herausforderungen aktiv und aus eigener Kraft zu managen. Dies gilt weiterhin auch in diesen anspruchsvollen Zeiten.“

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