1. Startseite
  2. Stadt Gießen

»Zahlungsunfähigkeit der Unternehmen droht«

KommentareDrucken

Die IWG-Gruppe, Spezialist für Gesundheitszentren, meldet beim Insolvenzgericht Gießen vorläufige Insolvenz in Eigenverwaltung an.

Gießen (red). Die IWG Holding AG hat beim Insolvenzgericht Gießen einen Antrag auf Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Das Unternehmen mit Sitz in der Europastraße »begibt sich damit unter den Schutz des vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens, um einen umfassenden Restrukturierungsplan zu erstellen, der eine langfristige finanzielle Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit der IWG sicherstellt«, heißt es in einer Pressemitteilung. Für die IWG Medical Real Estate AG und die IWG Versorgungskonzepte GmbH seien zudem Anträge auf Eröffnung eines Regelverfahrens gestellt worden. Diesen Schritt habe man in enger Abstimmung mit dem Aufsichtsrat unternommen. »Er ist wirtschaftlich unvermeidlich, weil die Zahlungsunfähigkeit der Unternehmen droht.«

Ursache für die kritische wirtschaftliche Situation seien vornehmlich die Krise der Immobilienwirtschaft und damit verbundene branchenübliche Risiken für Bauträger und Projektierer. Massive Zinserhöhungen, Bauverzögerungen, eine hohe Eigenkapitalbindung und rapide gestiegene Bau- und Energiekosten sowie eine eingebrochene Nachfrage bei institutionellen Anlegern in Folge des Krieges in der Ukraine, hätten das Geschäft stark beeinträchtigt.

In dieser Situation müsse sich die IWG-Unternehmensgruppe stabilisieren und völlig neu ausrichten. Ein Team aus Vorstand, Aufsichtsrat und externen Restrukturierungsberatern arbeite bereits an einem entsprechenden Konzept. Im Rahmen der vorläufigen Eigenverwaltung wird die Gruppe eng begleitet durch Dr. Jan Markus Plathner von der Kanzlei Brinkmann & Partner (Frankfurt) - den für die Gruppe bestellten vorläufigen Sachwalter respektive Insolvenzverwalter - sowie durch Experten der Kanzlei Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH und der dhs GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Es sei beabsichtigt, das Geschäftsmodell so neu zu justieren, »dass die hohe Beratungs- und Lösungskompetenz der IWG zum Tragen kommen kann, ohne Bauträger- und Immobilienrisiken übernehmen zu müssen«.

Die IWG-Gruppe stellte seit 2019 wesentliche Fähigkeiten im Medzentrum-Netzwerk. Der IWG-Gruppe oblag die Verantwortung der Kapitalbeschaffung, der baulichen Grundlagenermittlung und der baulichen Realisierung. Die IWG war zuständig für das »Asset Management« sowie die Verwaltung der Medzentrum Ärzte- und Gesundheitszentren.

Ziel der IWG-Gruppe sei es, auch künftig einen relevanten Beitrag leisten zu können. Dabei stehe sie bereits mit Bauträgern und anderen Akteuren der Immobilienwirtschaft in Kontakt. Für die meisten Objekte, die sich kurz vor der Fertigstellung befinden, »konnten in Abstimmung mit den lokalen Finanzierungspartnern Lösungen zur Durchfinanzierung gefunden werden«. Derzeit sei für die meisten der Objektgesellschaften keine Insolvenzbedrohung erkennbar. Zudem sollen bestehende Beteiligungen an professionelle Bestandhalter übertragen werden. Auch eine mehrheitliche Übernahme und Integration in ein anderes Unternehmen sei denkbar.

Ziel der Sanierung sei es nun, die im seit 20 Jahren im Gesundheitswesen engagierte IWG-Gruppe wieder auf »gesunde Beine« zu stellen und diese im Rahmen des zukünftigen Geschäftsmodells mit weniger Eigenkapitalbindung stärker als Beratungsunternehmen zu etablieren. Denn der Umbruch im deutschen Gesundheitswesen, für den stellvertretend die sogenannte »Krankenhausreform« stehe, die zunehmend kritisch werdende ambulante Versorgung und die fortschreitende Digitalisierung eröffneten gerade einem Unternehmen mit den Kompetenzen der IWG auch für die Zukunft lukrative Potenziale.

Auch interessant

Kommentare