Über eine Nachricht waren die Mitglieder des Häfler Finanz- und Verwaltungsausschusses am Montag nicht überrascht: Die ökonomische Lage des Medizin Campus Bodensees (MCB) ist mies. Da fielen die Stadträte auch nicht mehr vom Stuhl, als Geschäftsführer Franz Klöckner für das Jahr 2023 einen Fehlbetrag in Höhe von 19,2 Millionen Euro prognostizierte. Noch im Juli waren 16,5 Millionen avisiert. Jahr für Jahr springt die Zeppelin Stiftung in die Bresche – doch das soll künftig anders laufen.

Daher hat das Klinikum im Sommer ein externes Management beauftragt, um in den Häusern Friedrichshafen und Tettnang das Defizit zu reduzieren – Kostenpunkt hierfür: gut drei Millionen Euro für vier Jahre. Seit Anfang September sind nun Mitarbeiter der Sana Kliniken AG dabei, die Lage zu analysieren. Klöckner: „Es war eine richtige Entscheidung, den Managemement-Vertrag mit einem externen Dienstleister einzugehen.“ Momentan laufen ihm zufolge Evaluationen, auf deren Basis Konzepte erstellt werden. „Von denen erwarten wir uns einen deutlichen Effekt zum Besseren.“

Strategie soll im Januar stehen

Vertreter von Sana waren nicht beim Termin vor Ort. Ihr Sprecher Volker Knauer schreibt dem SÜDKURIER aber auf Anfrage: „Experten aus diversen Bereichen von Sana waren vor Ort, haben sehr viele Gespräche geführt, Unterlagen studiert – kurz gesagt: Wir sind mitten in der angekündigten Analysephase.“ Darauf aufbauend würde nun bis Ende des Jahres ein Sanierungskonzept erstellt. Ziel sei es, zum 1. Januar 2024 mit der Umsetzung einer trag- und zukunftsfähigen Strategie die pflegerische, medizinische und wirtschaftliche Stabilisierung der Kliniken zu starten. Vorläufig sei der Management-Vertrag für vier Jahre geschlossen, eine Verlängerung sei aber möglich.

Volker Knauer, Head of External Relations der Sana Kliniken AG.
Volker Knauer, Head of External Relations der Sana Kliniken AG. | Bild: Sana Kliniken AG

Doch was sind die Baustellen des MCB? Geschäftsführer Klöckner zählte im Ausschuss eine ganze Reihe von Gründen auf. Da sei etwa der Fachkräftemangel: „Wir haben Betten limitieren müssen.“ Eine Zeit lang habe es in Friedrichshafen etwa nur 270 gegeben, inzwischen seien es wieder 300. Eigentlich, so ist auf der Webseite der Klinik zu lesen, wären es 370. Grund für die leichte Aufstockung sei gewesen, dass der Betrieb 19 neue Pflegekräfte habe einstellen können, viele davon aus eigener Ausbildung. Auch Preissteigerungen seit dem Ukrainekrieg und die Folgen des Hackerangriffs 2022 führte Klöckner – unter anderem – als Gründe an.

Das könnte Sie auch interessieren

Hohe Forderungen an Patienten

Gaby Lamparsky (FDP) wollt es genauer wissen. „Ich war sehr verwundert, auch im jetzigen Bericht zu lesen, dass noch nicht alle IT-Systeme wieder richtig funktionieren. Wie kann das sein?“ Zudem verwies sie darauf, dass zwar einerseits die Liquidität angespannt sei – es gleichwohl Ausstände im Millionenbereich gebe. „Ich finde, das kann nicht sein: „Wenn man Liquiditätsprobleme hat, dass man da nicht so schnell wie möglich alles abrechnet und Liquidität reinholt.“

Franz Klöckner verteidigte sich einerseits: „Die IT-Systeme funktionieren alle wieder, der Bericht ist von 2022.“ Gleichwohl räumt er ein: „Dass tatsächlich die Abrechnung nicht funktioniert, ist eine lange Geschichte am Klinikum.“ Zwischenzeitlich habe es 3000 offene Fälle gegeben, mittlerweile seien es nur noch 1500. Klöckner weiter: „Ich verstehe, dass es in dem Gremium hier auf wenig Begeisterung stößt, wenn jährlich Millionen zufließen.“ Laut Bilanz für 2022 sind unter dem Punkt „Forderungen aus Lieferungen und Leistungen“ gut 18 Millionen Euro vermerkt.

Die beiden Ärztlichen Direktoren Professor Jochen Wöhrle und Roman Huber (von links) stellten im Juli mit Oberbürgermeister und ...
Die beiden Ärztlichen Direktoren Professor Jochen Wöhrle und Roman Huber (von links) stellten im Juli mit Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzendem Andreas Brand und MCB-Geschäftsführer Franz Klöckner das neue Management-Modell vor. | Bild: Wienrich, Sabine (Archiv)

Was ändert sich?

Jochen Reiter (Grüne), selbst Facharzt für Chirurgie am MCB, bemerkte: „Wir hoffen, dass wir finanziell profitieren von der Kooperation mit Sana.“ Mit Blick auf den Mangel an Mitarbeitern mahnte er: „Wir werden nicht viele Leute aus Tettnang nach Friedrichshafen kriegen.“ Klöckner versprach: „Man kann sehr wohl die Mitarbeiter in ihrer gewohnten Umgebung belassen.“ Soll heißen: Ein großes Geschacher, wo künftig welches Personal eingesetzt wird, soll es trotz Fachkräftemangel nicht geben.

Und was bedeuten all diese Pläne für die Patienten? Hierzu hatte sich Oberbürgermeister Andreas Brand bereits im Juli geäußert: „Zunächst erstmal nichts, aber wir machen keinen Hehl daraus, dass sich etwas ändern könnte, wenn die medizinische Strategie feststeht.“ Klar ist: Veränderungen stehen an. Bereits im Sommer wurden bekannt, dass alle planbaren ambulanten Eingriffe künftig nur noch in Tettnang stattfinden sollen. Deutlich wird der weitere Weg wohl erst, wenn die Experten von Sana Anfang 2024 ihr Konzept präsentieren.