Kritik an MKK-Gutachten: Krankenhaus Lübbecke müsste Hälfte der Betten einbüßen

Rahden/Lübbecke/Espelkamp. Die Menschen im Kreis Minden-Lübbecke stehen vor entscheidenden Wochen: Am Montag, 20. November, soll der Kreistag über die künftigen Strukturen der kreiseigenen Mühlenkreiskliniken entscheiden. In den Städten und Gemeinden wachsen die Sorgen, dass sie angesichts der finanziellen Probleme der MKK und durch den Neubau von Krankenhäusern in den finanziellen Abgrund gerissen werden – verbunden mit drastischen Steuererhöhungen und dem Aus für freiwillige Leistungen wie Schwimmbäder. Die Sanierung des Krankenhauses Lübbecke soll 208 Millionen Euro kosten. Den Krankenhaus-Standort Rahden möchte Landrat Ali Dogan nach der Entscheidung des Kreistags schnellstmöglich &bdquo;vom Netz“ nehmen. Bislang war geplant, die beiden Krankenhaus-Standorte Rahden und Lübbecke in einem Neubau in Espelkamp zusammenzuführen. Dass auf dem favorisierten Grundstück der nach Experten-Angaben ökologisch und für das Mikro-Klima in Espelkamp äußerst wertvolle Gabelhorst-Wald abgeholzt werden müsste, stößt derweil auf Widerstand. Unterschiede zwischen zwei Gutachten Auf Verwunderung bei den Menschen stößt außerdem, dass bislang vom Neubau eines Regelversorgers inklusive Urologie, Psychiatrie, Orthopädie und Unfallchirurgie die Rede war. Diese Variante hatte die seit vielen Jahren für die MKK tätige Hamburger Beratungsgesellschaft Lohfert & Lohfert vor zwei Jahren im Gutachten zu den künftigen MKK-Strukturen vorgeschlagen. Im neuen Gutachten von Boris Augurzky ist nur noch von einem Grundversorger die Rede – ohne Orthopädie, Urologie, Psychiatrie und Unfallchirurgie. Landrat Ali Dogan behauptet dagegen, dass es zwischen den Gutachten von Lohfert & Lohfert sowie von Boris Augurzky bis auf die Urologie keine Unterschiede gebe. Zudem möchte er nicht zwischen Grund- und Regelversorger unterscheiden. Beide Begriffe, so ließ es Dogan Mitte September über die Pressestelle des Landkreises mitteilen, bezeichneten &bdquo;im Grunde genommen das Gleiche“. Dem widersprechen im Lübbecker Land Mediziner und auch Politiker. Augurzky schlägt außerdem den Abbau von Betten in der Psychiatrie vor und empfiehlt die Verlegung dieser finanziell einträglichen Abteilung von Lübbecke nach Minden. Auch die Urologie soll Lübbecke an das Klinikum Minden abgeben. Lübbecke würde knapp die Hälfte der Betten einbüßen Lübbecke würde, sollte dieser Vorschlag umgesetzt werden, knapp die Hälfte der Betten verlieren. Den Behauptungen von Augurzki, in der Psychiatrie würden künftig weniger Plätze auskömmlich sein, widersprechen auch Mediziner. Im Sanierungsgutachten für das Krankenhaus Lübbecke wird nun eine Summe von 208 Millionen Euro genannt. Laut diesem Gutachten soll auch die Psychiatrie baulich nicht im besten Zustand sein. Auf welcher Grundlage und mit welchen Vorgaben haben die MKK das Gutachten erstellen lassen? Ging es um eine Untersuchung der notwendigen Sanierungen oder eine &bdquo;Hochglanz-Sanierung“? Warum soll die Sanierung eines knapp 40 Jahre alten Hauses 208 Millionen Euro kosten, die Sanierung der mehr als 100 Jahre alten Auguste-Viktoria-Klinik (AVK) in Bad Oeynhausen &bdquo;nur“ 70 Millionen Euro? Und was sagen die MKK zum Vorwurf des &bdquo;Gefälligkeits-Gutachtens“? Zur Anfrage der Redaktion äußerte sich MKK-Sprecher Christian Busse. Ziel des Gutachtens sei einerseits die baulich-technische und betrieblich-funktionale Bestandsbewertung, bemessen an heute gültigen technischen Regelwerken und krankenhausbetrieblichen Maßstäben. Starrer Baukörper wird als ein Problem beschrieben Im zweiten Abschnitt erfolgte laut Busse dann die Überprüfung, mit welchem Aufwand die Bestandsgebäude baulich und technisch ertüchtigt werden müssen, um den zukünftigen Nutzungsanforderungen gerecht zu werden und dauerhaft einen leistungsfähigen und wirtschaftlichen Klinikbetrieb innerhalb der Mühlenkreiskliniken zu ermöglichen. Hierbei wurden nach Angaben Busses die Erkenntnisse aus dem Gutachten von &bdquo;hcb“ um Boris Augurzky zugrunde gelegt, um eine Vergleichbarkeit zu einem möglichen Klinikneubau in Espelkamp zu gewährleisten. Abschließend sei im dritten Abschnitt &bdquo;eine grobe Einschätzung der Kosten und Umsetzungsdauer im Vergleich zu einer äquivalenten Neubaulösung“ erfolgt. Grundlage der Bewertung seien die Gebäudedaten wie etwa Pläne, Anlagenbeschreibungen oder Listen sowie Bestandsrundgänge der für die Bewertung beauftragten Architekten und Fachingenieure, die über eingehende Erfahrung im Klinikbau verfügen, teilte MKK-Sprecher Christian Busse mit. Eines der "führenden Büros" &bdquo;Ein großes Problem beim Gebäude des Krankenhauses Lübbecke ist der starre Baukörper aus Stahlbeton, der wenig Spielraum für Veränderungen zulässt“, so Busse. Das Gebäude der AVK sei aufgrund seiner Beschaffenheit anpassungsfähiger. Zudem sei die zu sanierende Fläche in der AVK deutlich kleiner. Das international tätige Architektur- und Fachplanungsbüro Nickl & Partner widmet sich laut Busse der Planung und Umsetzung von Bauten des Gesundheitswesens. &bdquo;In den Bereichen der medizinischen Einrichtungen, Kliniken und Forschungsinstitute zählt das Büro zu den führenden Büros Deutschlands.“ Mehr Texte zum Thema finden Sie auf derThemenseite "Die Zukunft der MKK-Standorte".

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