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Rotenburg: 35-Jähriger wird neuer Chef im Diakonieklinikum

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Sebastian von der Haar ist der neue Chef beim größten Arbeitgeber des Landkreises – im Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg.  mk
Sebastian von der Haar ist der neue Chef beim größten Arbeitgeber des Landkreises – im Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg. © Krüger, Michael

Mit Sebastian von der Haar hat das Rotenburger Diakonieklinikum einen neuen Chef. Wie bei seinen Vorgängern stehen für ihn bereits die ersten Herausforderungen an. Er erwartet, dass das Diako in Zukunft eine größere Rolle in der Gesundheitsversorgung übernehmen wird.

Rotenburg – Die Herausforderung, den größten Arbeitgeber des Landkreises zu leiten, ist eine beachtliche. Das auch noch in Zeiten zu meistern, in der die Kliniklandschaft vor großen Umbrüchen steht und viele Insolvenzen gemeldet werden, macht es nicht einfacher. Sebastian von der Haar tut das aber als neuer Geschäftsführer im Agaplesion Diakonieklinikum Rotenburg. Der 35-Jährige kommt aus Bad Fallingbostel. Und er geht die Sache in seinen ersten Arbeitstagen optimistisch an: „Wir haben hier gute Voraussetzungen.“

Gerne gleich montagmorgens, das sollten Mitarbeiter nicht als Warnung verstehen, schaue er durchs Haus und begrüße Kollegen. Mal einen Blick in die Station, mal in der Verwaltung vorbeischauen, das „Uhrwerk Krankenhaus“, wie er sagt, zu erleben, wie alle Zahnräder ineinandergreifen. Von der Haar ist ein „Kind“ des Hamburger Asklepios-Gesundheitskonzerns, tritt in Rotenburg in die Fußstapfen einer Reihe von Geschäftsführern, die das große Krankenhaus in der kleinen Stadt auch durch unruhige Zeiten führen mussten.

Mein Job ist es, die Menschen an einen Tisch zu bringen, um das beste Ergebnis zu erzielen.

Sebastian von der Haar

Selbst sehr früh in Führungsverantwortung und seit 2019 Geschäftsführer der Asklepios Klinik Schildautal Seesen im Landkreis Goslar gewesen, will der studierte Wirtschaftswissenschaftler und Marketing-Experte keine Patentlösungen dem Haus aufstülpen, sondern wie ein Fußballtrainer agieren, wie er verbildlicht: „Mein Job ist es, die Menschen an einen Tisch zu bringen, um das beste Ergebnis zu erzielen.“

Durch sein Trainee-Programm bei Asklepios kenne er die meisten Bereiche eines Krankenhauses sehr gut, er war selbst viele Jahre ehrenamtlich im Regelrettungsdienst tätig und unterstützt heute noch aktiv die Johanniter vor allem in der Katastrophenhilfe. „Teamwork“ sei die eine große Herausforderung. Das beziehe sich auf interdisziplinäre Medizin ebenso wie auf das Miteinander der Kollegen. Der Dienstleistungssektor sei im Vergleich zu Google, Apple und anderen modernen Unternehmen „total konservativ“, als Arbeitgeber müssten sich auch Kliniken neuen Ideen öffnen. „Wir kriegen Druck von Arbeitsmarkt und von der jungen Generation“, sagt er, wohlwissend, wie schwer es ist, nicht nur ausreichend Pflegepersonal zu finden.

Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Die Forderungen, die von einer Vier-Tage-Woche bis hin zur besseren Bezahlung reichten, seien aber auch „gerechtfertigt“. Ob das angesichts des wirtschaftlichen Drucks alles machbar sei, stehe wiederum auf einem anderen Papier. Auf drei bis fünf Prozent schätzt er die Erlöse in diesem Jahr, die auch für Investitionen ins Haus genutzt werden sollen. Bei über zehn Prozent mehr Gehalt liegen aktuell die Tarifforderungen der Diakonie in Niedersachsen: „Da klafft eine Lücke.“

Der andere Druck, der auf einem Haus wie dem Diako lastet, kommt aus Berlin. Wobei: Es sei mehr ein „Nebel“, der alles Strukturelle umgebe derzeit. „Wir erleben ein totales politisches Machtspiel“, sagt von der Haar, Bund und Länder weisen sich demzufolge die Verantwortungen zu. 30 Milliarden Investitionskosten hätten die Länder in den vergangenen zehn Jahren den Krankenhäusern nicht gezahlt, hieß es zuletzt von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Es geht „um Millionen“

Zumindest diesbezüglich ist sich von der Haar mit dem Bundesminister einig – in laufenden Diskussionen mit dem Land Niedersachsen geht es „um Millionen“ für das lange ersehnte neue Mutter-Kind-Zentrum am Diako. Wenigstens habe Niedersachsen zuletzt signalisiert, dass Rotenburg als Standort eines Maximalversorgers eine noch größere Rolle spielen soll. Für die Menschen vor Ort eine gute Nachricht.

Wenn die politischen Reformen endlich beschlossen sind, „müssen wir wandelbar sein“, betont der neue Klinik-Chef. Dabei gehe es nicht um neue Bauten, um mehr Betten oder Standorte. Sondern vor allem darum, das Vorhandene besser zu nutzen und Prozesse zu optimieren. Dass das funktioniert, habe vielleicht auch die Corona-Krise im Gesundheitswesen gezeigt. Dort seien Probleme gemeinsam kreativ gelöst worden. Von der Haar nennt das eine „MacGyverisierung“, in Anspielung an den bastelfreudigen TV-Helden. Gebe die Politik Kliniken „Luft zum Atmen“ und das nötige Geld, um selbst auch zu investieren, sei Rotenburg für die Zukunft bestens aufgestellt.

Teil dessen sei auch die „hohe Identifikation der Mitarbeiter mit dem Haus“. Das sei sehr wertvoll und helfe mit den traditionellen Werten der Nächstenliebe in der diakonischen Einrichtung, die Herausforderungen anzugehen. Der zweifache Familienvater von der Haar möchte dabei gerne längerfristig mitwirken. Die Frage, ob er nach seiner steilen Karriere bislang das Diakonieklinikum längerfristig als sein berufliches Zuhause sieht, beantwortet er so: „Ja.“

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