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Ende mit der Verwirrung: Melsungen bekommt ein Krankenhaus – Abgespeckte Notaufnahme möglich

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Planung: Eine gezielte Lenkung der Patienten soll im künftigen Melsunger Krankenhaus erfolgen. Im Bild ist eine Tür zu einem Behandlungszimmer im ehemaligen Krankenhaus zu sehen.
Planung: Eine gezielte Lenkung der Patienten soll im künftigen Melsunger Krankenhaus erfolgen. Im Bild ist eine Tür zu einem Behandlungszimmer im ehemaligen Krankenhaus zu sehen. © Damai Dewert

Melsungen erhält ein Krankenhaus, genauer gesagt eine Level-1i-Klinik. Das stellt der Gesundheitsdezernent im Schwalm-Eder-Kreis klar.

Melsungen – Gesundheitszentrum oder Krankenhaus: Zuletzt gab es Verwirrung zur künftigen Gesundheitsversorgung in Melsungen (Schwalm-Eder-Kreis). Babylonische Sprachverwirrung nannte das Gesundheitsdezernent und Erster Kreisbeigeordneter Jürgen Kaufmann.

Melsungen bekomme ein Krankenhaus – eine Level-1i-Klinik. So lautet die Bezeichnung für Krankenhäuser mit einer eingeschränkten stationären Versorgung im Konzept zur Krankenhausreform des Bundesgesundheitsministeriums. Verabschiedet ist diese im Bundestag jedoch noch nicht.

Level-1i-Klinik in Melsungen: Ein Krankenhaus mit Einschränkung

In Melsungen werde es sicher stationäre Angebote geben, sagt Kaufmann. Dazu werde es natürlich auch eine pflegerische Rund-um-die-Uhr-Versorgung geben. Ärztliche Hintergrunddienste seien hingegen nicht geplant. Patienten würden aber auch mehrere Tage stationär betreut werden können. Eine Notaufnahme sei nicht vorgesehen. Möglicher Betreiber soll das Kreiskrankenhaus Rotenburg werden.

Das ist eine Level-1i-Klinik

Level-1i-Krankenhäuser verbinden laut Definition des Bundesgesundheitsministeriums stationäre Leistungen der interdisziplinären Grundversorgung wohnortnah mit ambulanten fach- und hausärztlichen Leistungen und zeichnen sich durch eine enge Zusammenarbeit mit weiteren Berufsgruppen im Bereich der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung aus. Weitere Stufen sind 1n, 2 und 3 sowie Level F für Fachkrankenhäuser.

„Wir reden über die Zukunft des Melsunger Krankenhauses länger, als es die Reformpläne des Bundesgesundheitsministers gibt.“ Anpassungen seien daher nur natürlich. Melsungen benötige Strukturen, die nach den Reformplänen für das Einzugsgebiet geeignet seien und gleichzeitig eine vernünftige Finanzierung durch den Bund gewährleisteten, erklärt Kaufmann. Einzig die Entscheidungen fehlen. Für eine sichere Planung brauche es daher die Reform. Das Land Hessen, die Kassenärztliche Vereinigung und nicht zuletzt der künftige Betreiber könnten sonst keine Planung vorantreiben.

Neues Krankenhaus kommt: Melsungen bekommt „angemessene Gesundheitsversorgung“

So sei beispielsweise die Personalbeschaffung Aufgabe des Betreibers, aber eben derzeit noch gar nicht möglich. Ebenso sei offen, welches Anforderungsprofil der Altbau für den Betrieb erfüllen müsse. Die Sanierung sei Aufgabe der Stadt als Eigentümerin. Der Landkreis werde dies begleiten und die Stadt unterstützen. Angesichts der offenen Fragestellung könne er daher keine seriöse zeitliche Einschätzung über den Fortgang machen. Aber Melsungen bekomme eine angemessene Gesundheitsversorgung.

Auch wenn ein anderes Etikett auf die Melsunger Klinik kommt – nämlich Krankenhaus statt Gesundheitszentrum, wird das zunächst nichts am geplanten Leistungsumfang ändern. Wir stellen die aktuelle Planung des Schwalm-Eder-Kreises vor, die mit den Partnern wie Betreiber und Stadt abgestimmt ist. Etwa 45 000 Menschen leben in den sieben Kommunen des Kreisteils Melsungen. Mehr als 30 Prozent sind laut Angaben der Kreisverwaltung über 60 Jahre – mit rasant steigender Tendenz. Täglich gibt es etwa 9000 Einpendler und 17 000 Menschen unterliegen der Berufsgenossenschaft, müssten bei einem Arbeitsunfall also zu einem Durchgangsarzt.

Das Krankenhaus in Melsungen ist seit Jahresbeginn zu: Asklepios hatte das Haus zum 31. Dezember 2022 geschlossen. Das Gebäude ist nun wieder im Eigentum der Stadt. In der chirurgischen Abteilung war das Angebot seit Jahren reduziert. Laut Landkreis bedarf es keines Allgemeinkrankenhauses mehr, die medizinische Versorgung sicherzustellen.

Pläne für Melsunger Krankenhaus: Reduzierte Notaufnahme denkbar

Ein Angebot mit teilstationären und ambulanten Leistungen würde ausreichen. So könnte die Versorgungsqualität aufrechterhalten werden bei einer ökonomisch gesicherten Versorgung, heißt es vom Landkreis weiter. Die Gesundheit Nordhessen Holding (GNH) und das Fritzlarer Hospital zum Heiligen Geist waren in den zurückliegenden Jahren als Partner beziehungsweise Betreiber im Gespräch. Wegen des Kostenrisikos beziehungsweise Risiken bezüglich der Zusatzversorgungskasse (ZVK) endeten die Verhandlungen jeweils.

Aktuell bemüht sich das Kreiskrankenhaus Rotenburg um eine Erweiterung seines Angebots auf den Standort Melsungen – keinesfalls sollen Leistungen verlagert werden. Die Planungen liegen beim Landeskrankenausschuss und sind noch nicht abgesegnet. Weitere Partner sind die Kassenärztliche Vereinigung Hessen und niedergelassene Ärzte. Am Standort bleiben ein Rettungswagen und ein Notarzteinsatzfahrzeug (RTW und NEF). Perspektivisch vorstellbar ist laut Kreisverwaltung eine abgespeckte Notaufnahme. An einem Tresen würden Patienten außerhalb der regulären Praxiszeiten zum Angebot des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes (ÄBD) weitergeleitet oder aufgenommen. Dafür stünden bis zu sechs IMC-Betten zur Verfügung.

Pläne für neues Krankenhaus in Melsungen: Ambulante, durchgangsärztliche Versorgung

IMC steht für Intermediate Care – englisch für fortgeschrittene Pflege. Auf einer IMC werden Patienten versorgt, die keiner intensivmedizinischen Behandlung bedürfen, aber intensiver betreut werden müssen. Eine Überwachung der Vitalfunktionen ist möglich. Vor allem aber soll es ein tagesstationäres Angebot der Inneren Medizin mit bis zu zehn Plätzen geben und dazu zwei Endoskopie-Untersuchungsplätze. Zudem geplant ist eine chirurgische Tagesklinik mit bis zu neun Plätzen auf einer Kurzliegestation.

Auf beiden Stationen wäre eine kurzzeitige stationäre Aufnahme möglich. Auch eine ambulante, durchgangsärztliche Versorgung ist geplant. Den größten Umfang hat die geplante geriatrische Tagesklinik mit 20 bis 30 Betten und Plätzen für schmerzmedizinische Patienten. Ergänzt werden sollen die Stationen durch Fachärzte der Richtungen Augen, HNO, Haut, Gynäkologie und Kinder auch Tagespflegeplätze sind laut Landkreis vorstellbar. (Damai Dewert)

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