Die Gewerkschaft ver.di kritisiert den geplanten Personalabbau beim SRH-Krankenhaus in Sigmaringen scharf, heißt es in einer Pressemitteilung. Nach den Plänen der Geschäftsführung sollen im einzig verbliebenen Krankenhaus im Landkreis Sigmaringen 125 Stellen wegfallen und Mitarbeitern auch betriebsbedingt gekündigt werden. Am SRH-Klinikum arbeiten derzeit 1340 Frauen und Männer, darunter viele Beschäftigte in Teilzeit. Deshalb sollen nach Informationen des SÜDKURIER vom Stellenabbau tatsächlich 350 Mitarbeiter von Kündigungen betroffen sein. SRH hat in seiner Presseerklärung am Dienstag mitgeteilt, dass Beschäftigte in der Pflege vom massiven Jobverlust ausgenommen sind. Die Maßnahmen werden von der Geschäftsführung mit der finanziellen Schieflage des Krankenhauses begründet. Geschäftsführer Jan-Ove Faust informierte über einen Jahresverlust von mehr als 14 Millionen Euro. Betroffen vom Jobabbau seien Mitarbeiter in der Verwaltung, Service, Technik, Sekretariate und Küche, informiert die Gewerkschaft. „Mittelfristig soll die Essenszubereitung extern vergeben werden“, ist in der ver.di-Presseerklärung nun zu lesen.

„Dankeschön für jahrzehntelanges Engagement“

Benjamin Andelfinger, zuständiger ver.di Sekretär: „125 Beschäftigte werden nicht nur eine Kündigung erhalten, sondern als Dankeschön für teilweise Jahrzehnte langes Engagement für ihr Krankenhaus die Botschaft: deine Arbeit wird nicht mehr gebraucht.“ Der Personalabbau soll so erfolgen, dass die Patientinnen und Patienten ihn nicht spüren. „Das ist nicht nur zynisch, es wird auch nicht verstanden, wie ein Krankenhaus funktioniert. Gute Versorgung gibt es nur mit ausreichend Personal. Arbeit in einer Klinik ist Teamarbeit.

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Ohne Unterstützung der Servicekräfte wird die Pflege noch mehr belastet. Ohne gutes Essen wird niemand gesund. Ohne verlässliche Technik kann es schnell zur Gefährdung von Erkrankten kommen. Eine Lösung für die finanziellen Probleme ausschließlich auf dem Rücken der Beschäftigten ist eine Bankrotterklärung.“

ver.di bietet am 2. November rechtliche Beratung an

Am 2. November werden die Mitglieder in einer Versammlung rechtlich beraten. Außerdem sucht die Gewerkschaft den Kontakt zur Politik, um den Kahlschlag am SRH-Krankenhaus noch zu verhindern. So hat der SPD Bundestagsabgeordnete Robin Mesarosch bereits seine Unterstützung zugesagt.

Lösung der strukturellen Probleme bei Klinikfinanzierung gefordert

Irene Gölz, ver.di Baden-Württemberg: „Seit Monaten warnen wir angesichts der dramatischen finanziellen Lage der Kliniken vor einem unkontrollierten Ausdünnen der Krankenhausversorgung. Wir müssen das strukturelle Problem einer unzureichenden Klinikfinanzierung endlich lösen. Die Kliniken brauchen in ihrer derzeitigen Notsituation bereits vor der anstehenden Krankenhausreform eine verlässliche und ausreichende Unterstützung, damit sie überhaupt überleben können. Ansonsten müssen unter enormem Druck stehende Kommunen und Landkreise auf dem Rücken von Beschäftigten sowie Patientinnen und Patienten Notoperationen wie jetzt in Sigmaringen mit irreparablen Folgen durchführen.“ Viele Kliniken werden nach Angaben der Gewerkschaft derzeit mit zweistelligen Millionen Defiziten konfrontiert, suchen aber oft nach kreativeren Lösungen als Kündigungen.