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Das bedeutet der Abbau im Ebersbacher Krankenhaus für Patienten im Oberland und Löbau

Chirurgie, Gynäkologie, Kreißsaal, Notaufnahme am Ebersbacher Krankenhaus stehen auf der Streichliste. Für Patienten bedeutet das vor allem eins: längere Wege.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Am Ebersbacher Krankenhaus stehen enorme Veränderungen an.
Am Ebersbacher Krankenhaus stehen enorme Veränderungen an. © Archivfoto: Matthias Weber

Seit dem jüngsten Kreistag Mitte Oktober steht fest: Am Krankenhaus Ebersbach wird sich schon ab 2024 vieles ändern. Der Landkreis Görlitz plant eine umfassende Umstrukturierung seiner Krankenhäuser - aus finanziellen und personellen Gründen. Für Einwohner und Patienten im Raum Oberland bedeutet das in vielen Fällen vor allem längere Wege, da wichtige Fachbereiche am Ebersbacher Standort des Klinikums Oberlausitzer Bergland wegfallen und in Zittau konzentriert werden. Die Veränderungen sollen spätestens 2025/26 voll greifen, aber schon zuvor sukzessive die Etats entlasten, hieß es dazu im Kreistag. Was das konkret für die Patienten im Oberland bedeutet, hat SZ in einer Übersicht zusammengestellt.

Welche Abteilungen werden in Ebersbach geschlossen?

Die Chirurgie und Unfallchirurgie sollen bereits ab Anfang 2024 in Zittau stationiert werden. Die Gynäkologie geht wahrscheinlich ab 2025 komplett nach Zittau, sieht das Klinikkonzept vor. Die Notfallaufnahme soll am Standort Ebersbach umgewandelt werden in eine Notfallambulanz, die Patienten tagsüber aufsuchen können. Sie soll von 8 bis 20 besetzt sein. In dieser Zeitspanne sei der Bedarf am größten, hat der Landkreis analysiert. Der Rettungsdienst weist seine Patienten aber gleich nach Zittau, Görlitz oder Bautzen ein - nicht mehr nach Ebersbach. Dadurch steigt natürlich in den Kliniken dort die Auslastung - und Belastung.

Sehr wahrscheinlich ist nun auch eine Schließung des Kreißsaals. Der Landkreis will hierzu zwar noch Vorgaben von Land und Bund für den Betrieb von Kreißsälen abwarten. Es zeichnet sich aber bereits ab, dass diese nicht einzuhalten sein werden, hieß es im Kreistag.

Wo sind in diesen Fachbereichen die nächsten Kliniken?

Das kommt ganz darauf an, wo im Oberland ein Patient wohnt. Geht man vom Standort Ebersbach aus, sind die Fachbereiche, die hier aufgegeben werden, dann alle in Zittau als nächster Standort. Wer allerdings zum Beispiel in Oppach oder Beiersdorf wohnt, hat in die Klinik nach Bautzen den kürzeren Weg. So sind es von Oppach nach Zittau 32 Kilometer, mit dem Auto braucht man dafür über die B96 eine knappe dreiviertel Stunde. Nach Bautzen sind es von Oppach aus nur 17 Kilometer Fahrzeit mit dem Pkw: 23 Minuten. Aber auch aus Löbau ist man über die B6 sogar fast zehn Minuten schneller in Bautzen am Krankenhaus, als in Zittau. Die nächsten Kreißsäle sind dann ebenfalls in Zittau und Bautzen.

Inwieweit ist die Grundversorgung noch gesichert?

Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) hat sich mit dem Thema Klinikschließungen beschäftigt und stellt im Internet einen Kliniksimulator bereit. Hier kann man das Szenario simulieren, was passiert, wenn eine bestimmte Klinik schließt. Der Simulator ermittelt, wie weit es Patienten dann hätten bis zu einer Klinik mit Grundversorgung. Demnach stünde der Bereich Oberland von Oppach bis Seifhennersdorf und bis zum Eigen ziemlich schlecht da. Patienten hätten hier einen Anfahrtsweg von 30 bis zu 40 Minuten mit dem Auto bis zum nächsten Krankenhaus. Rund 30.200 Einwohner im Einzugsgebiet hätten einen Fahrtweg von mehr als 30 Minuten, ermittelt der Kliniksimulator. Das sind knapp 40 Prozent der Menschen.

Zur Einordnung ist allerdings zu beachten, dass der Kliniksimulator von einer Komplett-Schließung ausgeht. Berücksichtigt wird im Simulator die Grundversorgung - das schließt Innere Medizin und Chirurgie ein.

Mit einem Kliniksimulator lässt sich nachstellen, welche Wege auf Patienten zukommen, wenn eine Klinik schließt - oder wie in Ebersbach Teile davon.
Mit einem Kliniksimulator lässt sich nachstellen, welche Wege auf Patienten zukommen, wenn eine Klinik schließt - oder wie in Ebersbach Teile davon. ©  SZ-Grafik
Das gleiche kann man für den Wegfall des Kreißsaals erstellen.
Das gleiche kann man für den Wegfall des Kreißsaals erstellen.

Wie sieht es mit der Geburtshilfe aus?

Die gleiche Simulation bietet der Kassenverband GKV für die Geburtshilfe. Nimmt man hier den Wegfall des Kreißsaals in Ebersbach an, zeigt sich ein ähnliches Bild, wie bei der Grundversorgung: werdende Mütter aus dem Raum Oberland, dem Löbauer Umland und dem Eigen können es innerhalb von 30 bis 40 Minuten Fahrtzeit zur nächsten Geburtsklinik schaffen. Derzeit sind es für das Oberland und den Löbauer Raum 10 bis 20 Minuten oder sogar weniger. Lediglich Bewohner auf dem Eigen haben schon jetzt längere Wege. Im Gespräch ist daher nun ein Geburtshaus mit freiberuflichen Hebammen. Bevorzugter Standort wäre Löbau. Das gab es schon einmal. Bis 2014 existierte in Löbau das Geburtshaus "Storchennest". Es schloss damals, weil die freien Hebammen mit den horrend gestiegenen Versicherungsbeiträgen nicht mehr auskömmlich arbeiten konnten.

Gibt es noch stationäre Behandlungen in Ebersbach - Was wird überhaupt noch angeboten?

Laut der Konzeption des Landkreises ist Stationsbetrieb in Ebersbach nur noch in Teildisziplinen der Inneren Medizin vorgesehen: in der Schmerztherapie, Krebsbehandlung und Geriatrie. Auch die Palliativstation soll bleiben. Eine ambulante Tagesklinik für Krebspatienten soll es ebenfalls geben sowie tagsüber die Notfallambulanz. Zudem ist der Landkreis gerade im Gespräch mit den Krankenkassen wegen der Einrichtung einer Reha-Station nach Operationen, berichtete Landrat Stephan Meyer.

Was ist mit Notfällen? Wie schnell ist der Notarzt da?

Die Einsatzzeiten - die vorgegebenen zehn Minuten bis zum Einsatzort - bleiben weiterhin leistbar, hieß es dazu im Kreistag, als das Krankenhauskonzept jüngst Thema war. Denn die Rettungswachen bleiben an den jetzigen Standorten, da gebe es keine Abstriche. Im Bereich Löbau/Oberland gibt es in Ebersbach, in Löbau sowie in Spitzkunnersdorf Rettungswachen. Die Wache in Ebersbach soll zusätzliche Fahrzeuge erhalten. Es verlängern sich aber die Zeiten für den Transport der Patienten in die Kliniken nach Bautzen, Zittau oder Görlitz – was wiederum freilich abhängig ist vom Wohnort der Patienten.