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Schuldzuweisung

Stadtrat fordert Entlassung des Klinikgeschäftsführers

Bad Saulgau / Lesedauer: 4 min

Das Krankenhaus Sigmaringen entlässt 125 Mitarbeiter. Ernst Buck übt scharfe Kritik an Jan-Ove Faust.
Veröffentlicht:31.10.2023, 05:00

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Das SRH-Krankenhaus in Sigmaringen hat wieder einmal negative Schlagzeilen gemacht. 125 Mitarbeiter werden ihre Jobs verlieren. Auch Bad Saulgauer waren von dieser Nachricht geschockt. Stadtrat Ernst Buck von den Freien Wählern schiebt die Schuld dem Geschäftsführer der SRH-Kliniken Landkreis Sigmaringen, Jan-Ove Faust, in die Schuhe.

Fast alle Berufsgruppen

Die SRH-Kliniken Landkreis Sigmaringen begründen den Stellenabbau damit, dass wegen eines Verlusts in Höhe von 14 Millionen Euro die Reißleine gezogen werden müsse.

Der Geschäftsführer gehört schon weg, weil er nichts taugt.

Stadtrat Ernst Buck

Von den 1340 Mitarbeitern müssen nach der Schließung der beiden Häuser in Bad Saulgau und Pfullendorf vor einem Jahr am einzig verbliebenen Klinikstandort im Kreis Sigmaringen rund 125 Menschen mit einer Kündigung rechnen. Davon betroffen seien laut Geschäftsführer Jan-Ove Faust alle Berufsgruppen, mit Ausnahme der Pflege.

Volle Breitseite

Vor allem Jan-Ove Faust bekommt von Stadtrat Ernst Buck die volle Breitseite ab. Das wurde im Gespräch mit der SZ und in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am vergangenen Donnerstag deutlich. „Der Geschäftsführer gehört schon weg, weil er nichts taugt“, sagt Buck über Faust. Er habe die Sache nicht im Griff.

Forderung nach Hebammen

Buck erinnert sich daran, als die Geschäftsführung der SRH (Stiftung Rehabilitation Heidelberg) vor mehr als zwei Jahren die Forderung von zwei zusätzlichen Hebammen gestellt hatte, um die Wiedereröffnung der Geburtenstation am Krankenhaus in Bad Saulgau zu ermöglichen.

Er macht mit uns, was er will. Wir müssen die Zeche bezahlen.

Stadtrat Ernst Buck

Die Stadt ‐ so Buck ‐ habe 3,4 Vollzeitkräfte geliefert, die Geburtenstation sei trotzdem dauerhaft geschlossen worden, weshalb Buck erhebliche Zweifel an Faust habe.

Finanzielle Belastung

Außerdem sei es eine finanzielle Belastung für die Stadt Bad Saulgau. Steuergelder würden in die Kreisumlage fließen. „Er macht mit uns, was er will. Wir müssen die Zeche bezahlen“, ergänzt Buck, der Faust schon lange entlassen hätte. Es sei eine Katastrophe, dass das Krankenhaus nun an die Wand gefahren werde.

Das sagt die Bürgermeisterin

Bad Saulgaus Bürgermeisterin Doris Schröter nahm Faust in der Gemeinderatssitzung in Schutz. Das Krankenhaus in Sigmaringen und die Geschäftsführung seien nicht besser oder schlechter als woanders.

„Ich wollte keinen Tag mit dem Geschäftsführer wechseln“, ergänzte Schröter. Wieder einmal werde der ländliche Raum geschwächt. „Man muss jetzt schauen, wo Kosten eingespart werden können“, so Schröter, die Buck darum bat, „endlich mit dem Klinikbashing aufzuhören“. Sonst gebe es das Krankenhaus in zwei Jahren nicht mehr. Man müsse stattdessen nun alles tun, um das Krankenhaus in Sigmaringen zu erhalten.

Politisch gewollte Unterfinanzierung

Auch Larissa Lott-Kessler wollte den Stellenabbau am SRH-Krankenhaus in Sigmaringen nicht unkommentiert lassen. Lott-Kessler war viele Jahre Vorsitzende des Fördervereins des Bad Saulgauer Krankenhauses. Der Verein wurde nach dem Ende des stationären Betriebs aufgelöst.

„In Zeiten, in denen die Krankenhäuser bundesweit unter einer politisch gewollten Unterfinanzierung leiden und ein Krankenhaussterben billigend in Kauf genommen wird, überrascht die Nachricht vom Personalabbau in dieser Höhe in Sigmaringen.“

Mit der Dimension nicht gerechnet

Mit dieser Dimension habe sie nicht gerechnet. „Der bundesweit knallharte Wettbewerb in der stationären Patientenversorgung knallt mit voller Wucht nun auf das Krankenhaus Sigmaringen“, so Lott-Kessler in ihrer Stellungnahme.

Weiter heißt es: „Millionenverluste, weitere Verschiebungen der Operationen in den ambulanten Bereich und Patienten, die bei planbaren Operationen die Ärzte und Krankenhäuser ihres Vertrauens aufsuchen, bringen das Krankenhaus Sigmaringen in eine bedrohliche Lage.“

Eine Entscheidung treffen

Die Gesellschafter SRH und Landkreis müssten nun schnellstmöglich entscheiden, ob sie das Krankenhaus Sigmaringen bis zur Reform des Gesundheitsministers Karl Lauterbach ins Ziel retten wollten und somit das Krankenhaus Sigmaringen mit finanziellen Mitteln in Millionenhöhe unterstützen oder ob sie die medizinische Versorgung im Landkreis weiter reduzieren würden wie im vergangenen Jahr. „Dann bleibt vom bisherigen medizinischen Angebot in Sigmaringen nicht mehr viel übrig“, ergänzt Lott-Kessler.