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Endlich eine „Musterpräsentation“

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Klinikchef Florian Aschbrenner nannte gute Zahlen und konterte die Kritik daran.  
Klinikchef Florian Aschbrenner nannte gute Zahlen und konterte die Kritik daran.   © Privat

Kliniken-Geschäftsführer Florian Aschbrenner gab jetzt im Kreistag gute Zahlen und Fakten zur Entwicklung der Helios-Amperkliniken bekannt.

Dachau – Was flog den Geschäftsführern der Helios Amper-Kliniken Dachau und Indersdorf in den vergangenen Jahren im Kreistag nicht alles um die Ohren. Die Kreisräte prangerten – zum Teil massiv – die Zustände vor allem im Dachauer Krankenhaus an; sprachen von Pflegenotständen, einer überlasteten Notaufnahme, dass das Haus in Dachau ständig abgemeldet sei und und und....

Klinik-Geschäftsführer kommuniziert entspannt Zahlen

Dazu störte sie die mangelnde Kommunikation des Helios-Konzerns nach außen. Diesmal jedoch griff ein entspannter Kliniken-Geschäftsführer Florian Aschbrenner zum Mikrofon und kommunizierte derart gute Zahlen und Fakten nach außen, dass CSU-Fraktionssprecherin Stephanie Burgmaier „stellenweise den Eindruck“ hatte, „ich höre einer Musterpräsentation zu“.

„Entgegen des bundesweiten Trends“, so Aschbrenner in seinem Rechenschaftsbericht, behandelten die Amper-Kliniken heute 13 Prozent mehr Fälle als in den Corona-Jahren und liegen, was die Auslastung betrifft, nurmehr drei Prozent hinter den Zahlen vor dieser Zeit zurück. „Zurückzuführen ist das auf unsere starke Fokussierung und Spezialisierung, die wir in den letzten Jahren vorangetrieben haben“, so der Klinikenchef.

Die Jahre, als von den 400 belegbaren Betten mangels Pflegekräften phasenweise nur 300 betrieben werden konnten, sind vorbei. Alle 400 werden vorgehalten, wobei sie zu 80 bis 85 Prozent ausgelastet seien, so der Klinikchef. Möglich machte das die Rekrutierung von 32 neuen Pflegekräften.

Die personelle Aufrüstung hat überdies den positiven Effekt, dass die Belastung der Pflegekräfte „objektiv um 37 Prozent“ zurückgegangen sei, so Aschbrenner. Das gilt auch für die Fluktuationsquote, die 2022 bei 5 Prozent und 2023 bislang bei 4,6 Prozent lag. Beide Zahlen liegen unter dem Bundesdurchschnitt von 7 Prozent.

Zahl der Auszubildenden in der Pflege rückläufig

Der Amper-Kliniken-Boss räumte allerdings ein, dass die Anzahl der Auszubildenden in der Pflege rückläufig ist. Oft wurde in der Vergangenheit die Servicequalität der Notaufnahme in Dachau kritisiert. Dem möchte Helios mit der Schaffung einer Stelle eines Chefarztes dort entgegenwirken. „Wir haben schon einen Chefarzt gefunden. Weil er von einem anderen Träger kommt, kann ich den Namen noch nicht nennen“, meinte Aschbrenner.    

„Immer noch zu hoch“ findet der Klinikenchef die Abmeldungen. Immerhin sei es gelungen, die Zeiten zu reduzieren, in denen Patienten nicht in Dachau eingeliefert werden konnten. Das gelte vor allem für die Notaufnahme. Aber: „10,7 Prozent Abmeldungen übers Jahr gerechnet, ist zu viel“, so Aschbrenner. Was die Intensivstation angeht, verwies der Geschäftsführer auf die Häuser in München, wo die Abmeldungen aktuell hoch gingen – mit der Folge, dass „Patienten nach Dachau drücken“.   

50 bis 70 Prozent aller deutschen Krankenhäuser erwirtschaften laut Aschbrenner ein Defizit. Nicht so die Amper-Kliniken. „Wegen der starken Fallzahlen“, so Aschbrenner, warfen die beiden Häuser im Landkreis im vergangenen Jahr einen Gewinn von über neun Millionen Euro vor Steuern ab.

Von 600 Kliniken seien 300 existenzbedroht

In diesem Zusammenhang zitierte Aschbrenner verschiedene Studien. Eine besagt, dass von den 600 größten Kliniken in Deutschland 300 „existenzbedroht“ seien. Eine weitere sagt voraus, dass im Jahr 2030 von den insgesamt 1950 Häusern nur noch 1250 bestehen werden.

Trotz der „wirklich sehr erfreulichen Zahlen“, so Burgamier, trauten einige ihrer Kollegen den Ausführungen Aschbrenners nicht. „Es kann doch nicht sein, dass im Bereich der Pflege alles wunderbar ist“, unkte etwa Peter Heller (Bündnis für Dachau). Er sieht „die Qualität der Pflege durch den Weggang erfahrener Kräfte belastet“. Und dadurch, dass die Pflegekräfte im Dachauer Krankenhaus die Essensausgabe mitmachen müssten (wir berichteten).

SPD-Fraktionssprecherin Marianne Klaffki sprach von Punkten bei der Pflege und bei der Ausbildung von Pflegekräften, die „extremer Verbesserung“ bedürften und benutzte die Begriffe „hohe Wohnabmeldezahlen“ sowie „Personalunterdeckung“. Zudem komme es nicht nur darauf an, wie viele Patienten eine Pflegekraft betreut, sondern auch auf die Schwere der Fälle.

Aschbrenner wollte von Heller wissen, woher er die Info über die erfahrenen Kräfte habe, und verwies diesbezüglich darauf, dass 32 neue Pflegekräfte eine „ordentliche“ Summe sei. Was die Essensausgabe durch die Pflege angeht, habe er festgestellt, dass seine Mitarbeiter „sehr positiv“ mit der Situation umgehen würden. Zudem habe man den bisherigen Servicekräften gute Angebote für die Weiterbildung bis hin zum examinierten Abschluss gemacht. „Und das wird zum Teil wahrgenommen.“

Was die Ausbildung angeht, „machen wir eine ganze Menge“, so der Geschäftsführer. Helios gehe in die Schulen, wobei auch ärztliche Kollegen dabei seien, helfe bei den Bewerbungsunterlagen und sei bei Jobmessen aktiv. Allerdings „geht es auch darum, die Qualität der Bewerbungen zu steigern. Es bringt nichts, wenn wir viele auf dem Weg verlieren. Es gilt, die Abbrecherquote zu reduzieren“.

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