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Ländliche Versorgung

Probleme der Templiner Klinik – Mitarbeiter starten Petition

Templin / Lesedauer: 4 min

Im Sana-Krankenhaus in Templin droht unter anderem der Kinderpraxis das Aus. Die Betriebsratschefin hat den Willen der Mitarbeiter und Bürger auf den Punkt gebracht.
Veröffentlicht:27.10.2023, 09:37

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Kerstin Halbrock, Krankenschwester im Sana-Krankenhaus Templin und Betriebsratsvorsitzende, hat stellvertretend für Klinikmitarbeiter und Bürger der Stadt, eine Petition gestartet.  „Wir sind nicht einverstanden mit der Kündigung der KV RegioMed-Fachbereiche Kardiologie und Gastroenterologie sowie der ambulanten Praxis für Kinderheilkunde am Templiner Krankenhaus durch die Kassenärztliche Vereinigung“, erklärte sie dem Uckermark Kurier. "Ich möchte den Erhalt der überaus wichtigen Kinderarztpraxis und der Praxis für Kardiologie und Gastroenterologie. Diese sind äußerst wichtig, da es in unserer Gegend zu wenig Angebote diesbezüglich gibt“, heißt es in der Petition, die auf der Plattform weact.campact.de gestartet wurde. In nur zwei  Tagen, bis Freitagmorgen 10 Uhr, hatten 2873 Bürger diese Willensbekundung unterstützt.

Kinderarztpraxis liegt besonders am Herzen

„In der Uckermark gibt es immer weniger Gesundheitsangebote. Die Menschen müssen immer weitere Strecken in Kauf nehmen, um zu einem Facharzt zu gelangen. Dies sollte unbedingt vermieden werden“, begründet Kerstin Halbrock ihr Engagement. In Templin werde es in Zukunft nur eine Kinderärztin geben, wenn keine Lösung gefunden werde. Das wäre katastrophal, so Kerstin Halbrock. Sie hoffe, das Sana eine gute Lösung hinbekomme.

Kassenärztliche Vereinigung angesprochen

Die Online-Beschwerde richte sich vor allem an die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg, die gemeinsam mit den Partnern des Ambulant Stationären Zentrums Templin diese zusätzlichen ambulanten Angebote für den Mittelbereich Templin aufgebaut hatte. Nachdem Sana die ebenfalls unter KV-Flagge laufende ambulante geriatrische Komplexbehandlung gekündigt hatte, lief über die KV RegioMed lediglich noch die Abrechnung der nunmehr von der KV gekündigten anderen drei Fachbereiche. Sana hat sich interessiert gezeigt, auch diese ambulanten Angebote zu Kardiologie, Gastroenterologie und die Kinderheilpraxis in Eigenregie weiter zu betreiben. Das Unternehmen braucht nach der Kündigung durch die KV aber einen neuen rechtlichen Rahmen, den derzeit nur die Kassenärztliche Vereinigung als Selbstverwaltung für die ambulante Versorgung geben kann.

Ängste bei Sana-Beschäftigten

„Der Schritt der KV hat viele Ängste unter den Beschäftigten von Sana geschürt“, berichtet Kerstin Halbrock. Was wenn weitere ambulante Fachbereiche für die Region verloren gehen? Schließlich hätten sowohl die Pädiatrie als auch Gastroenterologie und Kardiologie eben wegen der engen Verzahnung mit ambulanten Angeboten in dem kleinen Krankenhaus der Grundversorgung eine Chance bekommen. Viele Veränderungen im Templiner Krankenhaus seien in den vergangenen Jahrzehnten mit dem Abbau von Leistungsangeboten einhergegangen.

Gegen Abbau von Versorgungsleistungen

„Wir wollen nicht, dass irgendwann alle weg sind“, sagt sie, „und dass die Leute zu Fachärzten noch weiter fahren müssen“. Schon jetzt gebe es im Krankenhaus der Grundversorgung keine Urologen, Augen- und HNO-Spezialisten. Je weniger Gesundheitsleistungen vor Ort erbracht werden dürften, umso weniger attraktiv werde das Krankenhaus für Mediziner und Pflegepersonal. Deshalb hatte auch die Belegschaft große Hoffnungen mit einer Klinik als Ambulant Stationäres Zentrum verknüpft, auch die Sicherung ihrer Arbeitsplätze, so die Betriebsratsvorsitzende.  Man hoffte auf eine größere Attraktivität des Versorgungsstandortes und damit eine bessere Versorgung des ländlichen Raumes. „Templin sollte doch ein Flaggschiff werden und nicht die Angebote wieder schrittweise zurückschrauben“, so Kerstin Halbrock. Der Rückzug der KV aus dem Ambulant Stationären Zentrum habe zumindest diese Befürchtung genährt. 

Schleichender Abbau

Aktuell gebe es am Krankenhaus nicht mal mehr eine Gynäkologie und Entbindung, erinnert sie. Die Bereitschaftsdienstpraxis (übrigens immer noch von der KV geführt)  ist nur noch mittwochs und freitags sowie sonnabends und sonntags geöffnet, während anderenorts dort auch dienstags und donnerstags Menschen behandelt werden. Dass dafür zum Teil Fachkräftemangel ins Feld geführt wird, erkläre nach Ansicht der Betriebsratsvorsitzenden nicht alles. Sie wünschte sich mehr Engagement von allen Seiten, das Templiner Krankenhaus als attraktiven Standort für eine berufliche Perspektive in Medizin und Pflege zu erhalten und zu gestalten. Solche Nachrichten wie jetzt von der KV seien da kontraproduktiv. Schließlich gebe es derzeit keine Sicherheiten für Klinikpersonal und Bevölkerung, dass es mit den betroffenen ambulanten Angeboten weiter geht. Denn noch hat der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung nicht getagt.