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Klinikum Erding: Der erste Rettungsanker sitzt

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Harte Arbeit ist nur die Tätigkeit in der Notaufnahme, sondern auch, das Klinikum Erding fit für die Zukunft zu machen, sprich Lauterbachs Reform.
Harte Arbeit ist nur die Tätigkeit in der Notaufnahme, sondern auch, das Klinikum Erding fit für die Zukunft zu machen, sprich Lauterbachs Reform. © Hans Moritz

Das Klinikum Erding erreicht die Notfallstufe II und kann damit bei der Krankenhausreform punkten.

Erding – Dem Klinikum Erding sitzt nicht nur ein laufend wachsender Schuldenberg im Nacken, sondern auch die Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Zuletzt sprach einiges dafür, dass die Häuser in Erding und Dorfen in die erste von drei Versorgungsstufen (ab-)rutschen. Das würde massive Angebotseinbußen zur Folge haben.

Doch nun gibt es einen Silberstreif am Horizont, der erste Rettungsanker ist gesetzt. Das Klinikum erfüllt alle Anforderungen der Notfallstufe II. Das hat der Medizinische Dienst der Kassen soeben bestätigt. Vordergründig heißt das „nur“: Erding steht für eine „erweiterte Notfallversorgung“. Doch schon im Mai hatte Krankenhausdirektor Dr. Dirk Last in unserer Zeitung gewarnt: Ohne Notfallstufe II wird’s bei der Lautbach-Reform schwer. Nun sind die Chancen deutlich gestiegen, als Level-II-Krankenhaus eingestuft zu werden, und damit – wie bisher – als Haus der Regel- und Schwerpunktversorgung.

Doch einfach ist es damit noch lange nicht, die Krankenhausplaner in Berlin zu überzeugen. Nach den Worten Lasts entsprechen 78 Prozent der im Klinikum erbrachten Leistungen dem Level I, also der Grundversorgung. 18 Prozent sind der zweiten Versorgungsstufe zuzuordnen und nur vier der höchsten Stufe, wie sie an sich nur die großen Universitätskliniken wie Großhadern oder rechts der Isar haben. Bei diesen vier Prozent handelt es sich um Eingriffe an der Schlagader, bei denen sich Erding einen Namen gemacht hat.

Bereits im Mai hatte Last erklärt, er sehe die Anforderungen an die Notfallstufe II als erfüllt an. Sie beinhalten nach einer Aufstellung von Klinik-Sprecher Markus Hautmann, dass eine Mindestanzahl gewisser Fachabteilungen aus den Bereichen Neurochirurgie, Unfallchirurgie, Orthopädie, Gynäkologie, Geburtshilfe, Neurologie, Kardiologie und Gastroenterologie vorgehalten werden. Zusätzlich dazu müssen, so Hautmann weiter, zwei Fächer aus den Bereichen Pneumologie, Pädiatrie, Kinderkardiologie, Neonatologie, Kinderchirurgie, Gefäßchirurgie, Urologie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Augenheilkunde, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Hämatoonkologie abgedeckt sein.

Eine rund um die Uhr verfügbare gastroenterologische interventionelle Rufbereitschaft, die Möglichkeit zur Koronarangiografie 24/7 und eine Aufnahmestation mit mindestens sechs Betten in unmittelbarer Nähe der Notaufnahme seien ebenfalls vorzuhalten.

Die Schlaganfalleinheit am Klinikum Erding rundet dieses Angebot zur Notfallversorgung ab. Hier gibt es eine telemedizinische Verbindung zu Krankenhäusern der Stufe III, das sogenannte Tempis-Schlaganfall-Netzwerk.

Landrat Martin Bayerstorfer ist froh über die Zertifizierung durch die Kassen. „Das ist ein wesentlicher Schritt, um die Leistungsfähigkeit des Klinikums auch in Zukunft zu erhalten und weiter zu steigern.“ Lauterbachs Level II sei „von höchster Bedeutung für eine hochwertige medizinische Versorgung in der Region“.

Und der Landrat fühlt sich in seiner Strategie, das Behandlungsspektrum immer breiter aufzufächern, bestätigt: „Es zeigt sich, dass die einst viel diskutierte und oftmals kritisch betrachtete Diversifizierung des Leistungsspektrums die richtige Strategie war, um uns für die Zukunft aufzustellen.“ Nun ist er überzeugt, „dass wir aus der Reform, wie immer sie letztendlich auch gestaltet sein mag, gestärkt hervorgehen werden“.

Das wird sich zeigen, denn es bleibt unter anderem das Problem der Mindermengenregelung: Bestimmte Leistungen sollen nur noch vergütet werden, wenn sie in einer bestimmten Zahl erbracht werden – etwa mindestens 100 Brustkrebs-Patientinnen pro Jahr. Diesen Wert verfehlt Erding. Und deswegen bleibt es ein – bis dato politisch undenkbares – Szenario, mit den Nachbarkliniken Ebersberg und Freising zu kooperieren. Im Norden lauert – neben dem Spitzenmedizin-Standort München – zudem eine große, neu formierte Konkurrenz: Die Krankenhäuser in Landshut sind soeben unter ein gemeinsames Dach geschlüpft – nicht zuletzt, um eigenständig zu bleiben.

Nächstes großes Projekt in Erding ist die Erweiterung der Notaufnahme. Auch damit will man bei Lauterbach punkten.

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