Es wird Brandenburgs teuerster Neubau seit dem BER-Flughafen: Für 1,5 Milliarden Euro will Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ein neues Klinikum bauen – und das alte komplett abreißen. Doch jetzt gibt es Zoff mit dem Stadtparlament.
„Todes-Klinik“, „Skandal-Krankenhaus“ – seit fast 50 Patienten bei einem internen Corona-Ausbruch starben, hat das Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum (EvB) einen schlechten Ruf. Die Chefs mussten gehen, der Staatsanwalt kam. Das Robert-Koch-Institut und eine Untersuchungs-Kommission bescheinigten dem DDR-Plattenbau miserable Bausubstanz und Hygiene, ein
Sanieren oder neu bauen, wollten die Stadtverordneten wissen. Die Studie einer Beraterfirma kommt jetzt zum Schluss: Ein kompletter Neubau ist die beste Lösung. Grund: die Sanierung des alten Standorts in der Innenstadt würde 20 (!) Jahre dauern – und den laufenden Klinikbetrieb unzumutbar einschränken.
Ein Neubau hingegen stünde nach 10–12 Jahren, meinen die Studien-Macher. Sie schlagen drei Standorte am Potsdamer Stadtrand vor. Rathaus-Chef Schubert ist dafür, die neuen Klinik-Chefs auch. Aber nicht das Stadtparlament, dass über den Neubau entscheiden muss.
„Das machen wir so nicht mit“, sagte Stadtverordneten-Chef Pete Heuer (56, SPD) zur B.Z., „weder während noch nach der Vorstellung der Studie wurde uns das Untersuchungsergebnis überreicht. Deshalb können wir uns keine Meinung bilden, ob ein Neubau nötig ist. Und müssen es wirklich 1.100 Betten sein?“
Ungeklärt ist auch die Finanzierung. Parlaments-Chef Heuer: „Potsdam kann nur einen kleinen Teil der 1,5 Milliarden aufbringen. Das ist Sache des Landes.“ Doch Brandenburgs Gesundheitsministerium zahlt nur 110 Millionen Euro jährlich – für alle Krankenhaus-Investitionen im Land. Zu Potsdams Neubauplänen schweigt es – „weil wir die Studie nicht kennen.“
Rathaus-Chef Schubert verspricht: Ministerium und Stadtparlament bekommen bald eine Kurzfassung der Untersuchung. Ein Jahr lang sollen Potsdamer und Klinik-Personal dann über Neubau und Standort diskutieren. Genug Zeit, nach Geldquellen für den Milliarden-Bau zu suchen – der hoffentlich nicht so lange dauert wie der BER-Flughafen.