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Insolvenz zieht Stellenabbau nach sich

St.-Vincenz-Kliniken entlassen 108 Mitarbeiter

Paderborn/Salzkotten

Die St.-Vincenz-Krankenhaus GmbH mit ihren drei Standorten in Paderborn und Salzkotten wird im Zuge der Insolvenz zahlreiche Stellen abbauen. Das teilte die Geschäftsführung am Montag (20. November) mit.

Auch das St. Vincenz-Krankenhaus in Paderborn ist betroffen vom Stellenabbau. Insgesamt werden an den drei Standorten in Paderborn und Salzkotten 108 Mitarbeiter entlassen.
Auch das St. Vincenz-Krankenhaus in Paderborn ist betroffen vom Stellenabbau. Insgesamt werden an den drei Standorten in Paderborn und Salzkotten 108 Mitarbeiter entlassen. Foto: Oliver Schwabe

„Alle Berechnungen der Sanierungsexperten weisen in unserem Krankenhaus einen zu hohen Personalstamm auf. Daher ist es zu unserem großen Bedauern unvermeidbar, insgesamt 87 Vollzeitstellen in unseren Kliniken abzubauen. Hinter dieser Zahl verbergen sich 108 Betroffene“, erklärt Markus Funk, Sprecher der Geschäftsführung. 

Stellen müssten in allen Bereichen des Hauses abgebaut werden – mit Ausnahme des Ärztlichen Dienstes und der examinierten Pflegefachkräfte. Auszubildende beziehungsweise Schüler seien nicht betroffen. „Diese Entscheidung fällt uns als Klinikleitung sehr schwer. Denn das, was ein Krankenhaus ausmacht, das sind die Menschen, die Tag und Nacht für die Patientinnen und Patienten da sind“, betont Geschäftsführerin Sr. Bernadette M. Putz.

Die St.-Vincenz-Kliniken hatten Ende Juli die Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Seitdem erarbeiten Geschäftsführung, Generalbevollmächtigte und Sanierungsexperten ein Konzept, um den Schwerpunktversorger für die Region Paderborn für die Zukunft nachhaltig aufzustellen. Die Kliniken umfassen das Haupthaus in Paderborn, das St. Josefs-Krankenhaus in Salzkotten und die Frauen- und Kinderklinik St. Louise in Paderborn.

„Stellenabbau auf vergleichsweise moderatem Niveau“

Die Entscheidung, welche Mitarbeitenden das Krankenhaus verlassen müssen, sei in enger Abstimmung mit der Mitarbeitervertretung und anhand fest definierter Sozialauswahl-Kriterien getroffen worden. Am Montag seien zunächst die Führungskräfte persönlich über die Situation informiert worden und danach die komplette Mitarbeiterschaft, teilte die Geschäftsführerin mit. „Die individuellen Gespräche mit den Betroffenen laufen“, heißt es in der Mitteilung weiter. 

Die Kliniken halten das Vorgehen mit „großen Bedauern für unvermeidbar“ und sind dennoch „dankbar“, dass sie den „Stellenabbau auf diesem vergleichsweise moderaten Niveau halten können“. In diesem Zusammenhang weisen die Verantwortlichen darauf hin, dass etwa 3,6 Prozent der 3000 Mitarbeiter von der Maßnahme betroffen seien, und ziehen Vergleiche. 

So verweist die St.-Vincenz-Krankenhaus GmbH auf das Krankenhaus in Holzminden, wo 320 der 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen werden müssten. Zudem stünden Entlassungen bei der Kplus-Gruppe in Solingen, Hilden und Haan an, in Summe 1500 Menschen, die ihren Job verlören. „Zahlreiche, gleichzeitig auftretende Krisen und Unsicherheiten aufgrund gesundheitspolitischer Entscheidungen machen vor fast keinem Krankenhaus halt“, heißt es in der Pressemitteilung weiter. 

„Es hilft niemandem, wenn wir warten“

Funk betonte, dass es nicht gelingen könne, die Kliniken „unter vollständigem Erhalt der bestehenden Belegschaft finanziell auf stabile Füße zu stellen“. Über den Zeitpunkt für diesen notwendigen Schritt habe das Unternehmen lange nachgedacht, stellte Funk klar. Doch letztlich gäbe es für eine solche Entscheidung keinen richtigen Zeitpunkt:  „Es hilft niemandem, wenn wir bis zum kommenden Jahr warten. Diese Maßnahmen sind zwingend erforderlich, um das Krankenhaus zeitnah wirtschaftlich zu stabilisieren.“

Die Entscheidung sei unabhängig davon, welcher Weg von der Gläubiger-Versammlung am 12. Dezember eingeschlagen werde, gefallen. In dem Ausschuss wird über die zukünftige Trägerschaft beraten. Eine Entscheidung hierzu sei laut dem Unternehmen bis Mitte Dezember zu erwarten.

Wie geht es nun für die betroffenen Mitarbeiter weiter?

Den weiteren Angaben zufolge haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit, zum 1. Dezember in eine Transfergesellschaft zu wechseln. „Wir sind froh, dass wir für die Betroffenen durch die Transfergesellschaft eine bessere soziale Abfederung, eine im Bedarfsfall länger ausgerichtete finanzielle Unterstützung sowie gezielte Qualifizierungsangebote sicherstellen können“, sagt Sr. Bernadette. 

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