Norden - Jetzt planen Norder den großen Aufstand gegen die Schließung der Ubbo-Emmius-Klinik (UEK), und der Protest wird von Vertretern aller politischen Richtungen sowie gesellschaftlichen Schichten getragen. Das ist der Eindruck einer Versammlung kritischer Einwohnerinnen und Einwohner, die am Montagabend nicht nur ihren Protest formulierten, sondern auch konkrete Schritte zur Umsetzung einleiteten. Auf vier Säulen soll die Kampagne stehen, mit der die Norder Druck auf den Landkreis Aurich und die Trägergesellschaft auszuüben wollen: der Klageweg, Demonstrationen, eine Positionierung der städtischen Politik und Bündnisse mit Aktionen ähnlicher Art in anderen Städten. Den Tenor formulierte Axel Schönian, Vorsitzender des UEK-Fördervereins: Landkreis-Politik und Trägergesellschaft „müssen Angst kriegen.“
Vertreter aller Parteien dabei
Initiator der Veranstaltung war Walter Zuber, Vorsitzender des Norder Grünen-Ortsverbandes, der aber sofort feststellte, dass nicht die Grünen alleine hinter dem Protest stehen wollen: „Wir haben überparteilich eingeladen.“ In der Tat stellte sich danach heraus, dass unter den fast 100 Teilnehmern der Veranstaltung nicht nur Vertreter aller politischen Richtungen in Norden beteiligt waren, sondern auch von Gruppierungen in Emden. In Emden, so klang in mehreren Wortbeiträgen an, fürchte man für das Klinikum ein ähnliches Schicksal wie in Norden.
Denn die Entwicklung des UEK sei die Folge einer jahrelangen Politik zugunsten eines Zentralklinikums oder eines vergrößerten Krankenhauses in Aurich gewesen, lautete ein häufiger Kritikpunkt. Dabei hätten Vertreter von Politik und Verwaltung des Landkreises Aurich ihr Wort gebrochen, das Norder UEK bis zur Eröffnung eines Zentralklinikums weiterzubetreiben. Mehr noch, so beklagte etwa Helmut Hagemeister vom Vorstand des UEK-Fördervereins, sei in den vergangenen Jahren „de facto“ alles zerstört worden, was das Norder Klinikum gestärkt habe. Das Krankenhaus sei bewusst nicht weiterentwickelt worden. „In dem Bereich ist unheimlich viel gelogen worden“, sagte Hagemeister. „Es wurde mal festgehalten, dass das Krankenhaus erhalten bleibt.“
15 Teilnehmer des Abends erklärten sich spontan bereit, in einem Ausschuss das weitere Vorgehen konkret zu planen. Es sind: Walter Zuber, Mareike Ziegler, Anke Lohmann, Günter Beyer, Helmut Hagemeister, Hayo Wiebersiek, Marion Poniewasz, Regina Körholz, Martina Tepaß-Korn, Ulrike Hölzle, Knut Richter, Friedrich Paulsen, Johann Kampen, Haidy Niehaus. Sie wollen am Donnerstag erstmals tagen – erst einmal ohne Öffentlichkeit.
Für den Stadtrat in Norden formulierte die Versammlung einen Antrag, der über Bürgermeister Florian Eiben ins Stadtparlament zur Beratung kommt. Der Text: „Der Bürgermeister wird beauftragt, auf den Landkreis und die Trägergesellschaft des Krankenhauses Norden einzuwirken, dieses bis zur Inbetriebnahme der Zentralklinik in Uthwerdum auf dem medizinischen und technischen Stand mit mindestens den funktionsfähigen Abteilungen Innere und Chirurgie sowie einer Notfallversorgen rund um die Uhr gemäß den Richtlinien des G-BA weiter zu betreiben. Der Rat beauftragt den Bürgermeister, die Stadt an der Klage der durch die Schließung des Norder Krankenhauses in ihren Rechten verletzten Bürgerinnen und Bürger gegen den Landkreis am Kostenrisiko angemessen zu beteiligen.“
Hilfsfristen nicht einzuhalten
Größte Befürchtung für den Fall, dass das UEK zu einem Regionalen Gesundheitszentrum schrumpft, war der Wegfall einer wirksamen Notfall-Versorgung. Darin steckte die Angst, dass für 50.000 Menschen gesetzliche Hilfsfristen nicht mehr eingehalten werden könnten, wie Helmut Hagemeister als Diskussionsleiter zusammenfasste. Die Neurologin Mareike Ziegler, aber auch der Frauenarzt Bernd Schwitters erklärten, dass es für die Region Norden in dem Fall keine intensivmedizinische Unfallversorgung mit der Hilfsfrist von 15 Minuten mehr geben werde. Wer ohne das UEK in Norden in Not kommt, könne nicht versorgt werden, sagte Mareike Ziegler: „Die Menschen sind tot.“
Die Notfall-Versorgung sei bereits jetzt lückenhaft und fraglich, stellten Besucher der Veranstaltung fest und schilderten eigene Erlebnisse mit extremen Wartezeiten bei Notfällen und Irrfahrten im Rettungswagen. Solche Erfahrungen seien nicht ungewöhnlich, bekräftigte Helmut Hagemeister, denn die Notfallversorgung im Landkreis sei insgesamt bereits „auf der Kante genäht“, meinte er. „Wenn da noch ein Baustein rausbricht, dann irren die RTWs herum.“
UEK bereits jetzt schwach
Auch der UEK-Fördervereinsvorsitzende Axel Schönian betonte, dass das Krankenhaus nach seiner Erfahrung bereits jetzt sehr schwach sei. Es reiche zur Zeit nicht einmal, es einfach instand zu halten, um die medizinische Versorgung der Region Norden zu gewährleisten. „Es gehört hochgefahren.“ In vielen Gesprächen habe er um Verbesserungen gebeten und festgestellt, dass die finanziellen Probleme „nicht Zufall, sondern ausgemacht“ seien. „Mit Freundlichkeit erreicht man nichts“, war sein Schluss.