Krankenhaus-Misere: Harte Kritik an HSK in Wiesbaden

Merkurist-Leser berichten von „unzumutbaren Zuständen“ auf der Kinderstation der „Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken“ in Wiesbaden. Wie äußert sich das Unternehmen dazu?

Krankenhaus-Misere: Harte Kritik an HSK in Wiesbaden

Dass viele Krankenhäuser in Deutschland in der Krise stecken, haben die vergangenen Jahre und die Corona-Pandemie mehr als deutlich gezeigt. Personalmangel, lange Wartezeiten und verschobene Operationen sind oft keine Ausnahmen mehr. In den „Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken“ (HSK) in Wiesbaden scheint dieses Problem laut einer Merkurist-Leserin besonders gravierend zu sein.

Deutliche Kritik an HSK

Der Vorwurf von Merkurist-Leserin Cynthia ist deutlich. Sie sagt, dass in den HSK teils „unzumutbare Zustände“ herrschen würden, insbesondere auf der Kinderstation. Die Zimmer seien „marode“, das Essen „unzumutbar“ und es ginge „unhygienisch“ zu. Zudem sei eine der zwei Kinderstationen aufgrund von zu vielen Krankmeldungen geschlossen worden.

Auf der noch verbleibenden Kinderstation sei es „an der Tagesordnung“, dass eine Pflegekraft für 16 Säuglinge zuständig sei, so ihre Beobachtung und Erzählungen von Mitarbeitern. Blutproben und Urinproben lägen häufig lange herum und würden nicht untersucht. Einige Ergebnisse würden nicht eingetragen, sodass Untersuchungen an Kindern und Säuglingen wiederholt werden müssten.

Assistenzärzte könnten häufig keine klaren Aussagen treffen, oft würden die Eltern über die Ergebnisse ihrer Kinder im Dunkeln gelassen. Insgesamt sei die Kommunikation zwischen Ärzten und Pflegern „eine Katastrophe“, Auszubildende hingegen säßen oft gelangweilt herum. Das schüre zusätzliche Unsicherheit bei den Eltern. Beim Personal insgesamt erlebe man bis auf wenige Ausnahmen „sehr viel Inkompetenz und Unfreundlichkeit“.

Gegensätzliche Reaktionen bei Merkurist-Lesern

Bei den anderen Merkurist-Lesern stoßen diese Berichte auf gemischte Reaktionen. Einige stimmen den Vorwürfen zu und erzählen von ihren eigenen Erfahrungen. So sei das Kind eines Lesers mit dem RS-Virus in die HSK gekommen und hätte sich dort mit einem anderen Erreger angesteckt. Andere Leserinnen berichten davon, dass sie ihre kranken Säuglinge und Kleinkinder allein im Zimmer lassen mussten, weil es für sie als Eltern keine Gelegenheit gegeben habe, im Krankenzimmer zu duschen oder zu essen.

Andere Merkurist-Leser nehmen das Personal der HSK in Schutz. Nicht die Mitarbeiter seien schuld an Versorgungslücken, sondern das deutsche Gesundheitssystem insgesamt. Ähnliche Probleme gebe es in vielen Krankenhäusern, insbesondere Kinderkliniken. Einige sehen in diesem Zusammenhang eine besondere Verantwortung beim privaten Krankenhausträger Helios.

Das sagen die HSK zu den Vorwürfen

Doch was sagen die HSK dazu? Wir haben bei einem Sprecher der Helios-Verwaltung in Hessen nachgefragt. Dieser versichert, dass jederzeit alle Stationen der Kinderklinik in Betrieb gewesen seien. Allerdings hätten die Stationen in der Vergangenheit „wegen kurzfristigem und unvorhersehbarem Pflegepersonalmangel“ um einige Betten reduziert werden müssen. Das sei nun aber nicht mehr der Fall. „Aktuell sind fast alle Stellen besetzt und es wurden und werden weiterhin neue Stellen geschaffen.“

Mit 16 Säuglingen, die eine Pflegekraft pro Schicht betreuen muss, scheint die Aussage von Merkurist-Leserin Cynthia jedoch nicht allzu weit von der Realität entfernt – zumindest, wenn man von der Nachtschicht ausgeht. „Für die Betreuung von Kindern gelten sogenannte Pflegeuntergrenzen, nach denen wir unsere Personalkapazität planen“, so der Helios-Sprecher. Diese liegen laut Bundesgesundheitsministerium in der Gynäkologie und Geburtshilfe bei 7,5 Patienten pro Pflegekraft in der Tagschicht. In der Nachtschicht sind es 15 Patienten pro Pflegekraft. Auf der Kinderintensivstation dürfte eine Pflegekraft tagsüber jedoch nur zwei und nachts drei Patienten betreuen.

Mehrere Beschwerden eingegangen

Zu herumliegenden Blut- und Urinproben sei Helios nichts bekannt. Ein elektronisches Meldesystem sorge dafür, dass alle Proben abgeholt und untersucht würden. Aber: „In Einzelfällen kann es trotz adäquater Vorgehensweise zur Wiederholung von Untersuchungen kommen.“ Auch beim Zustand der Zimmer räumt das Unternehmen Verbesserungsbedarf ein. Obwohl die Räume der Kinderklinik eine „adäquate und leitliniengerechte Behandlung“ erlauben würden, sei das Gebäude der Helios HSK insgesamt nicht mehr als zeitgemäß zu bezeichnen. Der Umzug der Kinderklinik in den Neubau der HSK sei für Ende 2023 geplant.

Auf die Frage, ob bereits Beschwerden über die Situation in der HSK-Kinderklinik eingegangen seien und welche Schritte unternommen wurden, um die Situation vor Ort zu verbessern, äußert sich Helios hingegen eher vage. Zwar gibt der Sprecher an, dass seit Jahresbeginn 2023 vier Beschwerden eingegangen und beantwortet worden seien. Generell werde jede eingehende Beschwerde ausgewertet, bearbeitet und und beantwortet. Zudem könnten die Patienten ihren Aufenthalt anhand eines Servicemonitors bewerten. Ob aus den Beschwerden jedoch konkrete Veränderungen entstanden sind, verrät das Unternehmen nicht.

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