So steht es um die Finanzen der Kreiskliniken Herford-Bünde

Kreis Herford. Die Kliniken in OWL schlagen Alarm. Jüngst wurde bekannt, dass an den Mühlenkreiskliniken 26 Millionen Euro fehlen. Gleichzeitig blicken viele Krankenhaus-Träger in OWL mit Sorge auf die anstehende Krankenhausplanung. Sie sei zur finanziellen Entlastung der Kliniken nicht geeignet, hieß es kürzlich in einem NW-Bericht. An den Kreis-Kliniken Herford-Bünde – das ist seit Anfang 2023 der gemeinsame Name des Klinikums Herford und des Lukas-Krankenhauses – gibt es dazu eine andere Auffassung. Auch die finanzielle Situation der Kreiskliniken ist, Vorstandssprecher Peter Hutmacher zufolge, &bdquo;nicht gut, aber auch nicht dramatisch“. Grundsätzlich stehen die Krankenhäuser finanziell auf zwei Standbeinen: Bauliche Investitionen und Geräte bezahlt das Land. Allerdings handelt es sich um eine deutliche Unterfinanzierung, was dazu geführt hat, dass grundlegende Sanierungen an den Krankenhäusern in NRW oft erst nach 50 Jahren möglich sind. Deshalb gibt es auch heute noch Häuser, die keine innenliegenden Nasszellen oder weiterhin Einfachverglasungen in den Fenstern haben. Die Personalkosten werden hingegen über Fallpauschalen von den Krankenkassen getragen und von der Systematik her bundeseinheitlich über den Bund gesteuert. Derzeit ist die Krankenhausplanung Ländersache: Das heißt, das Land gibt die qualitativen und strukturellen Bedingungen vor, die ein Krankenhaus im Rahmen seines Versorgungsauftrags erfüllen muss. Bei steigenden Kosten – Stichworte: Inflation, Energie, Personal – lassen sich die gesetzlichen Vorgaben auf der einen Seite und die Finanzierung auf der anderen Seite nicht mehr in Einklang bringen. Das soll eine bessere Verzahnung der Systeme von Bund und Ländern ändern: Krankenhausplanung, Investitionen, Fördermittel und die Finanzierung über das Fallpauschalen-System sollen stärker ineinandergreifen. &bdquo;Ich bin wirklich sehr zuversichtlich, dass Bundesländer und Bund in diesem Jahr eine Lösung für eine gemeinsame Richtung finden werden“, sagt Vorstandssprecher Peter Hutmacher, der sich klar für eine gemeinsame Krankenhausplanung von Bund und Ländern – in Anlehnung an die Krankenhausplanung NRW – ausspricht. Der Grund: &bdquo;Wir haben eine Unterfinanzierung, wir haben Fachkräftemangel, und wenn wir nicht alle, die wir im Gesundheitswesen versichert sind, in einigen Jahren 20 bis 25 Prozent Krankenversicherungsbeitrag zahlen wollen, muss sich was verändern. Dazu müssen wir an die Strukturen ran.“ Fachärzte werden dann an weniger Standorten benötigt Klar ist für Hutmacher, dass es bei einer solchen Planung immer auch Defizite gibt. Die Richtung sei aber die richtige und die sei auch von der gemeinsamen Vertretung der Krankenhäuser mit den Krankenkassen und dem Gesundheitsministerium abgestimmt. Genauer: Es wird einen Konzentrationsprozess in der Art geben, dass nicht mehr alle Leistungen an allen Standorten angeboten werden. Als Beispiel nennt Hutmacher planbare orthopädische Revisionseingriffe, für die Fachärzte nötig sind. Längere Wege zum geplanten Eingriff seien in diesen Fällen kein Problem, sagt Hutmacher. Und bei vielen anderen Leistungsgruppen, insgesamt gibt es gut 60, sei das bei planbaren Versorgungen ähnlich. &bdquo;Wir stehen hinter der Krankenhausplanung.“ Der Vorstandssprecher räumt ein, dass dabei nicht alle Krankenhäuser in NRW werden bestehen können. &bdquo;Das ist aber so gewollt, das ist eine Strukturreform, die notwendig ist.“ Das bedeute aber nicht, dass es in der Fläche keine Grund- und Regelversorgung mehr gebe. &bdquo;Darauf achtet das Gesundheitsministerium sehr. Ich sehe da keinen dramatischen Kahlschlag.“ Fachärzte werden dann an weniger Standorten benötigt Die Kreiskliniken Herford-Bünde haben allerdings auch einen Teil des Prozesses bereits geleistet: Als das Lukas-Krankenhaus 2018 zahlreiche Abgänge von Chefärzten, dadurch weniger Patienten und weniger Einnahmen hatte, stieg der Kreis mit 25,1 Prozent in die Trägerschaft ein. Daraus entwickelte sich die engere Zusammenarbeit mit dem Klinikum und schließlich die Fusion beider Häuser, die mit dem 1. Januar 2023 rechtlich abgeschlossen ist. Ende dieses Jahres werden beide Standorte auf ein gemeinsames IT-System umstellen, das Konsilwesen läuft bereits im Austausch, etwa in der Strahlentherapie. Mit der IT-Umstellung wird es online möglich sein, dass sich die Ärzte an beiden Standorten die Fälle auf ihren Bildschirmen mit allen Daten gleichzeitig ansehen können. Alle Gremien, von der Unternehmens- bis zur Abteilungsleitung, sind bereits zusammengelegt. Es gibt auch eine gemeinsame Hygienekommission. Die Reform mit der Konzentration von Fachleistungen an nur weniger Krankenhäusern wird Hutmacher zufolge unter anderem den Vorteil haben, dass Fördermittel frei werden. Kliniken, die bisher unterfinanziert waren, werden nach seiner Einschätzung dann eine höhere Förderung bekommen. Und wenn die Kliniken in OWL Fachärzte für bestimmte Leistungsgruppen nur noch an drei statt an sechs Standorten benötigen, komme das den Häusern zugute, die diese Leistungen anbieten. Stichwort: Fachkräftemangel. In der Pandemie fehlte es 2021 und 2022 an finanzieller Unterstützung Für 2022 und 2023 hat der Kreis Herford sechs Millionen Euro zur Unterstützung der Kreiskliniken in seinem Haushalt vorgesehen, deutlich mehr als in den Vorjahren. Ob die Einrichtung das Geld komplett benötigt, ist unklar: Der Jahresabschluss 2022 liegt derzeit bei den Wirtschaftsprüfern, das Ergebnis werde dem Verwaltungsrat voraussichtlich im August vorgelegt, sagt Hutmacher. Ihm zufolge ist 2022 und wird 2023 pandemiebedingt eine hohe Deckungslücke bei fast allen Krankenhäusern entstehen. Grund sei, dass der Bund für 2022 nur noch zeitweise eine Freihaltepauschale für verschobene planbare Operationen gezahlt hat – und 2023 gar nicht mehr. Vor allem Anfang 2022 habe die Omikron-Welle jedoch zu extrem hohen Covid-Fallzahlen geführt und damit zur Notwendigkeit, planbare Operationen zu verschieben.

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