Eine Hebamme hört die Herztöne eines Babys ab.
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Wegen der prekären Personalsituation und der finanziellen Lage gibt die Anregiomed Klinik Rothenburg ob der Tauber ihre Geburtshilfe auf.

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Anregiomed Klinik Rothenburg gibt Geburtshilfe auf

Ab Juli gibt es in Rothenburg keine Geburtshilfe und keine Gynäkologie mehr. Grund sei die prekäre Personal- und Finanzlage. Nach der Schließung der Geburtsstation in Dinkelsbühl bleibt Ansbach als einzige Anregiomed-Klinik für werdende Mütter.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Die Anregiomed Klinik Rothenburg ob der Tauber gibt Ende Juni ihre Geburtshilfe und Gynäkologie auf. Die Schließung der Station ist die Folge von der prekären Personalsituation und der angespannten finanziellen Lage des Klinikunternehmens, heißt es von Anregiomed-Vorstand Gerhard Sontheimer in einer Mitteilung am Dienstagabend.

Weniger Geburten in Rothenburg

Gleichzeitig seien die Geburtenzahlen in Rothenburg stark zurückgegangen. Waren es 2017 noch 606 Geburten, verzeichnete das Klinikum 2022 nur noch 175, heißt es von Anregiomed. Mit ein Grund dafür war möglicherweise, dass der Kreißsaal aus Personalnot in der Vergangenheit zeitweise geschlossen werden musste. Und das, obwohl ein neues Hebammenteam aufgebaut wurde und im Herbst ein neuer Oberarzt in Rothenburg angefangen hatte.

"Geburtshilfe ist Vertrauenssache, aber das gilt an 365 Tagen im Jahr, für 24 Stunden am Tag", erklärt Anregiomed-Vorstand Sontheimer. Das sei so nicht mehr möglich.

Entscheidung unumgänglich

Zusätzlich zur Personalproblematik habe die Station den Klinikverbund im vergangenen Jahr mit drei Millionen Euro belastet. Die Entscheidung, die der Verwaltungsrat am Montagabend in seiner Sitzung getroffen hat, war damit unumgänglich, heißt es von Sontheimer. Seit Jahren schreibt der Klinikverbund Anregiomed rote Zahlen. Das Defizit im Jahr 2022 lag im zweistelligen Millionenbereich.

Dem Personal wollte man eine gute Lösung anbieten, so der Vorstand weiter. Er gehe davon aus, dass man die Beschäftigten in einem anderen Bereich oder an einem anderen Standort unterbringe.

Oberbürgermeister bedauert Schließung

Oberbürgermeister Markus Naser (Freie Wähler) bedauert die Schließung von Geburtshilfe und Gynäkologie im Anregiomed-Klinikum in Rothenburg ob der Tauber (Lkr. Ansbach). Damit werde es ab Juli auf dem Papier keine neuen gebürtigen Rothenburgerinnen und Rothenburger geben. Dennoch müsse man die Entscheidung angesichts des Rückgangs der Geburten akzeptieren.

In diesem Zusammenhang betont der Rathauschef allerdings, dass er "keine weitere Kröte" schlucken wolle, also keine weiteren Stationsschließungen in Rothenburg hinnehmen werde. Auf Nachfrage bei Klinikvorstand Gerhard Sontheimer wird es das nicht geben. Im Gegenteil: Er vermutet, dass die Schließung der Geburtshilfe und Gynäkologie in Rothenburg den Standort für die Zukunft stärkt.

Wohin mit werdenden Müttern?

Von Rothenburg aus sind die nächsten Geburtenstationen in Ansbach, Crailsheim oder Neustadt an der Aisch. Mütter, die ab Juli in Rothenburg entbinden wollten, sollen persönlich über die Schließung informiert werden. Nach den Pfingstferien will Anregiomed in einer Veranstaltung zusammen mit dem Förderverein Mediroth über die Entscheidung informieren.

BR-Reporterin Annika Svitil vor Ort in Rothenburg ob der Tauber.
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Ab Juli gibt es in der Anregiomed-Klinik in Rothenburg keine Geburtshilfe und Gynäkologie mehr.

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