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DOI: 10.1055/s-0043-1768107
Implementierung des OPS-Codes für ernährungsmedizinische Komplexbehandlung auf einer Pilotstation der Inneren Medizin
Einleitung Ab dem 1. Januar 2019 wurde vom Deutschen Institut für Dokumentation und Information in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin der OPS-Code für ernährungsmedizinische Komplexbehandlung 8-98j eingeführt. Strukturierte Vorgaben und Anforderungen ernährungstherapeutischer Maßnahmen sollen den damit verbundenen Aufwand erlösrelevant abbilden [1]. Als Kalkulationskrankenhaus hat das Universitätsklinikum Heidelberg auf einer Pilotstation der Inneren Medizin den OPS-Code implementiert.
Methodik Vom Mai 2022 bis Januar 2023 wurden 504 stationäre Aufnahmen vom Ernährungsteam mit dem Nutritional Risk Screening (NRS) gescreent. Das Ernährungsteam bestand aus 2 Fachärztinnen für Ernährungsmedizin und 4 Ernährungswissenschaftlerinnen/Ökotrophologinnen. Bei der Aufnahme wurden BMI, BIA, Handkraftmessung und Ernährungsanamnese erfasst sowie ernährungsmedizinische Maßnahmen eingeleitet. BMI und Handkraft wurden wöchentlich kontrolliert.
Ergebnisse 81 (16.1%) Fälle (Alter 54.3±16.8 Jahre; 35% Männer/65% Frauen) erfüllten die Grundanforderung mit NRS≥3 (4.6±1.1; NRS=3 21%, NRS=4 23.5%, NRS=5 36%, NRS=6 18.5%, NRS=7 1%). Der Aufnahme-BMI lag bei 20.0± 5.1 kg/m2. Eine BIA konnte in 33 Fällen (41%) gemessen werden (Phasenwinkel 4.2±1.1°). Die Aufnahme-Handkraft betrug 22.9±13.5 kg. Die Ernährungsanamnese im Basisassessment ergab eine orale Nahrungsaufnahme von 50.7±34.8% des Bedarfs. Als ernährungsmedizinische Maßnahme erhielten 49.4% Trinkzusatznahrung, 7.4% wurden enteral und 50.6% parenteral ernährt. Unter zusätzlichen sonstigen Maßnahmen wurde in 2.5% der Fälle eine Wunschkostbesprechung durchgeführt, in 8.6% zu eindickenden Maßnahmen aufgeklärt und in 23.5% die oralen Supplemente angepasst. 65.4% benötigten keine weiteren Maßnahmen. In der ersten Woche waren BMI und Handkraft vergleichbar zur Aufnahme (BMI 20.0±4.8 kg/m2, n=81, p=0.79; Handkraft 23.2±12.2 kg, n=22, p=0.50). In der zweiten Woche stieg der BMI (20.5±4.59 kg/m², n=46, p=0.01), die Handkraft blieb unverändert (19.5±9.9 kg, n=24; p=0.43). Die Liegedauer betrug 15.6±16.3 Tage. Bis Entlassung stieg der BMI auf 20.5±5.2 kg/m2 (n=80; p=0.002). Im Rahmen der Komplexbehandlung wurde in 11.1% Trinkzusatznahrung, in 2.5% enterale und in 37% eine weiterführende parenterale Ernährung empfohlen.
Zusammenfassung Insgesamt lassen sich mit dem OPS-Code die ernährungsmedizinischen Anforderungen und Maßnahmen gut erfassen. Von der Implementierung profitieren insbesondere mangelernährte Patienten. Implementierungsschwierigkeiten bestanden im hohen Arbeits- und Dokumentationsaufwand sowie in der Einhaltung der zeitlichen Fristen. Ebenso wird fortlaufende ernährungsmedizinische Schulung der stationären Pflegekräfte benötigt. Anzumerken ist, dass der OPS-Code die Erfassung von privat versicherten Patienten nicht ermöglicht.
Publication History
Article published online:
26 May 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Müller A., Weimann A.. Implementierung der ernährungsmedizinischen Komplexbehandlung im klinischen Alltag. Aktuelle Ernährungsmedizin 2021; 46 (02) 105-108