Aktuelle Ernährungsmedizin 2023; 48(03): E13
DOI: 10.1055/s-0043-1768107
Abstracts

Implementierung des OPS-Codes für ernährungsmedizinische Komplexbehandlung auf einer Pilotstation der Inneren Medizin

A. Hendricks
1   Zentrum für Innere Medizin - Klinik für Endokrinologie, Diabetologie Stoffwechselkrankheiten und klinische Chemie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
,
A. Mayadali
1   Zentrum für Innere Medizin - Klinik für Endokrinologie, Diabetologie Stoffwechselkrankheiten und klinische Chemie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
,
J. Szendroedi
1   Zentrum für Innere Medizin - Klinik für Endokrinologie, Diabetologie Stoffwechselkrankheiten und klinische Chemie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
2   Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), München-Neuherberg, Deutschland
3   Joint Heidelberg-IDC Translational Diabetes Program, Helmholtz Zentrum München, München-Neuherberg, Germany
,
A. Sulaj
1   Zentrum für Innere Medizin - Klinik für Endokrinologie, Diabetologie Stoffwechselkrankheiten und klinische Chemie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
2   Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD), München-Neuherberg, Deutschland
,
U. Zech
1   Zentrum für Innere Medizin - Klinik für Endokrinologie, Diabetologie Stoffwechselkrankheiten und klinische Chemie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung  Ab dem 1. Januar 2019 wurde vom Deutschen Institut für Dokumentation und Information in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin der OPS-Code für ernährungsmedizinische Komplexbehandlung 8-98j eingeführt. Strukturierte Vorgaben und Anforderungen ernährungstherapeutischer Maßnahmen sollen den damit verbundenen Aufwand erlösrelevant abbilden [1]. Als Kalkulationskrankenhaus hat das Universitätsklinikum Heidelberg auf einer Pilotstation der Inneren Medizin den OPS-Code implementiert.

Methodik  Vom Mai 2022 bis Januar 2023 wurden 504 stationäre Aufnahmen vom Ernährungsteam mit dem Nutritional Risk Screening (NRS) gescreent. Das Ernährungsteam bestand aus 2 Fachärztinnen für Ernährungsmedizin und 4 Ernährungswissenschaftlerinnen/Ökotrophologinnen. Bei der Aufnahme wurden BMI, BIA, Handkraftmessung und Ernährungsanamnese erfasst sowie ernährungsmedizinische Maßnahmen eingeleitet. BMI und Handkraft wurden wöchentlich kontrolliert.

Ergebnisse  81 (16.1%) Fälle (Alter 54.3±16.8 Jahre; 35% Männer/65% Frauen) erfüllten die Grundanforderung mit NRS≥3 (4.6±1.1; NRS=3 21%, NRS=4 23.5%, NRS=5 36%, NRS=6 18.5%, NRS=7 1%). Der Aufnahme-BMI lag bei 20.0± 5.1 kg/m2. Eine BIA konnte in 33 Fällen (41%) gemessen werden (Phasenwinkel 4.2±1.1°). Die Aufnahme-Handkraft betrug 22.9±13.5 kg. Die Ernährungsanamnese im Basisassessment ergab eine orale Nahrungsaufnahme von 50.7±34.8% des Bedarfs. Als ernährungsmedizinische Maßnahme erhielten 49.4% Trinkzusatznahrung, 7.4% wurden enteral und 50.6% parenteral ernährt. Unter zusätzlichen sonstigen Maßnahmen wurde in 2.5% der Fälle eine Wunschkostbesprechung durchgeführt, in 8.6% zu eindickenden Maßnahmen aufgeklärt und in 23.5% die oralen Supplemente angepasst. 65.4% benötigten keine weiteren Maßnahmen. In der ersten Woche waren BMI und Handkraft vergleichbar zur Aufnahme (BMI 20.0±4.8 kg/m2, n=81, p=0.79; Handkraft 23.2±12.2 kg, n=22, p=0.50). In der zweiten Woche stieg der BMI (20.5±4.59 kg/m², n=46, p=0.01), die Handkraft blieb unverändert (19.5±9.9 kg, n=24; p=0.43). Die Liegedauer betrug 15.6±16.3 Tage. Bis Entlassung stieg der BMI auf 20.5±5.2 kg/m2 (n=80; p=0.002). Im Rahmen der Komplexbehandlung wurde in 11.1% Trinkzusatznahrung, in 2.5% enterale und in 37% eine weiterführende parenterale Ernährung empfohlen.

Zusammenfassung  Insgesamt lassen sich mit dem OPS-Code die ernährungsmedizinischen Anforderungen und Maßnahmen gut erfassen. Von der Implementierung profitieren insbesondere mangelernährte Patienten. Implementierungsschwierigkeiten bestanden im hohen Arbeits- und Dokumentationsaufwand sowie in der Einhaltung der zeitlichen Fristen. Ebenso wird fortlaufende ernährungsmedizinische Schulung der stationären Pflegekräfte benötigt. Anzumerken ist, dass der OPS-Code die Erfassung von privat versicherten Patienten nicht ermöglicht.



Publication History

Article published online:
26 May 2023

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