Medizinische VersorgungKliniken in Rhein-Erft sollen für Kölner Häuser bluten

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Das Foto zeigt das Marienhospital in Brühl.

Das Brühler Marienhospital erhält möglicherweise eine Fachabteilung Kinder- und Jugendmedizin.

Den sieben Krankenhäusern drohen zum Teil massive Einschnitte. Das geht aus dem Zwischenbericht zum künftigen Krankenhausbedarfsplan hervor.

Fast allen der sieben Krankenhäuser im Rhein-Erft-Kreis droht der Verlust von Abteilungen oder zumindest drastische Einschnitte bei der Zahl zu behandelnden Patienten. Dies sehen die Verhandlungen zwischen den Krankenkassen und den Krankenhäusern für den künftigen Krankenhausbedarfsplan vor. Den Zwischenbericht dieser Gespräche hat die Kreisverwaltung zu Wochenbeginn der Kommunalen Gesundheitskonferenz vorgestellt.

Es soll aber auch neue Angebote der medizinischen Versorgung geben. So könnte am Marienhospital in Brühl eine Fachabteilung für Kinder- und Jugendmedizin entstehen, was der Geburtsklinik dort und in Abstrichen der in Frechen zugutekäme. Eine weitere Geburtenstation im Rhein-Erft-Kreis wiederum wird es nicht geben. Ein Vorstoß der Freien Wähler fand keine Unterstützung.

Gesundheitskonferenz bezieht Stellung gegen den vorläufigen Plan

Die Gesundheitskonferenz bezieht deutlich Stellung gegen den vorläufigen Plan von Kassen und Kliniken – die Vertreter haben sich für den Erhalt aller sieben Krankenhaus-Standorte ausgesprochen. Um sie zukunftsfähig zu machen, solle jede einzelne Klinik mit einem konkreten und gut abgestimmten Versorgungsauftrag versehen werden, heißt es.

Dieses Ziel begrüßt die Jamaika-Koalition im Kreistag in Bergheim. „Alle Bürger sollen weiterhin Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Versorgung in erreichbarer Entfernung erhalten“, betont der CDU-Fraktionsvorsitzende Willi Zylajew.

Kritisch betrachtet das Bündnis aus CDU, FDP und Grünen, dass der Bevölkerungszuwachs und der demografische Wandel einer alternden Gesellschaft nicht in einem höheren Maße bei den Planungen Berücksichtigung finden.

Bestimmte medizinische Disziplinen könnten geschwächt werden

In die Gesundheitskonferenz des Kreises sind die Spitzenvertreter der Gesundheitsversorgung und -förderung vom Kreistag berufen worden. Vertreten sind unter anderem Ärzte, Apotheker, Krankenhäuser, Ärztekammer und Zahnärztekammer, Kassenärztliche und Kassenzahnärztliche Vereinigungen, Wohlfahrtsverbände und politische Vertreter. Den Vorsitz hat Landrat Frank Rock (CDU).

Das klare Bekenntnis für den Verbleib der sieben Kliniken in Frechen, Brühl, Wesseling, Bedburg, Erftstadt, Hürth und Bergheim folgt einer realen Sorge um deren Zukunftsfähigkeit. Denn im Zwischenbericht zur Krankenhauslandschaft drohen einigen Häusern massive Einbußen infolge der Schwächung bei bestimmten medizinischen Disziplinen.

In Bedburg droht der Verlust der Abteilung zum Einsetzen künstlicher Gelenke

So könnte das St.-Hubertus-Stift in Bedburg mit dem Verlust der Endoprothetik (Einsetzen künstlicher Gelenke) eine wichtige Säule verlieren – dem Vernehmen nach würden davon Kliniken in Köln profitieren. Auch die Reduzierung von Fallzahlen an Kliniken im Kreis im Bereich Kardiologie begünstigt nach Einschätzung der SPD-Kreistagsfraktion die rheinische Metropole. Verlierer wären unter anderem das St.-Katharinen-Hospital, das Maria-Hilf-Krankenhaus Bergheim und das Sana-Krankenhaus Hürth.

Als Konsequenz befürchtet Gesundheitspolitikerin Iris Heinisch die Schließung ganzer Abteilungen – so wie es vor Jahren mit der Schließung der Geburtenstation am Maria-Hilf-Krankenhaus Bergheim der Fall gewesen sei. Es könne nicht sein, dass Kliniken in Rhein-Erft ihre über Jahre erworbenen Kompetenzen in verschiedenen Bereichen zugunsten von Häusern in Großstädten aufgeben sollen – obwohl diese weder zertifiziert seien noch über die bisher erforderlichen Fallzahlen verfügten.

Gestützt wird   der Eindruck dieser Schieflage davon, dass nicht einmal eine Handvoll der 100 Anmeldungen aus den sieben Häusern von Krankenkassen und Kliniken mit einer positiven Empfehlung versehen wurden: Die Krankenhäuser hatten in einem ersten Schritt angemeldet, in welcher medizinischen Disziplin sie wie viele Behandlungen pro Jahr sie vornehmen möchten.

In den kommenden Monaten wird sich entscheiden, wie die Krankenhauslandschaft in NRW aussehen wird.

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