Samstag, 27. April 2024

Sterberate
Tausende vermeidbare Todesfälle in deutschen Krankenhäusern

In deutschen Kliniken kommt es einem Bericht zufolge jedes Jahr zu Tausenden vermeidbaren Todesfällen. Die Frage, wo Patienten mit schweren Erkrankungen behandelt werden, habe weitreichende Auswirkungen auf ihre Überlebenschancen.

22.06.2023
    Ein Arzt im Flur der Notfallannahme der Charité in Berlin-Mitte.
    Richtige Wahl des Krankenhauses kann entscheidend sein (imago-images / Jens Schicke)
    Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf ein Papier der Regierungskommission zur Krankenhausversorgung. Denn in vielen Krankenhäusern entspricht die Behandlungsqualität nicht den höchsten Standards.
    Als konkrete Beispiele werden in dem Papier demnach Schlaganfälle und Krebserkrankungen genannt. So könnten jedes Jahr fast 5.000 Menschen mehr einen Schlaganfall überleben, wenn alle in den dafür zertifizierten Krankenhäusern behandelt würden.

    Richtige Klinik ist entscheidend

    In diesen Kliniken, die über sogenannte Stroke Units verfügen, überleben dem Bericht zufolge knapp 24 Prozent der eingelieferten Patienten das erste Jahr nach dem Schlaganfall nicht; in anderen Häusern sterben aber im Schnitt 30 Prozent binnen zwölf Monaten. Die Behandlungsqualität im Krankenhaus ist demnach relevanter für die Chancen der betroffenen Patienten als eine geringfügig längere Anfahrtszeit bis zur Klinik.
    Auch bei Krebspatienten sind die Aussichten dem Papier zufolge deutlich besser, wenn die Behandlung in spezialisierten Zentren stattfindet. Insgesamt könnten jährlich rund 20.000 Lebensjahre von Krebspatienten gerettet werden, würde die Behandlung in zertifizierten Häusern nach höchsten Standards stattfinden, schreibt die Kommission dem Bericht zufolge.

    Höhere Überlebenschancen

    Die Unterschiede zwischen zertifizierten Kliniken und anderen, meist kleineren Krankenhäusern sind je nach Krebsart unterschiedlich groß. Besonders deutlich werde der Unterschied bei Brustkrebspatientinnen. Hier bedeute die Behandlung in einer Spezialklinik einen sogenannten "relativen Vorteil im Gesamtüberleben" von 23 Prozent. Bei Prostata- und Gebärmutterhalskarzinomen sind die Erfolgsaussichten demnach mit 17 und 16 Prozent Überlebensvorteil in der Spezialklinik ebenfalls deutlich besser.
    Grundlage für die Analyse waren Daten der gesetzlichen Krankenversicherung, Qualitätsberichte der Krankenhäuser sowie Daten von medizinischen Registern und Fachgesellschaften. Auch der GKV-Spitzenverband, der AOK Bundesverband und das Wissenschaftliche Institut der AOK waren beteiligt.
    Das Papier der Kommission soll heute offiziell vorgestellt werden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dürfte sich in seinem Vorhaben bestärkt fühlen, eine große Krankenhausreform umzusetzen, um die er seit Monaten mit den Ländern ringt.
    Diese Nachricht wurde am 22.06.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.