MKK-Finanzmisere und ihre Folgen: Konzern lässt viele Fragen offen

Rahden/Lübbecke/Bad Oeynhausen. Empfiehlt die Pflegedienstleitung in Minden den Beschäftigten im Krankenhaus Rahden, sich andernorts zu bewerben? Hat eine nennenswerte Zahl von Beschäftigten das Haus bereits verlassen? Warum haben die Mühlenkreiskliniken (MKK) nichts getan, damit das Krankenhaus Rahden die Bedingungen zur Teilnahme an der Notfallversorgung erfüllt? Es gibt in diesen Tagen viele Fragen an die MKK. Manche beantworten sie. Mehrere wichtige Fragen lässt der kreiseigene Klinik-Konzern aber unbeantwortet. Von der Rettungswache des Kreises Minden-Lübbecke aus rücken Rettungswagen zu Notfalleinsätzen aus. Die Notfall-Patienten werden in andere Krankenhäuser gebracht und nur in Ausnahmefällen nach Rahden. Das hatten die MKK bestätigt und darauf verwiesen, dass das Krankenhaus Rahden die Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) nicht erfülle. Der GBA ist das höchste Selbstverwaltungsorgan im Gesundheitswesen. Notaufnahmen: Zwei Mal Stufe 1 Warum in Rahden nicht nachgebessert wurde, damit das Haus an der Notfallversorgung teilnehmen kann? "Die Verfehlung ist so deutlich, dass es keine Möglichkeit gab, die Kriterien durch Nachsteuerungen einzuhalten", teilte MKK-Sprecher Christian Busse mit. Weitere Informationen dazu gab es nicht, erinnerte aber daran, dass die Notaufnahmen an den Krankenhäusern Lübbecke und Bad Oeynhausen jeweils die Stufe 1 (Basis-Notfallversorgung) erreichten und das Klinikum Minden die Stufe 3 erfülle, die Kriterien für die vollumfängliche Notfallversorgung. Informationen von nw.de zufolge ist eine Station des Krankenhauses Rahden nun geschlossen worden. Dauerhaft? "Das Krankenhaus Rahden erfüllt derzeit seinen Versorgungsauftrag", teilten die MKK dazu mit. Aktuell würden 35 Betten mit einem internistischen Schwerpunkt betrieben. In den Sommermonaten komme es regulär "an allen Krankenhäusern zu einem Rückgang bei der Zahl der elektiven Patientinnen und Patienten, da Behandlungen und Untersuchungen – sofern medizinisch möglich – in den Herbst verschoben werden". Krankenhäuser reagierten darauf regelhaft mit der Reduktion der betriebenen Bettenzahl. Dadurch sei es möglich, mehr Beschäftigten in den Sommermonaten Urlaub zu gewähren. MKK-Sprecher Busse: "Das geschieht derzeit auch an anderen Standorten der Mühlenkreiskliniken." MKK schließen betriebsbedingte Kündigungen aus Haben vor dem Hintergrund der Diskussionen um den Standort und der Änderungen in der Notfallversorgung - am Eingang des Krankenhauses Rahden wird nicht mehr auf eine Notaufnahme Rahden verwiesen - Mitarbeiter gekündigt oder sind von der Pflegedienstleitung in Minden aufgefordert worden, sich andernorts zu bewerben? Die MKK hatten auf Nachfrage der NW bestritten, dass die Notaufnahme Rahden nur noch montags bis freitags bis 16 Uhr besetzt sein soll. Die Mitarbeitenden am Krankenhaus Rahden seien im Vorfeld über die bevorstehende "Änderung der Öffnungszeiten der Aufnahmeeinheit informiert" worden, heißt es seitens der MKK. Es sei nachvollziehbar, dass solche Änderungen auch Befürchtungen bei Beschäftigten auslösten. Es sei klar kommuniziert worden, "dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Mühlenkreiskliniken gebraucht werden. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen". Außerdem sei kommuniziert worden, dass es derzeit zu keinen vom Unternehmen geplanten Umsetzungen komme. Einzelne Anträge auf Versetzung Die Frage, ob in Rahden bereits im August der Schlüssel umgedreht wird oder im weiteren Verlauf des zweiten Halbjahres, beantworteten die MKK nicht. Sie verweisen darauf, dass Gutachter Boris Augurzky ein Gutachten zu den Entwicklungsperspektiven der Standorte erstellt. Erst wenn die Ergebnisse vorlägen, seien weitere Aussagen über einzelne Standorte möglich. Unabhängig davon lägen einzelne Versetzungsanträge von Mitarbeitenden aus Rahden vor, so die MKK. Aktuell seien etwa 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Rahden beschäftigt. "Versetzungen auf Wunsch von Mitarbeitenden kommen regelhaft vor. Entsprechende Anträge werden nach einem festgelegten Verfahren bearbeitet." MKK beklagen "enormen ökonomischen Druck" Wie hoch das auch wegen gestrichener Leistungen in Rahden entstandene Defizit ist, wie die Bilanz beim Krankenhaus-Betrieb wie vor Corona gewesen wäre, ob in Rahden nur Honorarärzte arbeiten und wie hoch der Anteil der Notfall-Versorgung bei den MKK-Einnahmen ist? Die Antwort auf diese Fragen ließen die MKK offen. MKK-Chef Olaf Bornemeier hatte als Grund für die finanzielle Schieflage der MKK unter anderem den Wegfall der Corona-Beihilfen und der Einnahmen aus Corona-Tests genannt. Haben sich die MKK also an Corona eine "goldene Nase" verdient? Hat der MKK-Vorstand keine nachhaltige Finanzplanung betrieben? Antworten aus Minden zu diesen Fragen blieben aus. Die MKK verwiesen allgemein auf den "enormen ökonomischen Druck", unter dem deutsche Krankenhäuser seit Jahren stünden und die positiven Abschlüsse der MKK der vergangenen Jahre. Frage zu Vertrag ohne Antwort Zudem nennen die MKK steigende Preise und "die berechtigten Lohnsteigerungen der mehr als 5.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei gleichbleibenden Einnahmen". Bornemeiers angewiesener Sofortmaßnahmen zufolge soll das Millionen-Defizit unter anderem durch den Verzicht auf Leiharbeitnehmer verringert werden. Warum die MKK über Monate einen Eigenanteil von 100, später 70 Millionen Euro an zwei geplanten Klinik-Neubauten in Bad Oeynhausen und Espelkamp zusagten, dann aber mitteilten, das sei wegen der Kassenlage nicht möglich? Diese Frage blieb genau so unbeantwortet wie die, warum Bornemeier die schlechte Finanzlage offenlegte, nachdem sein Vertrag im Januar dieses Jahres verlängert worden war.

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