Der akute Fachkräftemangel und die chronische Unterfinanzierung von Gesundheits- und Pflegeleistungen machen bundesweit den Krankenhäusern und Pflegeheimen zu schaffen. Das zeigen auch wieder die aktuellen Zahlen der Aller-Weser-Klinik (AWK) im Landkreis Verden. Durch verschiedene Belastungen in den vergangenen Jahren erwartet die Klinik einen Jahresabschluss für 2022 mit einem negativen Ergebnis in Höhe von rund acht Millionen Euro. Um die Liquidität der Einrichtung zu sichern, wollen Politik und Verwaltung nun erneut einen Millionenbetrag investieren.
Überraschend kommen diese Zahlen aus Sicht der Kreisverwaltung nicht. "Wir sind kurz vor der Abbruchkante", betonte Landrat Peter Bohlmann in der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses beim Landkreis Verden. Erst kürzlich hatte der Landkreis eine engere Verzahnung der beiden kreiseigenen Pflegeeinrichtungen in Dörverden und Thedinghausen mit der kommunalen Aller-Weser-Klinik bekannt gegeben. So wollen die Häuser künftig noch stärker gemeinsam um Pflegekräfte für alle Bereiche werben und dabei auch ausländischen Fachkräften Arbeitsmöglichkeiten und Einarbeitungskonzepte anbieten. Weitere Kooperationen stehen bei der Fort- und Weiterbildung, beim Angebot von Kita-Plätzen für Beschäftigte und von Wohnraum für Auszubildende auf der Agenda.
Mit den Problemen steht die AWK mit ihren zwei Standorten in Achim und Verden aber nicht alleine da, betonte der Landrat. So hätten die elf Kommunen des ehemaligen Regierungsbezirkes Lüneburg 2022 rund 53 Millionen Euro – zusätzlich zu der Finanzierungslage – in ihre Kliniken stecken müssen. "Das ist fast schon der traurige Schnitt", sagte Bohlmann.
Personalmangel und Kostensteigerungen
Wo die erneute Defizite herrühren, begründete AWK-Geschäftsführerin Marianne Baehr in ihrem Antrag vor allem damit, dass die Klinik in Zeiten des akuten Fachkräftemangels Probleme habe, die freien Stellen zu besetzen. Die Rettung biete da oft dann nur eingekauftes Personal aus überteuerten Leiharbeitsfirmen. Zusätzlich seien auch die überdurchschnittlichen Energiekostensteigerungen sowie die Nachwirkungen der Corona-Pandemie zu spüren. "Die jahrelange Überlastung der Mitarbeitenden durch Auswirkungen der Pandemie, nicht nur im dienstlichen Zusammenhang, führte zu überdurchschnittlich hohen Personalausfällen", betonte Baehr. Insgesamt bittet sie die Kreisverwaltung Verden deswegen um elf Millionen Euro.
Trotz der hohen Summe – die nach Angaben von Bohlmann als Vergleichswert rund zwei Drittel des Dörverdener Haushaltes entspricht – gab es keinen Widerspruch bei den Ausschussmitgliedern. Einstimmig votierten sie für die Unterstützung der Klinik. Ob Baehr aber wirklich auf den Zuschuss hoffen darf, wird sich erst bei der nächsten Sitzung des Kreistages am kommenden Freitag herausstellen. Beginn ist um 15 Uhr im Verdener Kreishaus.