Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat das Integrierte Notfallzentrum im Hamburger Marienkrankenhaus als Vorbild für Bestrebungen im Bund bezeichnet. „Das wird nicht in jedem Punkt genauso nachher aussehen“, sagte Lauterbach am Freitag bei einem Besuch der Einrichtung mit der Hamburger Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD). Aber es sei schon eine Art Blaupause für das, was angestrebt werde. Lauterbach sprach bei einem Rundgang auch mit Patienten und Mitarbeitern.
Der Minister betonte: „Viele sind sich darüber im Klaren, dass wir eine große Krankenhausreform planen. Weniger bekannt ist, wir machen auch eine große Notfallreform und werden auch eine große Rettungsdienstreform machen.“ Er sehe sich nach dem Besuch bestärkt, die Eindrücke seien wichtig gewesen.
Das INZ wurde vor einem Jahr eröffnet und war nach Angaben des Krankenhauses das erste Integrierte Notfallzentrum in Deutschland. Es bietet rund um die Uhr an allen Tagen im Jahr eine Notfallversorgung für Patientinnen und Patienten an. Mehr als 42.000 Menschen seien im ersten Jahr versorgt worden.
Zu der Einrichtung gehören die Angaben des Zentrums für Notfall- und Akutmedizin am Marienkrankenhaus sowie einer Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH). An einem gemeinsam vom Marienkrankenhaus und der KV Hamburg betriebenen Empfangstresen wird laut Sozialbehörde anhand einer speziellen Software und mithilfe gezielter und strukturierter Fragen ermittelt, ob eine Behandlung im Krankenhaus oder ambulant erfolgen wird. Zudem würden zeitnahe Termine in Arztpraxen vermittelt. Auch sei eine ärztliche Beratung am Telefon möglich.
Nach Empfehlungen einer Expertenkommission der Bundesregierung sollen Patientinnen und Patienten im Notfall künftig durch neue Leitstellen und Notfallzentren versorgt werden. Ziel ist eine Entlastung von Notaufnahmen und Rettungsdiensten, die oft unter einem Mangel an Personal und übermäßiger Beanspruchung leiden.
Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) pochen unterdessen bei der geplanten Neuaufstellung der Kliniken in Deutschland auf bundesweite Qualitätsvorgaben. „Die Krankenhausreform ist dann erfolgreich, wenn Patientinnen und Patienten besser versorgt werden als bisher“, sagte das Vorstandsmitglied des GKV-Spitzenverbands, Stefanie Stoff-Ahnis. Im Mittelpunkt stehen müsse eine bedarfsgerechte und qualitätsgesicherte Versorgung – nicht das finanzielle Interesse einzelner Krankenhäuser oder Länder.
Gesundheitssenatorin Schlotzhauer hatte am Vortag noch Unterschiede zwischen den Ländern und dem Bund bei entscheidenden Fragen der Krankenhausreform betont. Sie hofften aber auf eine Einigung auf der Gesundheitsministerkonferenz Anfang Juli. Die Krankenhausreform soll unter anderem die Finanzierung der Kliniken neu regeln und medizinische Kompetenzen in bestimmten Häusern bündeln.