Ein Rettungswagen und eine tragbare Liege für Patienten (Symbolbild)
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Philipp von Ditfurth

Die Situation in der Notfallversorgung und im Rettungsdienst spitzt sich weiterhin zu.

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Notfallversorgung trotz weniger Kliniken: Zukunftsplan gesucht

Das Gesundheitswesen ist in der Krise: Wie können die Notfallversorgung und der Rettungsdienst gut für die Zukunft aufgestellt werden, wenn es vielleicht weniger Kliniken gibt als heute? Experten haben das drei Tage lang am Tegernsee diskutiert.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Auch wenn noch nicht klar ist, wie sie genau aussehen wird: Eine Krankenhausreform soll kommen - und mit ihr wohl auch neue Strukturen. Auch Notfallversorgung und Rettungsdienst müssten dann neu aufgestellt werden. Wie das in Zukunft trotz weniger Krankenhäuser gelingen hat, darüber haben sich Expertinnen und Experten drei Tage lang am Tegernsee beraten.

Ideenpapier mit schnell umzusetzenden Lösungen

Auf der Tagung waren die Krankenkassen, die Rettungsdienste, große Klinikträger und Ministerien vertreten. Gemeinsam haben sie an einem Ideenpapier gearbeitet, "das wirklich auch schnelle Lösungen anbietet", erklärt Christian Lackner. Er ist Vorsitzender der Claus Enneker Stiftung, die unter anderem die Notfallmedizin fördern will. "Wir haben gute Piloten, Projekte auch hier in Bayern, die erfolgreich sind, die man schnell umsetzen kann. Das ist wie ein Werkzeugkasten, in die die Ministerien greifen können, um entsprechend reagieren zu können." Die Ergebnisse werden am Donnerstag Innenminister Joachim Herrmann präsentiert. Das Rettungswesen fällt in sein Ressort.

Jeder zehnten Klinik in Bayern droht die Insolvenz

Ein zentrales Thema ist die finanzielle Situation der Krankenhäuser, die sich auch auf die Notfallversorgung und den Rettungsdienst auswirkt. Jede zehnte Klinik in Bayern ist laut einem aktuellen Krankenhaus-Ranking von der Insolvenz bedroht. Stiftungsvorsitzender Christian Lackner erwartet in Zukunft demnach Krankenhausschließungen in Deutschland. "50 Prozent der Häuser schreiben im Moment rote Zahlen, und wir hoffen, dass uns vor der Planung für die Zukunft nicht schon die eine oder andere Insolvenz ereilt", sagt Lackner.

Hochrisikopatienten seien immer gut versorgt in Deutschland, hieß es auf der Tagung. Es gehe vielmehr um die kleineren Erkrankungen und Verletzungen. Auch diese müssten weiterhin gut versorgt werden.

Herrmann warnt vor längeren Rettungswegen auf dem Land

Sollten Krankenhäuser beispielweise auf dem Land geschlossen werden, werden zwangsläufig die Rettungswege länger. In Bayern sollten allerdings Rettungswagen innerhalb von 12 Minuten vor Ort sein. Diese Problematik gelte es schon bei der Reformen in Berlin mitzudenken, fordert Bayerns Innenminister Joachim Herrmann.

Überall dort, wo es tatsächlich zu einer Reduzierung von Krankenhäusern kommt, "wollen wir von vorn herein die Pläne mit auf den Tisch legen und klären: Was müssen wir dann beim Rettungsdienst ausbauen? Wo müssen wir die Kapazitäten in der Notarztversorgung beim Rettungsdienst entsprechend verstärken?", sagte Herrmann. In solchen Fällen müsse zuerst der Rettungsdienste ausgebaut werden, bevor dann zum Beispiel ein Krankenhaus geschlossen werde.

"Gemeindeschwester" als Lösung?

Bei längeren Rettungswegen könnte vor Ort auch eine "Gemeindeschwester" eingesetzt werden, eine Pflegefachkraft in der ambulanten Pflege. Das schlägt Christian Lackner vor. Es brauche für die Bevölkerung auf dem Land eine Versorgung vor Ort. "Die gab es in den fünf neuen Ländern vor der Wende schon. Wir zielen derzeit in den Modellen darauf ab, dass wir das als neue Dienstleistung des Rettungsdienstes andocken", sagt Lackner: "Ein qualifizierter, zu Hause aufsuchender Dienst, der Patienten mit einer notfallmedizinischen oder akutmedizinischen Fragestellung weiterhilft."

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