Klinikum Freising:Geschäftsführerin Maren Kreuzer erwartet ein Defizit von 5,8 Millionen Euro

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Am Ende des Jahres wird das Freisinger Klinikum voraussichtlich ein Minus von 5,8 Millionen Euro erwirtschaftet haben. (Foto: Marco Einfeldt)

Obwohl es mit den Belegungszahlen am Freisinger Klinikum bergauf geht, wird am Ende des Jahres wieder ein negatives Ergebnis stehen. Schuld daran ist die Unterfinanzierung der Krankenhäuser.

Von Peter Becker, Freising

Keiner weiß derzeit, wo die Reise bei den Krankenhäusern hingeht. Die angekündigte Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist noch längst nicht durch. Die Klinikbetreiber bewegen sich auf unsicherem Terrain. Da tut die Botschaft gut, die Landrat Helmut Petz (FW) jüngst im Kreistag mit Blick auf das Freisinger Krankenhaus verkündete. "Wir stehen gut da", resümierte er. Zwar schreibt auch das Klinikum rote Zahlen - im Jahr 2023 voraussichtlich 5,8 Millionen Euro -, doch seines Wissens nach fahren andere Krankenhäuser in Bayern noch wesentlich schlimmere Ergebnisse ein.

FW-Kreisrat Heino Pause bestätigte dies. Er hatte jüngst an einer Tagung im Schloss Hohenkammer teilgenommen. Mit fünf Millionen Defizit im Jahr stünde das Klinikum noch gut da. "Das ist viel Geld, aber wenig im Vergleich mit anderen Krankenhäusern in Bayern." Keines sei in der Lage, schwarze Zahlen zu schreiben. Laut Maren Kreuzer liegt dies auch daran, dass in anderen Kliniken viele Leiharbeiter beschäftigt seien, die wesentlich mehr verdienten als die Angestellten selbst.

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Maren Kreuzer, Geschäftsführerin des Freisinger Klinikums, bestätigte den Eindruck, den Petz vermittelte. "Wir sind mit der Entwicklung zufrieden." Warum dem so ist, das erläuterte sie anhand der Zahlen zum Jahresabschluss 2022 und der anschließenden Entwicklung von Januar bis Mai 2023. Was die Leistungsentwicklung anbelangt, ist die Zahl der stationär behandelten Patientinnen und Patienten im Vergleich zu 2021 leicht zurückgegangen: von 15 027 um 1,8 Prozent auf 14 764 Personen. Das macht allerdings die Zahl der ambulant behandelten Menschen wett. Deren Zahl stieg um 17,1 Prozent von 16 707 auf 19 557 an. Leicht nach oben zeigt auch die Kurve bei der Zahl der Casemix-Punkte, was sich auf der Einnahmenseite der Klinik bemerkbar macht. Dieser Trend hielt in den ersten fünf Monaten dieses Jahres an.

Die gestiegene Anzahl der ambulant behandelten Menschen spiegelt sich in der Bilanz der Notaufnahme wieder. Deren Anzahl stieg von 15 043 im Jahr 2021 um 13,6 Prozent auf 17 089 an. Zuwächse verzeichnet auch die Psychosomatik im Klinikum. 159 Personen mussten dort im Jahr 2022 behandelt werden. 2021 waren es 128. Um 34,7 Prozent ist die Zahl der teilstationär behandelten Menschen auf 66 gestiegen. Die Zuwächse liegen zum Teil daran, dass 2021 noch Corona-Jahr war.

Während die Verweildauer im Krankenhaus in etwa gleich blieb, nahm die Belegungszahl mit 2,7 Prozent auf 67,5 leicht zu. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, also Januar bis Mai 2022, steigt dieser Index weiter auf 72 Prozent. Die Zahl der ambulanten Operationen blieb 2022 im Vergleich zum Vorjahr im Wesentlichen gleich. Dagegen ließen sich 4112 Personen im Krankenhaus stationär operieren. Das sind 158 Menschen mehr als 2021.

Die Zahl der Geburten am Klinikum geht etwas zurück

Dagegen gab es zum Bedauern von Maren Kreuzer bei den Geburten einen leichten Knick nach unten. Nachdem 2021 knapp über 1000 Kinder das Licht der Welt erblickten, waren es 2022 nur mehr 886. Aktuell hinkt das Klinikum der Statistik aus dem Vorjahr wieder ein Stück hinterher. Im Vergleich zum Vorjahr wurden zwischen Januar und Mai 22 Kinder weniger geboren.

Aufwärts geht es mit den Personalzahlen im Klinikum. Die Zahl der Vollkräfte legte um 4,6 Prozent auf 639,5 zu. 5,4 Prozent beträgt der Zuwachs bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (1017) im Klinikum.

Das Klinikum hat 2022 mit einem Minus von knapp 5,7 Millionen Euro abgeschlossen. Der betriebliche Bereich hat 83,6 Millionen Euro erwirtschaftet, 5,5 Millionen mehr als 2021. Die Personalaufwendungen haben um 4,6 Millionen Euro auf 55,4 Millionen zugenommen. Ein weiterer Anstieg ist für das Geschäftsjahr 2023 einkalkuliert.

Der Pflegeberuf soll nicht schlecht geredet werden

Petz sagte, dass die Personalkosten zwar hoch seien, aber dafür seien mehr Betten belegt. Das wiederum erzeuge mehr Einnahmen. Andererseits gibt es immer noch Kapazitätsengpässe wegen hoher Krankheitsquoten und Personalmangels. Peter Warlimont (SPD) wies in diesem Zusammenhang darauf hin, das Berufsfeld der Pflege nicht weiter schlecht zu reden. Das schrecke Jugendliche ab, die eigentlich einen Pflegeberuf ergreifen wollten.

Für das laufende Jahr hat sich das Klinikum vorgenommen, die Bettenauslastung weiter auf den Stand des Jahres 2019, also vor Ausbruch der Pandemie, zu bringen. Angesichts der steigenden Tendenz, Krankheiten ambulant zu behandeln, muss der strategische Leistungsausbau auf diesem Gebiet weiter vorangetrieben werden. Die voraussichtlichen Qualitätskriterien und Anforderungen im Zuge der Krankenhausreform sollen vorangetrieben werden. Angesichts der weiteren nicht auskömmlichen Finanzierung erwartet Maren Kreuzer für 2023 ein Defizit von etwa 5,8 Millionen Euro.

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