Wittmund - Die von Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach angeschobene Krankenhausreform sieht der Geschäftsführer des Krankenhauses Wittmund gelassen. Kai Schasse ist guter Dinge, dass Wittmund als Bedarfskrankenhaus für die wohnortnahe Grundversorgung mit Notaufnahme gesehen wird und erhalten bleibt. Sein Wunsch ist, dass regionale Besonderheiten bei der Planung berücksichtigt werden.
Nicht die Ökonomie, sondern die Patienten sollen nach Ansinnen der Bundesregierung künftig wieder stärker im Mittelpunkt stehen. Ziel ist es demnach, den Krankenhäusern Pauschalen für die Vorhaltung einer guten Versorgung zu geben. Laut Schasse bedarf es aber noch der Abstimmung der Landesbehörden mit dem Krankenhaus Wittmund. Immerhin sollen nicht alle Kliniken das gleiche Leistungsspektrum abdecken, sondern Schwerpunkte setzen. „Unsere Kerngeschäfte sind die Chirurgie mit Orthopädie und Endoprothetik sowie die Innere Abteilung. So wird das wohl auch bleiben“, formulierte Kai Schasse seine Einschätzung. „Wir sind vorsichtig optimistisch.“
Hinsichtlich der Personalausstattung und dem Ansinnen, akademisches Lehrkrankenhaus zu werden, sieht der Geschäftsführer die Zukunft der Klinik positiv. „Die wirtschaftliche Stabilität ist da.“ Die Größe des Hauses biete die Voraussetzungen für eine gute Ausbildung. „Die Studenten kommen schnell in den OP und in die Diagnostik.“ Das Engagement der Belegschaft sei zudem ein Qualitätsmerkmal.
Gute Auslastung
Das Wittmunder Kreiskrankenhaus mit seinen 152 Planbetten ist nach wie vor sehr gut ausgelastet, wie Kai Schasse in der Gesellschafterversammlung erklärte. Vor dem Hintergrund der hohen Frequentierung sei auch der begonnene Erweiterungsbau sinnvoll. Im vergangenen Jahr wurden in der Einrichtung am Dohuser Weg 7897 Patienten behandelt; das Haus war zu 80 Prozent belegt, was einer sehr guten Quote entspricht. „Die Auslastung ist nicht mehr zu steigern“, berichtete Kai Schasse. Die acht Intensivbetten seien sogar zu mehr als 90 Prozent belegt.
Das Geschäftsjahr 2022 endet mit einem Jahresfehlbetrag von fast 457 600 Euro, nachdem man im Jahr zuvor mit 201 400 Euro noch deutlich positiver dagestanden hatte. Der Krankenhaus-Geschäftsführer begründete dies mit der Verlustübernahme aus dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Höhe von 114 000 Euro, aber auch mit Personalkostensteigerungen, zusätzlichen stationären Leistungen sowie einem deutlichen Mehr bei den Materialkosten, was mit erhöhten Energiepreisen und der Inflation begründet wird.
Angespannte Lage
Die Gesellschafterversammlung segnete den Jahresabschluss der Krankenhaus gGmbH ab; das Zahlenwerk schließt mit einer Bilanzsumme von 48,87 Millionen Euro. Den beteiligten Geschäftsführern Ralf Benninghoff und Kai Schasse erteilten die Gesellschafter die Entlastung.
Auch in Zukunft bleibt die Haushaltslage im Krankenhaus Wittmund angespannt. Die Tarifabschlüsse des öffentlichen Dienstes haben sich in diesem Jahr laut dem stellvertretenden Verwaltungsleiter Stephan Rogosik zwar nur mit Mehrkosten von vier Prozent ausgewirkt. Für 2024 werde jedoch mit einer Steigerung der Mitarbeitergehälter um mehr als zehn Prozent gerechnet. Und bei den Ärzten stehen am 1. April eine Einmalzahlung und eine Steigerung von vier Prozent an. „Diese Personalkosten sind teilweise nicht finanziert“, betonte Rogosik.