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Krankenhaus-Mitarbeiter beziehen Stellung: „Da herrscht immer noch eine Angstpolitik“

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Rund 50 Mitarbeiter waren zur vertraulichen Gesprächsrunde mit den Kreisräten gekommen, zu der Ursula Zwick von Verdi (l.) eingeladen hatte
Rund 50 Mitarbeiter waren zur vertraulichen Gesprächsrunde mit den Kreisräten gekommen, zu der Ursula Zwick von Verdi (l.) eingeladen hatte. © Foto: Hans-Helmut Herold

Lange haben die Mitarbeiter des Schongauer Krankenhauses geschwiegen. Das ist jetzt vorbei. Unterstützt von Verdi, formiert sich Widerstand in der Belegschaft. Das wurde bei einer Gesprächsrunde mit Kreisräten deutlich.

Landkreis – Oft wird behauptet, die Kreisräte würden sich nicht um das Schicksal der Krankenhaus-Mitarbeiter scheren. Dass das nicht der Fall ist, wurde unlängst im Ballenhaus in Schongau deutlich. Die Gewerkschaft Verdi hatte zu einer Diskussionsrunde zwischen Politik und Mitarbeitern geladen.

Und die Fraktionen im Kreistag schickten ihr Spitzenpersonal: Peter Erhard (Böbing/CSU) war da, für die SPD Falk Sluyterman (Schongau) und Michael Asam (Peiting), die Grünen vertraten Katharina von Platen (Penzberg) und Karl-Heinz Grehl (Weilheim). Die Freien Wähler schickten Susann Enders (Weilheim) und Michael Marksteiner (Penzberg), Franz Seidl (Peiting) war für die BfL dabei, Manuela Vanni (Peißenberg für die Unabhängigen und Franz Reßle (Schongau) für die ÖDP.

Im Video fordern die Mitarbeiter deutlich den Erhalt ihres Krankenhauses

Die Veranstaltung sei bewusst nichtöffentlich gewesen, so Verdi-Gewerkschaftssekretärin Ursula Zwick im Gespräch mit der Heimatzeitung. Der vertrauliche Rahmen habe dafür gesorgt, dass sich Politik und Betroffene „offen und emotional austauschen konnten“.

Den Ton gab dabei ein Video vor, das die Mitarbeiter des Schongauer Krankenhauses gedreht haben. Vertreter des Betriebsrates, aber auch verschiedene Pflegekräfte, sprechen sich darin für den Erhalt des Schongauer Krankenhauses inklusive einer Rund-um-die-Uhr-Notfallversorgung aus. Eine Mitarbeiterin berichtet, sie würde in Ingenried wohnen und daher auf eine Notaufnahme in zumutbarer Entfernung angewiesen sein.

Eine andere steht in dem Video vor einem Fenster, verweist auf den herrlichen Blick über die Stadt, den man vom Krankenhaus aus hat, und meint: „Der Ausblick allein hat manchen Patienten den Lebenswillen zurückgegeben.“ Auch der Betriebsratsvorsitzende Roberto Hänsel spricht sich klar für den Weiterbetrieb des Schongauer Krankenhauses in seiner bisherigen Form aus.

Geschlossen hinter Plänen der Geschäftsführung? „Das wurde nur suggeriert“

Das ist relativ neu. Bislang erweckte die Krankenhaus-Geschäftsführung immer den Eindruck, die Belegschaft stehe geschlossen hinter den Zukunftsplänen. Plänen, die für das Schongauer Krankenhaus bislang maximal eine Versorgung auf Level 1i (ambulante Facharztversorgung, keine Notaufnahme, keine ärztliche Leitung notwendig) vorgesehen hatten.

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„Es wurde nur suggeriert, dass die Belegschaft geschlossen hinter diesen Plänen steht“, sagt Gewerkschafterin Zwick. Vielmehr sei es so, dass die Außendarstellung schon bei der Betriebsversammlung im Mai intern kritisiert wurde. Mittlerweile würde – auch Dank der Unterstützung durch die Gewerkschaft – ein Teil der Mitarbeiter auch öffentlich deutlich machen, was sie von den Plänen halten, Schongau zu einem Level 1i-Haus einzudampfen oder ganz zu schließen: nichts.

Rund 50 Mitarbeiter seien zu der Gesprächsrunde mit den Kreisräten gekommen, berichtet Zwick. „Das waren Mitarbeiter aus ganz unterschiedlichen Abteilungen – aus der Pflege, der Therapie, sogar ein Arzt war dabei.“

Kreisräte bekamen Informationen aus erster Hand

Die Kreisräte hätten sich im Anschluss bedankt, dass sie Einblicke in die tatsächlichen Abläufe bei der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH bekommen hätten: „Die haben gesagt, dass sie bislang immer alles geglaubt hätten, was ihnen im Kreistag vorgesetzt wurde. Diese Zeiten seien aber vorbei“, so Zwick weiter.

Für sie ist es ein gutes Zeichen, dass sich die Mitarbeiter des Schongauer Krankenhauses verstärkt an die Gewerkschaft wenden, um Unterstützung zu bekommen. „Vor anderthalb Jahren, als die Debatte über die Zukunft der GmbH begann, da haben wir den Betriebsräten Schulungen angeboten. Das wurde abgelehnt mit dem Verweis, es sei nicht nötig. Heute sieht das anders aus“, so die Gewerkschaftssekretärin.

Dennoch: „Da herrscht immer noch eine Angstpolitik im Schongauer Krankenhaus. Viele Mitarbeiter trauen sich nicht, sich öffentlich zu äußern, zu Veranstaltungen zu gehen, zu protestieren“, so Ursula Zwick weiter im Gespräch mit der Heimatzeitung. Allerdings stellt sie ein Umdenken fest: „Schließlich geht es um die Zukunft der Mitarbeiter.“

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