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700 Teilnehmer bei Krankenhaus-Demo — „Landrätin und Aufsichtsrat stilllegen?“

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Erneut gingen an die 700 Bürger in Schongau auf die Straße, die um eine gute Gesundheitsversorgung kämpfen.
Erneut gingen an die 700 Bürger in Schongau auf die Straße, die um eine gute Gesundheitsversorgung kämpfen. © Hans-Helmut Herold

Das Aktionsbündnis hat am Samstag noch einmal rund 700 Anhänger im wahrsten Sinne des Wortes „zusammengetrommelt“, um seinem Anliegen mit Hupen, Pfeifen, Töpfen, Trommeln und allem, was Krach macht, Ausdruck zu verleihen. Friedlich und zugleich kämpferisch.

Schongau – „Wir sind laut, weil man uns das Krankenhaus klaut!“, war bei der Krankenhausdemo in Schongau auf einem Schild von zwei Kindern zu lesen. Und tatsächlich war der Lärm zur Rettung des Krankenhauses ohrenbetäubend, auch wenn nicht ganz so viele Menschen wie gehofft auf den Marienplatz gekommen waren – 700 statt bei der ersten Großdemo 1000 sollen es gewesen sein. Versammlungsleiter Stefan Konrad versicherte unter großem Applaus: „Wir geben nicht auf.“ Gregor Schuppe als Moderator freute sich, dass zur Veranstaltung nicht nur Schongauer Bürger gekommen waren, sondern erneut auch Mitstreiter aus vielen Nachbargemeinden. Natürlich war dabei der westliche Landkreis besonders (laut)stark vertreten.

Schongaus Bürgermeister Sluyterman: „Wer nicht kämpft, hat schon verloren“

Schongaus Bürgermeister Falk Sluyterman wusste zu berichten, dass bei der Kreistagssitzung am kommenden Freitag doch noch keine Abstimmung erfolgen werde, sondern nur Informationen bezüglich der veränderten Planung zu den beiden Krankenhäusern an die Räte weitergegeben werden. Als Mitglied dieses Gremiums kämpfe er im Sinne Bertolt Brechts für Schongau weiter. „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren“, so Sluyterman.

Über die Folgen der Schließung von Notaufnahmen in Krankenhäusern berichtete das Ehepaar Reichelt.
Über die Folgen der Schließung von Notaufnahmen in Krankenhäusern berichtete das Ehepaar Reichelt. © Hans-Helmut Herold

Dass in anderen Landkreisen die Sorgen um die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung ähnlich groß sind, wurde deutlich, als das Ärzteehepaar Reinhard und Uschi Reichelt, die extra aus Schönau am Königssee angereist waren, aus dem Berchtesgadener Land berichteten. Der Allgemeinmediziner und leitende Notarzt ist ebenfalls vor Ort Mitglied im Kreisrat und erlebte – ähnlich wie die Schongauer Bevölkerung bei der Planung eines Zentralkrankenhauses oder der Stilllegung der Geburtenstation – Intransparenz bei der Abwicklung und Schließung der Notaufnahmen in Freilassing und Berchtesgaden. Als Folge dessen beklagte er lange Einsatzwege für Rettungswagen und eine völlig überlastete Notaufnahme in Bad Reichenhall. Er ärgerte sich auch über Mitglieder der „Kommission für moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, die kürzlich von zu vielen, kleinen, schlechten Krankenhäusern sprach und deshalb bis zu 800 Häuser schließen möchte.

Zentralkrankenhaus viel zu teuer und damit ein „Traumschloss“

Walter Popp vom Aktionsbündnis thematisierte die Finanzen rund um ein mögliches Zentralkrankenhaus, das er angesichts der immens hohen Kosten als „Traumschloss“ bezeichnete. Irmgard Schreiber-Buhl erklärte, dass das Nein der Schongauer Bürger zu den Plänen von Landrätin Andrea Jochner-Weiß keine Verweigerungshaltung, sondern ein Ausdruck des demokratischen Widerspruchs sei. Den bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek forderte sie auf, die bayerischen Krankenhäuser mit einer anderen Finanzierung zu stärken.

„Wir sind laut, weil man uns das Krankenhaus in Schongau klaut!“, lautete die Losung der Demo.
„Wir sind laut, weil man uns das Krankenhaus in Schongau klaut!“, lautete die Losung der Demo. © Hans-Helmut Herold

Von der Rüge der Landrätin berichtete Schongaus Vize-Bürgermeisterin Daniela Puzzovio. Hatte doch das Aktionsbündnis die Schließung der Geburtenstation trotz des Bürgerentscheids von einem Anwalt prüfen lassen. Nachdem man nun gelernt habe, dass Stilllegung nicht gleich Schließung bedeute, fragte sie: „Sollten wir Bürger nach all dem Finanz-Desaster nicht die zeitweise oder gänzliche Stilllegung unserer Landrätin und des Aufsichtsrates der Krankenhaus GmbH fordern?“

Spendengelder werden dringend gebraucht für Werbung und Anwaltskosten

Sylvia Hochmuth-Rexa machte noch einmal Werbung für das Aktionsbündnis, das Spendengelder für den Druck von Plakaten und Flyern oder Anwaltsberatung einsetzt. Neben den weißen Schutzschirmen, Pfeifen, türkis-grünen T-Shirts und Armbändern konnten die Teilnehmer Postkarten kaufen, die fleißig an die Kreisräte geschrieben werden sollten.

Das Schlusswort gehörte wieder Stefan Konrad, der um Unterstützung bei der nächsten Demo warb: am Freitagvormittag zur wichtigen Kreisratsitzung vor der Peitinger Schloßberghalle (8.15 Uhr). Es sei 5 vor 12 für das Schongauer Krankenhaus, exakt zu diesem Zeitpunkt wurden auch die Mikrofone ausgeschaltet. Den Schlussakkord setzten die Demonstranten selbst und kamen der Aufforderung des Aktionsbündnisses nach, so laut zu sein, dass ihr Trommeln, Pfeifen und Hupen bis Weilheim und München getragen werde. Der immer wiederkehrende Appell „Rettet unser Krankenhaus!“ sollte bei Kreisrat und Landesregierung angekommen sein.

Diana Meltretter

Erst in der vergangenen Woche ging es bei der BR-Sendung „Jetzt red i“ um die Krankenhausreform, und welche Auswirkungen diese auf Bayern hat.

Regelmäßig kämpft das Aktionsbündnis am Marienplatz und macht deutlich, wie wichtig das Krankenhaus für die Gesundheitsversorgung der Bürger im westlichen Landkreis ist

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