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Kreis Lörrach In die Gewinnzone zurückkehren

Michael Werndorff
Die Kreiskliniken müssen einen ambitionierten Restrukturierungsplan umsetzen. Foto: Michael Werndorff/Michael Werndorff

Die Lörracher Kreiskliniken schreiben rote Zahlen.

„Wir können nicht warten, bis die Krankenhausreform beschlossen ist und greift. Wir wissen auch nicht, wie das Land die Kreiskliniken berücksichtigen wird“, sagte Landrätin Marion Dammann eingangs der Vorstellung des Restrukturierungsplans der Kreiskliniken am Montag (wir berichteten). Ziel ist es, die Kreiskliniken wieder in die Erfolgsspur zu bringen. „Die schwarze Null muss drin sein“, so die Landrätin zum Startschuss für die Neuausrichtung der Kreiskliniken GmbH.

Derweil löst die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angeschobene Krankenhausreform vielerorts keinen Optimismus aus. Vielmehr stößt sie auf Skepsis, wie eine Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) ergab.

Negative Perspektive

Besonders dramatisch schätzen die Krankenhäuser ihre wirtschaftliche Perspektive ein. 69 Prozent der Kliniken sehen ihre Existenz kurz- und mittelfristig gefährdet, fast kein Krankenhaus kann seine Ausgaben aus den laufenden Einnahmen decken. Und große Zweifel hegen die Kliniken daran, dass die Krankenhausreform Verbesserungen bringen würde. Laut der Umfrage setzen die Kliniken keinerlei Hoffnungen in die Versprechen des Ministers, die Reform werde die Bürokratie und den wirtschaftlichen Leistungsdruck mindern.

Der neue Kliniken-Geschäftsführer Udo Lavendel betonte mit Blick auf den Strukturwandel in der Krankenhauslandschaft, dass der Landkreis Lörrach mit der Entscheidung zum Bau des Zentralklinikums den richtigen Weg eingeschlagen habe. Andere Träger, die eine Restrukturierungsphase erwarte, hätten diesen noch vor sich, kommentierte er die politisch gewollte Zentralisierung und Spezialisierung in der medizinischen Versorgung.

20 Prozent weniger Kliniken

Das wiederum habe Klinikschließungen beziehungsweise einen Bettenabbau zur Folge: So geht die DKG davon aus, dass es innerhalb von zehn Jahren bis zu 20 Prozent weniger Klinikstandorte geben wird als heute. Laut Statistischem Bundesamt gab es in Deutschland im Jahr 2021 rund 1900 Kliniken. Gerade für komplexere Eingriffe seien aber größere Einheiten nötig. „Wir werden auf absehbare Zeit gar nicht mehr das Personal haben, die bisherigen Strukturen unverändert aufrecht zu erhalten“, argumentierte DKG-Chef Gerald Gaß vor wenigen Wochen.

Weniger Betten als vorgesehen wird laut Lavendel auch das Zentralklinikum zählen. Wurde einst mit 677 Betten geplant, würde jetzt eine dreistellige Zahl dastehen, die mit fünf anfange, sagte der Geschäftsführer im Rahmen der Medienkonferenz, bei der das Sparziel von 16 Millionen Euro thematisiert wurde. Insgesamt 32 Teilprojekte unterschiedlicher Priorität sollen dazu beitragen, dass die Kreiskliniken wieder wirtschaftlich tragfähig werden.

Zur wirtschaftlichen Lage konnte Lavendel keine konkreten Angaben machen. „Ich kann derzeit nicht sagen, wo die Kreiskliniken stehen“, verwies er auf große Startschwierigkeiten des neuen Krankenhausinformationssystems. Eine derartige Situation habe er noch nicht erlebt. Bei seinem Antritt habe er eine „relativ desolate Steuerungs- und Cockpitsituation vorgefunden“. Zwar stehe die Liquiditätsvorschau, der Jahresabschluss für das Jahr 2022 sei aber noch nicht fertig, weshalb sich nicht abschätzen lasse, ob es bei dem kalkulierten Verlust von 18 bis 22 Millionen Euro bleibt. Konkrete Zahlen zur Höhe der finanziellen Unterstützung durch den Kreis in diesem Jahr wollte Dammann auf Nachfrage nicht nennen. Im Nachgang der Konferenz hieß es vom Landratsamt, dass die Gewährung von Krediten zum innersten Geschäft der Kliniken gehöre und somit ein Geschäftsgeheimnis sei, das nach der Landkreisordnung klar der Nichtöffentlichkeit unterliege. Erst vergangene Woche hatte der Lörracher Kreistag die Kreiskliniken mit weiteren fünf Millionen Euro Kapitalaufstockung unterstützt. Im Februar floss ein Betriebskostenzuschuss von sechs Millionen, zudem wurde der Kreditrahmen um sieben Millionen erhöht.

Es sei richtig, dass der Kreistag die Kreiskliniken finanziell unterstütze. „Aber das darf nicht auf Dauer geschehen“, so Lavendel. „Wir müssen kurz- bis mittelfristig in die Gewinnzone kommen.“

Umfrage

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