Nach Klinik-Krise in Lindenberg

Mediziner fordern gemeinsames Krankenhaus für das Westallgäu

Statt der Rotkreuzklinik in Lindenberg schlagen die Mediziner im Westallgäu ein zentrales Haus vor, das mindestens zwei Kliniken ersetzen soll.

Statt der Rotkreuzklinik in Lindenberg schlagen die Mediziner im Westallgäu ein zentrales Haus vor, das mindestens zwei Kliniken ersetzen soll.

Bild: Huber

Statt der Rotkreuzklinik in Lindenberg schlagen die Mediziner im Westallgäu ein zentrales Haus vor, das mindestens zwei Kliniken ersetzen soll.

Bild: Huber

Statt mehrerer Krankenhäuser in Lindenberg, Wangen und Lindau ein gemeinsames Klinikum an zentraler Stelle? Das fordern Ärzte - der Landrat ist zurückhaltend.
04.08.2023 | Stand: 06:49 Uhr

In der Diskussion um die Zukunft der Kliniken im Kreis Lindau und dem angrenzenden Baden-Württemberg melden sich die Ärzte zu Wort. Das Gesundheitsnetz Westallgäu (GNW), in dem sich 50 Mediziner zusammengeschlossen haben, spricht sich für den Bau eines neuen Krankenhauses an zentraler Stelle aus. Es könnte die bestehenden Häuser in Lindenberg, Wangen und möglicherweise auch Lindau ersetzen.

„Es muss keine Herz- und Neurochirurgie haben – aber 95 Prozent aller Erkrankungen abdecken“, sagt GNW-Vorsitzender Dr. Franz-Joseph Sauer. Hintergrund der Diskussionen ist, dass die finanziell schwer angeschlagene Rotkreuz-Klinik in Lindenberg vor einer ungewissen Zukunft steht.

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Drei Kliniken, unterschiedliche Träger, maximal 200 Betten und rote Zahlen

Im Landkreis Lindau gibt es zwei Kliniken, in Wangen im angrenzenden württembergischen Allgäu eine dritte. Alle drei haben unterschiedliche Träger, alle drei haben maximal 200 Betten, alle drei schreiben rote Zahlen. Zusammen hat das Minus im vergangenen Jahr bei über 14 Millionen Euro gelegen. Aktuell lassen die Gesundheitsministerien in Stuttgart und München durch ein Gutachten klären, welche Struktur grenzübergreifend in der Region sinnvoll ist.

Eine Diskussion vor Ort will das GNW anstoßen. Die Mediziner halten ein zentrales Haus für nötig. Mit einer Größe von 350 Betten wäre es zukunftsfähig, sagt Dr. Martin Hessz, Vorstandsmitglied des GNW und Chefarzt der Inneren Abteilung an der Rotkreuzklinik Lindenberg.

Dr. Martin Hessz ist ärztlicher Direktor der Rotkreuzklinik in Lindenberg.
Dr. Martin Hessz ist ärztlicher Direktor der Rotkreuzklinik in Lindenberg.
Bild: Rotkreuzklinik

Derzeit steht der Bau zweier neuer Kliniken auf dem Plan - wird es doch nur eines?

Über neue Krankenhäuser wird im Westallgäu ohnehin gesprochen. Die Pläne sehen derzeit allerdings sowohl den Bau einer neuen Klinik in Lindenberg als auch im zwölf Kilometer entfernten Wangen vor. Die Kosten für beide neuen Kliniken werden auf mehr als 160 Millionen Euro geschätzt. Für das Haus in Lindenberg hat der Freistaat bereits einen Zuschuss in Höhe von 41,5 Millionen Euro zugesagt. In den politischen Gremien dies- und jenseits der Landesgrenze war eine gemeinsame Klinik noch kein Thema.

Die Mediziner im Westallgäu fordern jetzt in einem offenen Brief den Lindauer Landrat auf, die Initiative für ein solches Haus zu ergreifen, und sammeln dafür auch Unterschriften. Sauer verweist auf die lange Dauer eines Verfahrens: „Wir können nicht zuwarten. Die Lage ist eher fünf nach 12 als fünf vor 12 Uhr“, sagt er mit Blick auf die Lage der Rotkreuzklinik in Lindenberg. Das Haus wird gerade über ein sogenanntes Schutzschirmverfahren saniert. Welche Struktur es danach hat, ist unklar.

Westallgäuer Landrat Elmar Stegmann warnt vor Aktionismus

Landrat Elmar Stegmann verweist als Reaktion auf die Aktion der Mediziner auf das geplante Gutachten und die Gespräche zwischen den Trägern der Kliniken sowie den Ministerien. Mit ihnen stehe er in Kontakt. Aktionismus sei kein guter Ratgeber, betont Stegmann mit Blick auf die ausstehenden Ergebnisse.

Grundsätzlich fürchtet das GNW angesichts der geplanten Strukturreform um die Existenz vieler Häuser. Komme das Gesetz, bleibe „kein Stein auf dem anderen“, sagt Hessz. Kleine Häuser könnten allenfalls noch eine Basisversorgung bieten.

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