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„Macht es doch gleich neu!“: Ehrgeiziger Bauplan soll Klinikum Freising zukunftsfähig machen

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Einen „Sanierungsstau“ hat Klinik-Geschäftsführerin Maren Kreuzer ausgemacht.
Mehr Kapazitäten für Intensivmedizin soll es dank des geplanten Neubaus auch geben. Unter anderem ist geplant, dass für jedes Intensivbett ein eigener Raum verfügbar ist. Bis dato sind die Intensivpatienten in Doppelzimmern untergebracht. © Klinikum Freising

Mit kleineren Umbauten wollte die Führung des Klinikums Freising dringend benötigte Kapazitäten schaffen. Doch die Krankenhausreform hat alles geändert.

Freising – Das Klinikum Freising erhält in den kommenden Jahren ein ganz neues Gesicht: Die Zentrale Notfallversorgung sowie die Intensivstation, die Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie, die Palliativstation und eine neue Abteilung für Psychiatrie sollen in einem eigenen Komplex untergebracht werden, der neu gebaut wird. Und auch moderne Wohnheime samt Tiefgarage und Kita sollen errichtet werden. Damit wollen Landrat Helmut Petz und Geschäftsführerin Maren Kreuzer das Klinikum fit für die Zukunft machen – und für die anstehende Krankenhausreform.

Dringender Bedarf

Schon jetzt platzt das Krankenhaus aus allen Nähten. „Wir verzeichnen ein deutliches Flächendefizit“, sagte Geschäftsführerin Maren Kreuzer in einem Gespräch mit dem FT, an dem auch der Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums, Landrat Helmut Petz, teilnahm. Vor allem die Zentrale Notaufnahme und die Intensivmedizin benötigen dringend mehr Kapazitäten. „Die funktionellen Strukturen sind nicht mehr zeitgemäß“, betont die Geschäftsführerin. „Baulich und technisch haben wir einen immensen Sanierungsstau.“

Klinik-Geschäftsführerin Maren Kreuzer
Einen „Sanierungsstau“ hat Klinik-Geschäftsführerin Maren Kreuzer ausgemacht. © Herbert Bungartz

Aber auch über das Krankenhaus hinaus besteht baulich „dringender Handlungsbedarf“, betont Kreuzer. So sind unter anderem die vor 50 Jahren gebauten Wohnheime und die Berufsfachschule für Pflege und Krankenpflegehilfe alt und sanierungsbedürftig. Zudem existieren keinerlei räumliche Möglichkeiten für die Einrichtung einer Kinderbetreuung, auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückgreifen könnten.

Zwei Faktoren führten zu deutlich ehrgeizigeren Plänen

Ursprünglich war für Zentrale Notaufnahme und Intensivstation nur eine Minimallösung geplant. „Die Umbauten sollten im Bestand mit so wenig Aufwand wie möglich so umfangreich wie nötig umgesetzt werden“, berichtet Maren Kreuzer. Oder wie es Landrat Helmut Petz ausdrückt: „Alles war notdürftig zusammengeschustert.“

Angedacht war ein Anbau des bestehenden Hauptgebäudes. „Wir hätten einen Gebäudeteil an die bestehende Notaufnahme angebaut“, berichtet Kreuzer. Die Mini-Lösung wäre angesichts der ohnehin schon beengten Bestandssituation mit deutlichen Abstrichen verbunden gewesen – und alles andere als zukunftsweisend.

Zwei Faktoren führten schließlich zu einer voraussichtlichen Änderung der Baupläne. Einer davon ist die geplante Krankenhausreform. Die sieht drei Versorgungsstufen vor, die politisch aber umstritten sind – von der reinen ambulanten Basisversorgung (1) über eine erweiterte Regelversorgung (2) bis hin zu einem breiten universitären Spektrum (3). „Unser Ziel ist es, in Stufe 2 zu kommen“, betont Kreuzer.

Die ersten Modernisierungsprozesse sind bereits angelaufen

Dafür aber benötigt das Klinikum Freising eine vollfunktionsfähige zentrale Notaufnahme. „Das ist existentiell wichtig – auch, um entsprechende Fördergelder zu bekommen“, betonte Kreuzer. Gängiger Standard heutzutage sind zum Beispiel Einzelzimmer im Intensivbereich. Im Klinikum Freising aber liegen Intensivpatienten immer noch in Zweibettzimmern. Auch eine bedarfsgerechte Zwischenstufe zwischen Intensiv- und Normalstation ist unerlässlich, um in Stufe 2 aufzurücken: eine sogenannte Intermediate Care (IMC) Station. Die aber hat Freising bisher nicht. Um beides möglich zu machen, benötigen die Planer Platz – viel mehr Platz als die Mini-Lösung bietet.

Und hier kommt Faktor 2 ins Spiel: ein Schreiben der Regierung von Oberbayern, die die Klinikführung ermutigte, die Dinge größer zu denken. „Der Tenor war: Macht es doch gleich neu!“, berichtet Kreuzer.

Freisings Landrat Helmut Petz
„Nach vorne gehen“ möchte Landrat Helmut Petz – mit einer „sehr guten Lösung“. © Landratsamt

Wie die Geschäftsführerin klarstellt, sind entsprechende Modernisierungsprozesse bereits angelaufen. So hatte das Klinikum kürzlich die Strukturprüfung für die erweiterte Notfallversorgung (Stufe 2) bestanden, der es sich freiwillig unterzogen hatte. Ein ganz wichtiger Schritt im Hinblick auf die Reform. „Aber nun hat die Anregung der Fachbehörden uns auch baulich voll in die Karten gespielt“, freut sich die Geschäftsführerin. „So konnten wir die bisherigen Pläne noch mal sinnvoll anpassen. Das Timing war perfekt.“ Auch den Landrat freut die Entwicklung: „Jetzt können wir nach vorne gehen, und zwar mit einer sehr guten Lösung.“

Künftig erhält die Intensivmedizin dreimal so viel Platz wie jetzt

Vorausgesetzt, dass auch das Gesundheitsministerium die neuen Pläne befürwortet, wird der neue Anbau dort entstehen, wo aktuell noch der weitgehend leerstehende Flügel steht. Der bisher genutzte grüne Containerbau wird nach Fertigstellung zurückgebaut. Die in ihm heute beherbergte Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie wandert dann in den Neubau. Das grüne Gebäude wird perspektivisch schließlich einem kleineren Nachfolgebau weichen.

Im Untergeschoß des neuen Bauabschnitts 4 soll die Zentrale Notaufnahme untergebracht werden, die dank Hanglage auch Tageslicht abbekommt. Weil die Radiologie, die im bestehenden Hauptgebäude bleibt, relativ weit weg liegt, erhält die neue Notaufnahme ein eigenes Notfall-CT.

Areal des Klinikums Freising mit Hubschrauberlandeplatz
Die Zentrale Notfallversorgung des Klinikums Freising soll ein eigenes Gebäude bekommen. Dieses liegt dann auch näher am Hubschrauber-Landeplatz. Das grüne Provisorium wird in diesem Zuge abgebaut. © Fototeam Geyer

Die Intensivstation wird im ersten Stock untergebracht. Zwar reduziert sich die Anzahl der Intensivbetten von bisher 16 auf 13, dafür aber entstehen jetzt zehn Intensive-Care-Betten.. Die Fläche für Intensivmedizin am Klinikum ist dann fast dreimal so groß wie bisher: Statt 244 stehen künftig rund 700 Quadratmeter zur Verfügung.

Die Psychosomatik, die bis dato mit ihrer Tagesklinik und dem stationären Bereich im grünen Gebäude untergebracht ist, zieht in den zweiten Stock des Neubaus. Das gleiche gilt für die Palliativstation, die künftig ihre neue Heimat in der dritten Etage des Neubaus inklusive einer Dachterrasse erhält.

Zunächst wird der Altbau abgerissen und die dort noch untergebrachte Palliativstation übergangsweise im grünen Gebäude untergebracht. Wenn der Neubau fertig ist, ziehen die Palliativstation und die im grünen Gebäude befindliche Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie in den Neubau und das grüne Gebäude wird anschließend abgebrochen.. Das gleiche gilt für das MVZ, das medizinische Versorgungszentrum, das künftig im bereits bestehenden blauen Wirtschaftsgebäude neben dem Klinikum angesiedelt werden soll.

Künftig sollen für das Personal 100 Wohnungen mehr zur Verfügung stehen

Dort, wo sich heute die Parkplätze für Mitarbeiter und Besucher befinden, im Südwesten des Klinikareals an der Alois-SteineckerStraße, sollen neue Wohnheime mit mindestens 172 Einheiten entstehen. Das entspricht den Kapazitäten, die derzeit genau auf der anderen Seite des Komplexes im Nordosten an der Mainburger Straße bereits seit den 70er Jahren bestehen. Damit wäre der Bestand gesichert.

Personalwohnheime des Klinikums Freising aus den 70er Jahren
Dringender Bedarf: Die Personalwohnheime stammen noch aus den 70er Jahren. Deshalb sollen an anderer Stelle neue Wohnungen gebaut werden. © Eser

„Aber natürlich werden die neuen Wohnheime viel moderner sein“, sagt der Landrat. „Zudem bin ich hoffnungsvoll, dass am neuen Standort noch 100 weitere Einheiten entstehen können.“ Die Projektverantwortung dafür liegt bei der landkreiseigenen Wohnungsbau GmbH. Deren bisheriger Geschäftsführer Florian Plajer wechselt im August nach Regensburg. Ein Nachfolger ist inzwischen gefunden.

Dort, wo die Wohnheime entstehen, sind eine Kindertagesstätte vorgesehen und eine Tiefgarage für Mitarbeitende und Klinikbesucher. Sobald die neuen Wohnheime entstehen, könnten die alten abgerissen werden. Auch hier wäre es dann möglich, neue Wohnheime für Mitarbeiter zu errichten. Auch Einheiten, die der Patientenversorgung dienen, könnten hier Platz finden, etwa eine Tagespflege.

Wissen, wo’s langgeht: Auch die Verkehrsführung soll verbessert werden

Wer das Freisinger Krankenhaus betreten möchte und nicht weiß, wo sich der Haupteingang befindet, muss auf verschlungenen Wegen suchen. Denn aktuell befindet er sich, von allen Hauptverkehrsachsen abgewandt, zentral auf dem Klinikkomplex – alles andere als eine perfekte Lösung.

Auch hier ist eine Verbesserung in Sicht. Der künftige Haupteingang soll sich am neuen Gebäude befinden und Richtung Alois-Steinecker-Straße ausgerichtet sein. Von dort aus ist auch eine viel übersichtlichere und effizientere Erschließung des Areals möglich. Im Westen, daran angegliedert, sind eine Taxi- und eine Drop-Off-Zone geplant, wo Angehörige kurz halten und Patienten aus dem Auto lassen können. Von der künftig ebenfalls nah angesiedelten Tiefgarage gelangen die Besucher über den Vorplatz zum Eingang.

Neben dem zentralen Haupteingang wird ein versetzter Nachtzugang zur Notfallaufnahme errichtet. Für Rettungswagen existiert eine Stichstraße, die ihnen vorbehalten ist und über eine Rampe zur Notaufnahme im Untergeschoß führt. Der Hubschrauberlandeplatz bleibt an Ort und Stelle, befindet sich dann aber näher an der Notaufnahme.

Erst geht es um den B-Plan, dann um die Bagger

Bei der Umsetzung ihrer ambitionierten Pläne ist die Klinikleitung auf die Mithilfe anderer Akteure angewiesen, vor allem auf die Stadt Freising. Denn für die Neubauten ist eine Änderung des Bebauungsplans notwendig. Anfang 2023 wurden die notwendigen Anpassungen im Bebauungsplan zwischen Klinik und Rathaus besprochen. Ende Juli wurde der Bebauungsplanentwurf im Planungsausschuss einstimmig genehmigt.

Jetzt wird die öffentliche Auslegung des Plans und die Beteiligung öffentlicher Träger vorbereitet. Wenn alles gut geht, könnte das Klinikum im Laufe des kommenden Jahres Baurecht erhalten. „Aber auch dann kommt der Bagger nicht gleich um die Ecke“, sagt Kreuzer. Frühestmöglicher Baubeginn für den vierten Bauabschnitt ist ihrer Einschätzung nach Ende 2026. Sie rechnet mit einer Bauzeit von zwei Jahren.

Die deutlich größere Lösung hat ihren Preis

Ähnliches gilt für die Wohnheime. „Eine zeitliche Aussage kann erst getroffen werden, wenn klar ist, wann der zugrunde liegende Masterplan in Baurecht umgewandelt worden ist“, erklärt der Landrat. Bei Vorgesprächen mit der Regierung zur Förderfähigkeit des Projekts seien positive Signale gesendet worden.

Freilich hat die deutlich größere Lösung ihren Preis. Ging es für die Sanierung der Zentralen Notaufnahme und Schaffung der IMC-Kapazitäten im Bestand ursprünglich noch um Kosten im Bereich von rund 3,5 bis 7 Millionen Euro pro Maßnahme, werden die aktuellen Kosten für die Verlagerung der Notaufnahme und des Intensivbereichs in den 4. Bauabschnitt nicht zuletzt aufgrund erheblich höherer technischer Anforderungen und Baukostensteigerungen in deutlich oberen zweistelligen Millionen-Bereichen liegen.

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Der alte Bauabschnitt 4, der den heutigen Anforderungen nicht mehr entsprechen würde, war 2010 bereits mit rund 10,6 Millionen Euro beziffert aber nie realisiert worden. Nach aktuellem Stand müsse heute mit mindestens 40 Millonen gerechnet werden. Allerdings bezeichnet Kreuzer die Schätzung angesichts der dynamischen Weltlage eher als „Gedankenspiel“. Seriöse Prognosen seien momentan nicht möglich.

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