Das Amtsgericht Paderborn hat Dr. Rainer Eckert aus der gleichnamigen Kanzlei zum vorläufigen Sachwalter des St. Vincenz-Krankenhauses bestellt. Dr. Christoph Niering und André Dobiey von Niering Stock Tömp beraten die Einrichtung mit fast 800 Betten und rund 3.000 Mitarbeitenden zu Sanierung und Restrukturierung.
Mit Dr. Mark Boddenberg bestimmte das Amtsgericht Saarbrücken-Sulzbach ebenfalls einen Eckert-Anwalt als vorläufigen Sachwalter der Saarland-Heilstätten GmbH (SHG)-Klinikum Merzig mit rund 900 Mitarbeitenden und etwa 350 Betten. Jens Lieser und Dr. Martin Kaltwasser aus der Kanzlei Lieser sind als Generalbevollmächtigte für das Klinikum Merzig im Einsatz. Andere Krankenhäuser und Einrichtungen der SHG-Gruppe, die insgesamt rund 6.000 Mitarbeitende beschäftigt, sind von dem vorläufigen Schutzschirmverfahren nicht berührt.
Kosten explodieren, Einnahmen sinken
Selbst große Häuser wie das St. Vincenz-Krankenhaus in Paderborn, die als Schwerpunkt-Versorger aus der Kliniklandschaft nicht wegzudenken sind, treffen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die sich bundesweit ähneln: Der gesetzlich vorgegebene Personalschlüssel stellt eine bürokratische Hürde dar. Zugleich steigen die Kosten für Personal, Material und Energie. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kliniken die höheren Kosten vorfinanzieren müssen und diese erst im Folgejahr erstattet bekommen. Die Einnahmen halten nicht Schritt, zumal sich seit der Pandemie weniger Patienten stationär im Krankenhaus einfinden. Der Gläubigerausschuss des St. Vincenz-Krankenhaus hat bereits getagt. Dank des Insolvenzgeldes erhalten die Mitarbeitenden weiterhin Löhne und Gehälter. Ziel des Schutzschirmverfahrens ist der Erhalt der Klinik durch eine nachhaltige Sanierung, unter anderem durch operative Maßnahmen wie ein besseres OP- und zentrales Einkaufsmanagement.
Auch für das SHG-Klinikum Merzig soll das Schutzschirmverfahren die Zukunft sichern, indem es neue Handlungsspielräume eröffnet, um sich etwa von kostenträchtigen Verträgen zu lösen. Ziel sind langfristig tragfähige Ergebnisse, anstatt die Liquiditätsprobleme nur kurzfristig zu lösen. Die Generalbevollmächtigten Lieser und Kaltwasser arbeiten an einem Sanierungskonzept und suchen nach Investoren. Zugleich laufen Gespräche mit Land, Kreis und Stadt, um den Standort zu sichern. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden des SHG-Klinikums-Merzig sind auch hier durch das Insolvenzgeld gesichert.
Vorläufige Sachwalter St. Vincenz-Krankenhaus
Eckert (Hannover): Dr. Rainer Eckert
Berater Sachwalter St. Vincenz-Krankenhaus
Eckert (Hannover): Dr. Stephanie Zulauf, Laura Kragenicks (beide Insolvenzrecht/Restrukturierung)
Berater St. Vincenz-Krankenhaus
Niering Stock Tömp (Köln): Dr. Christoph Niering, André Dobiey (beide Insolvenzrecht/Restrukturierung), Katrin Kamp (Arbeitsrecht)
Vorläufige Sachwalter SHG-Klinikum Merzig
Eckert: Dr. Mark Boddenberg
Berater SHG-Klinikum Merzig
Lieser: Jens Lieser (Koblenz), Dr. Martin Kaltwasser (Generalbevollmächtigter; Insolvenzrecht/Restrukturierung; Frankfurt)
Hintergrund: Die Kanzlei Eckert war in diesem Jahr schon mehrfach als Sanierer für Kliniken aktiv. Namenspartner Eckert beriet beispielweise als Generalbevollmächtigter das Klinikum Bramstedt im Schutzschirmverfahren. Hier war Stefan Denkhaus von BRL Boege Rohde Luebbehuesen als Sachwalter aktiv. In gleicher Funktion waren beide im Imland-Verfahren im Einsatz und transferierten im April die beiden Häuser an die familiengeführte Schön-Gruppe. Niering und Dobiey von Niering Stock Tömp waren bei der Sanierung der katholischen Klinikgruppe Kplus aufseiten der Banken zu sehen.
Auch Kaltwasser von Lieser arbeitete schon mit Eckert zusammen. Er war an der Sanierung des Krankenhausträgers ViaSalus beteiligt, bei der Rainer Eckert die Funktion des Sachwalters innehatte.