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Klinik-Neubau in Herrsching auf Eis gelegt: Auswirkungen auf Krankenhaus-Debatte in Weilheim-Schongau

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Starnbergs Landrat Stefan Frey (l.) und Klinikchef Thomas Weiler stellten die neuen Planungen vor.
Starnbergs Landrat Stefan Frey (l.) und Klinikchef Thomas Weiler stellten die neuen Planungen vor. © Andrea Jaksch

Der Landkreis Starnberg lässt die Planungen für einen Klinik-Neubau in Herrsching ruhen. Die Entscheidung hat auch Auswirkungen auf die Krankenhaus-Debatte im Landkreis Weilheim-Schongau.

Herrsching/Landkreis – Der Landkreis Starnberg hat die Planungen, in Herrsching ein neues 190-Betten-Krankenhaus zu errichten, „ruhend gestellt“. Das verkündete der Starnberger Landrat Stefan Frey. Die Planungen waren weit vorangeschritten. Die Baugenehmigung hätte im März 2024 vorliegen können. 2025 hätte Baubeginn sein können. Bei einem Gespräch im bayerischen Gesundheitsministerium sei ihm und Klinikchef Dr. Thomas Weiler geraten worden, die Planungen vor dem Hintergrund der geplanten Krankenhausreform zu überdenken, sagte Frey. Das Eckpunktepapier, auf das sich Bund und Länder am 10. Juli geeinigt hätten, mache den Planungsstopp unausweichlich.

Dafür wollen Landkreis und Klinik-Holding noch dieses Jahr eine externe Auswirkungsanalyse in Auftrag geben. Die grobe Richtung der Krankenhausreform bedeute eine Zentralisierung auf größere Häuser, erklärte Weiler. Vor diesem Hintergrund lasse der Landkreis nun die Klinik-Strukturen in Starnberg, Herrsching und Seefeld überprüfen. Das Ergebnis sei offen, sagte Landrat Frey.

Bei der Untersuchung spiele nicht nur die Fachlichkeit, sondern auch die Finanzierbarkeit eine Rolle. „Es steht alles wieder am Anfang“, betonte Frey. Weiler geht davon aus, dass die Ergebnisse „bis spätestens Mitte 2024“ vorliegen. Bis dahin könnte auch die Krankenhausreform Gesetzeskraft haben.

Starnberger Krankenhaus schreibt Verluste

„Starnberg hat im Vergleich zu anderen Häusern eine ganz gute Ausgangssituation“, betonte Weiler, der trotz der Vollbremsung optimistisch ist. „Ich gehe fest davon aus, dass der Standort Starnberg 2026, wenn die Reform voll greift, stärker dasteht als jetzt“, sagte er.

In die ganzen Überlegungen fließt noch ein weiterer Faktor rein. Im Jahr 2025 sei die bislang letzte Grundsanierung des Krankenhauses in Starnberg 30 Jahre her, sagte Weiler. Der Freistaat fordere die Träger in aller Regel nach 25 bis 30 Jahren dazu auf, ihre Kliniken von Grund auf zu erneuern. Für Starnberg mit seinen 320 Betten bedeute das, dass auf die Dauer von knapp zehn Jahren etwa 100 Betten nicht zur Verfügung stünden.

Auch um dafür Ausweichmöglichkeiten zu haben, sei der mit knapp 200 Millionen Euro Kosten angegebene Neubau in Herrsching etwas größer geplant worden. Weiler möchte diesen, wenn auch eventuell mit anderem Zuschnitt, dennoch realisieren.

Hohe Kosten kommen auf den Landkreis Starnberg so oder so zu. Zwar habe das Klinikum zwischen 2006 und 2019 rund 60 Millionen Euro aus eigenen Mitteln investieren können, sagte Weiler. Nicht zuletzt durch Corona, Fachkräftemangel und die hohe Inflation habe sich das jedoch geändert. 2021 habe das Defizit, das der Landkreis habe ausgleichen müssen, bereits im einstelligen Millionenbereich gelegen, sagte Frey. Für 2022, was noch nicht komplett abgerechnet sei, gehe er von einem zweistelligen Millionenbetrag aus.

Zumindest bis 2025 erwartet Frey keine grundlegende Änderung. Die Geschäftsführung der Klinik sei von daher auch gebeten, „Möglichkeiten zur Defizitreduzierung zu ergreifen“. Als eine Möglichkeit gilt der Abbau teurer Leiharbeitsverträge. Am eigenen Personal soll nicht gespart werden.

Damit stellt sich die Lage im Landkreis Starnberg trotz des derzeitigen Defizits anders dar als im Landkreis Weilheim-Schongau. Während Starnberg lange kontinuierlich Gewinne erwirtschaftete, die in das Unternehmen investiert werden konnten, flossen in Weilheim-Schongau zwischen 2013 und 2022 insgesamt 136 Millionen Euro vom Landkreis an die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH. Sowohl, um die kontinuierlichen Verluste auszugleichen, die das Unternehmen erwirtschaftete, als auch zur Finanzierung von Investitionen in den Krankenhäusern Weilheim und Schongau.

Während in Starnberg offensichtlich schmerzhafte Einschnitte anstehen, präsentierte die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH einen Zukunftsplan mit fünf Varianten. Die Umsetzung dieser Varianten würden nicht nur teils immense Investitionen voraussetzen. Alle Varianten bauen auch darauf, dass der Landkreis weiterhin Jahr für Jahr Verluste in zweistelliger Millionenhöhe ausgleichen würde.

Karten werden neu gemischt

Die Entscheidung, Herrsching vorerst nicht zu bauen, hat auch Auswirkungen auf die Krankenhaus-Debatte in unserem Landkreis. So war in der Vergangenheit immer wieder mit Verweis auf den in Herrsching geplanten Bau eines Hauses, das in etwa so groß werden soll wie das Weilheimer Krankenhaus, angezweifelt worden, ob der derzeit diskutierte Ausbau Weilheims zum Schwerpunktversorger die richtige Entscheidung wäre.

Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter. Und in unserem Weilheim-Penzberg-Newsletter.

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