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Was die Krankenhausreform für das Korbacher Stadtkrankenhaus bedeutet

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Das Stadtkrankenhaus Korbach stellt sich auf die Krankenhausreform ein.
Das Stadtkrankenhaus Korbach stellt sich auf die Krankenhausreform ein. © Lutz Benseler

Welche Auswirkung die Krankenhausreform für Korbach hat, ist im Moment eine der dringendsten Fragen: Sassan Pur, Geschäftsführer des Stadtkrankenhauses, blickt auf das Eckpunktepapier, das Bund und Länder beschlossen haben.

Korbach – Dass die Finanzierung vieler Kliniken längst nicht mehr funktioniert, ist bekannt. Und die Rahmenbedingungen werden nicht besser: Die Babyboomer werden älter, die Zahl der Patienten wächst dadurch in den nächsten Jahren dramatisch an. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Arbeitskräfte ab, die Kosten steigen. „Wer soll die stationären Patienten in Zukunft behandeln, wenn sich nichts ändert? Wer soll das System bezahlen?“, fragt Pur.

Dass eine Reform der Krankenhausfinanzierung kommen muss, ist unumstritten. Erste Grundzüge haben Bund und Länder Anfang Juli beschlossen. Klar ist: Der Kuchen wird neu verteilt – aber wer welches Stück wann abbekommt und wer seinen Teller leer wegräumen muss, das entscheidet sich erst in den kommenden Jahren.

Mehr als die Grundzüge der Reform sind bislang nicht bekannt. Das stellt das Stadtkrankenhaus vor eine Herausforderung: „Aufgrund des aktuellen Vakuums in der Gesetzgebung können wir keine strategischen Entscheidungen treffen“, erklärt der Geschäftsführer.

Immerhin steht die Korbacher Klinik aktuell besser da, als vergleichbare Häuser: Die Patientenzahlen entwickeln sich wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Im vergangenen Jahr wurden 10 850 Patienten stationär und 16 200 ambulant versorgt. Hinzu kommt das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) mit 31 850 Patienten. Mit neun Fachabteilungen mit eigenen Chefärzten ist die Korbacher Klinik das am breitesten aufgestellte Krankenhaus im Landkreis. „Das Haus ist auch baulich auf einem modernen Stand“, ergänzt Pur. Auch wirtschaftlich stehe das Stadtkrankenhaus solide da: „Wir haben noch Rücklagen und die Liquidität ist gegeben“, sagt Pur.

Sassan Pur
Sassan Pur © pr

Die in der Krankenhausreform geplanten Änderungen könnten besonders kleinere Kliniken in eher ländlichen Gebieten absichern, die bisher nur wenige Fälle abrechnen konnten. Spezielle Lösungen für den ländlichen Raum sind aus Sicht von Pur auch nötig, um die medizinische Versorgung zu gewährleisten. Der Standort eines Krankenhauses habe auch Auswirkungen auf Rettungsdienst und Notärzte und ihre Hilfsfristen. „Der Faktor Zeit ist bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen entscheidend“, sagt der Klinikchef. Schließlich sei ein Krankenhaus auch ein Standortfaktor, der die Attraktivität der Region erhöhe.

Die Politik setzt außerdem darauf, dass viele Behandlungen künftig ambulant durchgeführt werden. Pur wendet ein: „Dafür müssen auch die Strukturen geschaffen werden.“ Dazu gehörten beispielsweise Pflege- und Transportdienste.

Sein Ausblick: „Krankenhäuser mit Notfallversorgung und Erfüllung der Kriterien des Sicherstellungszuschlags werden überleben. Dazu gehört Korbach.“ Mit benachbarten Kliniken werden verstärkt bei der Vorhaltung von Strukturen und Personalbesetzungen kooperieren. Die Krankenhäuser müssten außerdem ihr Leistungsangebot überdenken und könnten nicht mehr alles anbieten. Das Stadtkrankenhaus werde das Leistungsspektrum aber im Großen und Ganzen behalten.

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