Unterfränkische Kliniken weisen auf "desaströse Finanzlage" hin - das ist ihre Forderung: "Den Krankenhäusern steht das Wasser bis zum Hals." So beginnt eine Pressemitteilung des Klinikums Würzburg Mitte vom Dienstag (5. Dezember 2023). Bereits im September wiesen unterfränkische Kliniken auf die "dramatische Situation" hin und kündigten eine Protestaktion an. Bei einem Pressegespräch kamen nun Vertreterinnen und Vertreter von unterfränkischen Kliniken zusammen und schilderten ihre Lage - und stellten zugleich eine Forderung.

"Wir sehen uns mit der realen Gefahr der Schließung von Krankenhäusern aufgrund drohender Überschuldung ('kalte Strukturreform') konfrontiert", heißt es in der Mitteilung. Laut Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) rechne die Deutsche Krankenhausgesellschaft bis Ende 2023 mit einem Defizit von zehn Milliarden Euro. Deshalb bestehe "dringender Handlungsbedarf".

Unterfränkische Kliniken beklagen hohe Verluste - "ist ein Skandal"

Derzeit seien die Defizite über die Haushalte der kommunalen Gebietskörperschaften oder die Rücklagen von frei-gemeinnützigen Trägern zu stemmen. Diese Gelder fehlten jedoch "für andere notwendige Projekte der kommunalen und sozialen Infrastruktur" wie Kindergärten, Schulen und freiwillige Leistungen, betont Jürgen Winter vom Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt. Walter Herberth äußert sich für die Stiftung Juliusspital und das Klinikum Würzburg Mitte und nennt die Verluste der Klinik "politisch verursacht". Erarbeitete Rücklagen würden durch die Verluste aufgebraucht "und fehlen für die Weiterentwicklung der Stiftungsaufgaben. Das schadet am Ende den Menschen und ist ein Skandal".

Tatsache sei, dass die Strukturreform "erst in 2027 finanziell spürbar" werde. Die von der Bundesregierung geplante Krankenhausreform erntete in Bayern Anfang 2023 harsche Kritik. Landkreistagspräsident Thomas Karmasin (CSU) befürchtete etwa eine  "Schneise der Verwüstung". Die unterfränkischen Krankenhäuser sehen indes eine Reform als notwendig an und fordern in der aktuellen Pressemitteilung "eine Überbrückungsfinanzierung. Nur so kann es gelingen, allen systemrelevanten Krankenhäusern ein Überleben bis zum Greifen der Reformpläne zu ermöglichen".

Förderlich wäre laut den Kliniken, wenn die "Erlöse je Behandlungsfall im Krankenhaus sachgerecht erhöht" würden "und der errechnete Nachholeffekt von mindestens 4 Prozent verlässlich in den Erlösen berücksichtigt" werde. Man habe einen hinreichenden Ausgleich der inflationsbedingten Kostensteigerungen in den Preisen für Klinikleistungen seit 2022 vermisst, heißt es zudem. Ein Bundesgesetz verhindere diesen derzeit bewusst. Zwischen 2019 und 2023 seien die stationären Behandlungszahlen außerdem um etwa 13 Prozent zurückgegangen und weiterhin würden Krankenhäuser im aktuellen pauschalisierenden Abrechnungssystem System (DRG), "auch deren Vorhaltekosten, pro Fall beziehungsweise erbrachter Leistung mit einem festgeschriebenen Preis vergütet".

Kitzinger Landrätin fordert Ausgleich von "immensen Kostensteigerungen"

Dieses System bilde den finanziellen Aufwand und die Herausforderungen der Krankenhäuser nicht mehr ab. Personalabbau sei dabei keine zukunftsweisende Antwort auf die finanziellen Defizite, betonen die Krankenhäuser weiter.

"Die unterfränkischen Kliniken und deren Träger fordern endlich ein Vorschaltgesetz zur Anhebung der Preise für Krankenhausleistungen (faire Anpassung des Landesbasisfallwertes), damit endlich die immensen Kostensteigerungen und damit die entstehende Erlöslücke von mindestens 4 Prozent seit 2022 ausgeglichen werden können, ohne auf Unterstützung von kommunalen und frei-gemeinnützigen Trägern angewiesen zu sein." So lautet der zusammenfassende Appell von Tamara Bischof, Landrätin im Landkreis Kitzingen und Vorsitzende der bayerischen Krankenhausgesellschaft.

Auch aus wirtschaftlichen Gründen muss derweil die Median Klinik Bad Colberg nahe der fränkischen Grenze schließen. inFranken.de erkundigte sich, was mit den fränkischen Standorten passiert. Weitere Nachrichten aus Würzburg und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.