Über 5000 Menschen haben sich in einer Online-Petition auf der Plattform change.org dafür ausgesprochen, die Vorfälle am Medizin Campus Bodensee (MCB) aufzuklären. Nach dem Freitod der Leitenden Oberärztin der Internistischen Intensivstation wurde öffentlich, dass es seit Ende 2021 trotz mehrfacher Warnungen der Frau zu massiver Gefährdung von Patientenwohl gekommen sein soll. Die Ärztin verstarb Anfang Dezember, vergangene Woche nahmen zahlreiche Trauernde auf dem Friedhof Friedrichshafen Abschied von ihr.

Kanzlei soll für Aufklärung sorgen

Noch am Tag der Trauerfeier kündigten Geschäftsführung und Aufsichtsrat in einer gemeinsamen Erklärung an, dass eine „lückenlose und ebenso ergebnisoffene Aufklärung und Aufarbeitung des Sachverhalts“ erforderlich sei. Ein ursprünglich von der Klinik in Auftrag gegebenes gutachterliches Schreiben war von vielen Involvierten als teilweise falsch sowie als Gefälligkeitsgutachten kritisiert worden. Nun wurde die große Kanzlei Feigen Graf mit der Aufklärung bis Ende März beauftragt. Zudem führt auch die Staatsanwaltschaft Ravensburg Vorermittlungen durch.

Bild 1: Klinikum Friedrichshafen: Über 5000 Menschen fordern in Petition Aufklärung
Bild: Screenshot: Benjamin Schmidt

Der SÜDKURIER hätte gerne vom Klinikum gewusst, wie die Aufarbeitung geschehen soll. Sprich: Welche Vorwürfe genau untersucht werden. Und vor allem: Ob die Beschäftigten, die sich äußern, anonym für die Geschäftsführung bleiben. Dass sich dies zahlreiche Angestellte wünschen, überrascht kaum. Denn die Oberärztin, die sich kritisch gegenüber dem Klinikum geäußert hatte, sollte letztlich fristlos gekündigt werden. Dementsprechend sorgen sich die Menschen, mit denen der SÜDKURIER sprach. Auf Anfrage kommt aus der Pressestelle des MCB lediglich: „Der Aufsichtsrat hat einstimmig dem Vorschlag der Geschäftsführung zugestimmt, die Aufklärung unter professioneller Steuerung zu betreiben. Dazu gehört auch die Festlegung des Verfahrens.“

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„Warum musste das passieren?“

Der Wunsch nach ernstgemeinter Aufklärung ist groß. „Warum musste das passieren?“, schreibt eine Kommentatorin der Petition. Eine andere gibt als Grund für ihre Teilnahme an, sie habe selbst 15 Jahre im Krankenhaus gearbeitet – und sie finde es schrecklich, „dass sich dort nichts geändert hat“. Der Initiator der Petition schreibt: „Es kann nicht in unserem Interesse sein, dass nach ihrem Suizid und Mobbing am MCB die Verantwortlichen davon kommen!“

Auch Detlef Kröger, Anwalt der Verstorbenen, äußert sich in einem Statement in Bezug auf die Petition: „Ich bedanke mich für die großartige Zivilcourage der Menschen. Mich berührt jedes einzelne Statement zutiefst.“ Gleichwohl kritisiert er schon jetzt die Pläne zur Aufklärung der Klinik: „Es ist ein ausgewachsener Skandal, dass die Geschäftsführung, also Herr Prof. Wöhrle und Herr Klöckner, nun selbst mit einer von ihnen ausgesuchten Compliance Kanzlei für Aufklärung sorgen sollen. Und es ist ein noch größerer Skandal deshalb, da solange Herr Prof. Wöhrle weiter tätig ist, die Gefahr besteht, dass die untragbaren Zustände, die laut der Oberärztin Menschenleben bedrohen, von ihm weitergeführt werden können.“