Heidelberger Krankenhäuser

Salem und Vincentius werden vereinigt

Die Zusammenlegung ist für Mitte des Jahres in Handschuhsheim geplant. Die Pflegekräfte will man halten, wie hoch die Bettenzahl sein wird und ob alle Abteilungen bestehen bleiben, ist unklar.

23.04.2024 UPDATE: 23.04.2024 15:18 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden
Rettung durch Vereinigung: Die beiden wirtschaftlich angeschlagenen Krankenhäusern Salem und Sankt Vincentius werden unter dem Dach des Handschuhsheimer Salem-Krankenhauses vereinigt. Fotos: Rothe

Von Julia Lauer

Heidelberg. Es steht nun endlich fest, wie es mit den beiden wirtschaftlich angeschlagenen Heidelberger Krankenhäusern Salem und Sankt Vincentius weitergeht. Die Krankenhäuser, die sich beide in Trägerschaft der evangelischen Stadtmission befinden, werden unter dem Dach des Handschuhsheimer Salem-Krankenhauses vereinigt. Das teilte die Stadtmission am Dienstagnachmittag mit. Der Schritt soll Mitte des Jahres vollzogen werden.

"Die Zusammenlegung der Häuser ist eine gute Option, die Krankenhäuser der Evangelischen Stadtmission Heidelberg an die strukturellen Herausforderungen anzupassen und für die Zukunft zu rüsten", erklärte der Geschäftsführer des Sankt-Vincentius-Krankenhauses Yong-Uk Kim laut der Mitteilung.

Auch Florian Kesberger, Geschäftsführer des Salem-Krankenhauses, zeigte sich zuversichtlich angesichts der nun gefundenen Lösung: "Wir haben viele Gespräche geführt und eng mit einem Team aus Sanierungsspezialisten zusammengearbeitet, um die Krankenhäuser bestmöglich aufzustellen."

Die Heidelberger Krankenhäuser waren aufgrund der allgemeinen Steigerungen bei den Energie- und Sachkosten wirtschaftlich in Bedrängnis geraten, wie die Stadtmission bereits in der Vergangenheit erklärte. Der Fachkräftemangel und das zurückgegangene Patientenaufkommen verschärften die angespannte Lage zusätzlich.

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Als die beiden Krankenhäuser drohten, in die roten Zahlen abzurutschen, begann der Sanierungsprozess im November vergangenen Jahres. Im Februar eröffnete das Heidelberger Amtsgericht schließlich ein sogenanntes Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung mit dem Ziel der Sanierung.

Die insgesamt rund 780 Beschäftigten beider Krankenhäuser, deren Betrieb während des Insolvenzverfahrens weiterging, erfuhren am Dienstagnachmittag von der geplanten Zusammenlegung. Vor allem die rund 180 Beschäftigten des Vincentius-Krankenhauses seien betroffen gewesen, dass ihre Klinik nicht wie gewohnt fortbesteht, berichtete Pfarrer Mathias Schärr aus dem Vorstand der Stadtmission gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung.

Gänzlich aufatmen können sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht. Denn ob alle Beschäftigten beider Häuser gehalten werden können, ist noch unklar. "Das Konzept muss man noch ausarbeiten", so Schärr zum weiteren Vorgehen. Ähnlich äußerte sich der Vorstandsvorsitzende, der Arzt Prof. Helmut Seitz. Angesichts des Mangels an Fachkräften in der Pflege arbeite man darauf hin, das Pflegepersonal beider Häuser möglichst zu halten.

Unklar ist hingegen, welche Folgen die Vereinigung für die Ärzteschaft hat. Denn es steht noch nicht fest, ob sämtliche Versorgungsbereiche des Vincentius-Krankenhauses – das sind die Palliativmedizin, die internistische Intensivmedizin sowie Hämatologie, Rheumatologie und Onkologie – künftig am Salem-Krankenhaus angeboten werden. "Die Ausrichtung der Abteilungen ist noch nicht beschlossen. Das muss man jetzt genauer evaluieren", kündigte der Gastroenterologe an.

Zu den offenen Fragen gehört auch, um wie viele Betten das Handschuhsheimer Salem-Krankenhaus erweitert werden wird. "Wir werden einen gewissen Satz an Betten übernehmen", kündigt Seitz an. Heute verfügt das Salem-Krankenhaus über 238 Betten. Das deutlich kleinere Vincentius-Krankenhaus hat 84 Betten – immerhin ein Drittel. "Wie an anderen Krankenhäusern ging die Auslastung der Betten infolge von Corona zurück", schildert Seitz die Situation am Salem-Krankenhaus.

Der verminderten Nachfrage an medizinischen Leistungen wolle man mit der Vereinigung beider Häuser begegnen. "So wollen wir die Auslastung am Salem-Krankenhaus optimieren", erklärte der Mediziner die Strategie.

Auch dazu, wie es mit dem Gebäude von Sankt Vincentius weitergehen soll, äußerten sich die Vertreter der Stadtmission zurückhaltend. Gerade erst vor elf Jahren war das historische Gebäude am Neckar umfassend saniert und modernisiert worden. "Wir hoffen, dass es als Krankenhaus erhalten bleibt", sagte Seitz – Gewissheit sollen die nächsten Wochen bringen.

Sowohl das Vincentius- als auch das Salem-Krankenhaus arbeiten eng mit dem Uniklinikum zusammen. Dessen Chef Ingo Autenrieth betonte in der Vergangenheit mehrfach die Bedeutung der Krankenhäuser als Kooperationspartner. "Wir hoffen, dass es für diese Krankenhäuser eine gute Lösung geben wird", sagte er im Februar im RNZ-Interview.

Update: Dienstag, 23. April 2024, 18.35 Uhr

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