Jahresbilanz
«Im Tal der Tränen»: KSBL schreibt einen Verlust von 25 Millionen Franken für das Geschäftsjahr 2023

Nach einem Gewinn von 2,5 Millionen Franken im Jahr 2022 rutschte das Kantonsspital Baselland (KSBL) letztes Jahr in die roten Zahlen. Schuld sind die Teuerung und ein Rückgang der stationären Fallzahlen. Ausserdem hat das Spital seine Ausgaben nicht im Griff.

Maria-Elisa Schrade 3 Kommentare
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Das Kantonsspital Baselland (KSBL) schreibt rote Zahlen: Für das Geschäftsjahr 2023 muss es einen Verlust von knapp 25 Millionen Franken verbuchen.

Das Kantonsspital Baselland (KSBL) schreibt rote Zahlen: Für das Geschäftsjahr 2023 muss es einen Verlust von knapp 25 Millionen Franken verbuchen.

Bild: Nicole Nars-Zimmer

Die Bilanz zum Geschäftsjahr 2023 des Kantonsspitals Baselland (KSBL) sieht düster aus: 24,8 Millionen Franken Verlust und eine Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von lediglich 0,4 Prozent. Für ein sich selbst finanzierendes Spital, das eigenständig Investitionen tätigen kann, wäre eine Ebitda-Marge von 10 Prozent nötig. Das KSBL ist davon derzeit sehr weit entfernt. Zugleich stehen diverse weitere Investitionen an.

«Ich hätte Ihnen sehr gerne ein schönes Resultat präsentiert», sagt Verwaltungsratspräsidentin Madeleine Stöckli entsprechend zerknirscht bei der Präsentation des Geschäftsberichts am Freitagvormittag. Sie schiebt aber gleich nach: «Wichtig ist, dass man sich erinnert, wir hatten bereits ein negatives Resultat budgetiert.» Nur fiel der Verlust deutlich höher aus als erwartet. Verwaltung und Geschäftsleitung machen dafür vor allem die Teuerung verantwortlich, die zu einem signifikanten Anstieg der Personal- und Sachkosten geführt hat. Zudem ist es dem KSBL trotz kostspieliger Reorganisation bislang nicht gelungen, spürbar effizienter zu wirtschaften.

Hohe Personalkosten und wenig Umsatz

Stöckli sagt: «Die Inflation ist viel heftiger ausgefallen, als wir antizipiert hatten.» Eine moderate Inflation sei zwar in den Geschäftsplan einberechnet gewesen, aber mit so einer massiven Inflation, wie sie durch die weltweiten geopolitischen Ereignisse ausgelöst worden sei, hätte das KSBL nicht erwarten und daher auch nicht berücksichtigen können.

CEO Norbert Schnitzler will das KSBL aus dem «Tal der Tränen» herausführen.

CEO Norbert Schnitzler will das KSBL aus dem «Tal der Tränen» herausführen.

Bild: Nicole Nars-Zimmer

Das KSBL hat sich dennoch im vergangenen Jahr für eine Lohnerhöhung entschieden. CEO Norbert Schnitzler begründet: «Wir sind in einem Umfeld, in dem der Fachkräftemangel deutlich spürbar ist.» Will das KSBL seine Mitarbeitenden halten und neue gewinnen, muss es mindestens marktübliche Löhne und Arbeitsbedingungen bieten. Das hat aber auch seinen Preis. Schnitzler wendet ein: «Das Verhältnis vom Personalaufwand zum Umsatz ist derzeit sehr schlecht.» Denn zu allem Übel sind im vergangenen Jahr aufgrund einer unguten Mischung von Überversorgung und Vertrauensverlust auch noch die stationären Fallzahlen zurückgegangen.

Zum budgetierten Verlust gehören die Umbaukosten der drei Standorte: Das Spital Liestal wurde zum erweiterten Grundversorger, das Spital auf dem Bruderholz zu einem Standort mit Orthopädie, Rehabilitation, Geriatrie und einem 24 Stunden-Notfalldienst, und in Laufen wurde kürzlich das ambulante Gesundheitszentrum eröffnet. Parallel wurden Augen- und Schmerzklinik geschlossen, weil sich ihr Betrieb nicht mehr rentiert hat.

Prozessoptimierung in allen Bereichen unumgänglich

Damit gilt der organisatorische Teil der Transformationsstrategie «Fokus» als abgeschlossen, die der Regierungsrat 2019 im Zuge der gescheiterten Spitalfusion mit Basel-Stadt für die Reorganisation des KSBL auf den Weg gebracht hatte. Und zwar innerhalb des vorgesehenen Zeitplans. Stöckli lenkt jedoch ein: «Wir haben unterschätzt, wie viel Ressourcen die Transformation benötigen wird. Wir dachten, wir könnten die Effizienzsteigerung parallel vorantreiben.»

Verwaltungsratspräsidentin Madeleine Stöckli äussert kurz vorm Rücktritt noch einmal grundlegende Kritik.

Verwaltungsratspräsidentin Madeleine Stöckli äussert kurz vorm Rücktritt noch einmal grundlegende Kritik.

Bild: Nicole Nars-Zimmer

Um aus dem «Tal der Tränen» (Schnitzler) wieder hinauszufinden, muss nun auch intern einiges passieren. Stöckli zählt auf: «Wir brauchen finanzielle Stabilität, ein effektives Kostenmanagement, einen Liquiditätsplan und einen langfristigen Finanzplan.» Um all das zu erreichen, werde das KSBL nicht um eine Prozessverbesserung in allen Bereichen herumkommen ebensowenig wie um eine Infrastrukturverbesserung (marodes Bruderholzspital).

Stöckli, die am 1. Mai von ihrem Posten zurücktritt, nutzt ihren letzten Auftritt aber auch für grundlegende Kritik: «Es kann nicht sein, dass wir nicht kostendeckende Tarife haben. Solange die Tarife politisch tief gehalten werden, ist es für die Spitäler sehr schwierig, profitabel zu wirtschaften.» Ausserdem verlangt Stöckli, dass Spitäler für gemeinwirtschaftliche Leistungen ein Angebot unterbreiten dürfen, das wenigstens kostendeckend ist.

3 Kommentare
Ronald Hofmann

Ein hervorragendes Beispiel, dafür, in was für eine falsche Richtung unser gesamtes Gesundheitswesen treibt. „Rückgang der Fallzahlen“ heißt für mich klar, dass es in der Schweiz schlicht zu viele Krankenhäuser gibt. Es darf doch nicht sein, dass gehofft werden muss, dass möglichst viele Menschen krank sind bzw. ein Spital aufsuchen müssen. Einer der vielen Kostentreiber für unsere endlos steigenden KK-Prämien.

Michael Ackermann

Wieder ein Kantonsspital das zeigt das die Privatisierung total schiefgegangen ist. Ein Beispiel von Arroganten, Unfähigen, Sachfremden und Geldgier getrieben Managern die ohne Skrupel einen Betrieb an die Wand fahren. Die absolute Frechheit daran ist das diese dann mit Unschuldsmine vor die Presse treten und allen anderen die Schuld in die Schuhe schieben. Bravo!