Digitales Gesundheitswesen: Mit Highspeed durch die Telematikinfrastruktur​

Die bisher für den Zugang zur Telematikinfrastruktur nötigen Einbox-Konnektoren werden ab Frühjahr 2024 durch Highspeed-Konnektoren und TI-Gateways abgelöst.​

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Arzt mit Stethoskop in der Hand

(Bild: PopTika/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Janos Frank
Inhaltsverzeichnis

Seit ihrer Einführung stehen die Konnektoren im Gesundheitswesen immer wieder in der Kritik, etwa aufgrund von Störungen, Ausfällen oder wegen der hohen Kosten. Mit Highspeed-Konnektoren (HSK) soll sich die Stabilität und Sicherheit in der Telematikinfrastruktur deutlich erhöhen, ein HSK kann dabei 4.000 der bisherigen Einzel-Konnektoren ersetzen. Es lassen sich bis zu 50.000 Kartenterminals anschließen. Da der Highspeed-Konnektor nur für jeweils eine rechtlich eigene Betriebsstätte genutzt werden kann, kommt mit dem TI-Gateway noch eine weitere HSK-Variante auf den Markt. Hierbei ist er quasi ummantelt von Sicherheits-Technologien, sodass sich viele Anwender einen Highspeed-Konnektor teilen. Dabei kann jeder Mandant nur auf seine separierte Instanz des Highspeed-Konnektors zugreifen.

Der Autor ist bei dem IT-Dienstleister und Rechenzentrumsbetreiber Akquinet in Hamburg beschäftigt. Aktuell startet ein erster "Friendly User Test" von ehex als Konnektor-Hersteller, Akquinet als Betreiber, dem Klinikum Ingolstadt und weiteren Leistungserbringern.

Highspeed-Konnektor und TI-Gateway sind für einen Betrieb im Rechenzentrum oder vergleichbare Umgebungen konzipiert. Im Gegensatz zum Einbox-Konnektor wird statt proprietärer Hardware nun Standard-Hardware aus dem Rechenzentrumsumfeld eingesetzt. Der Highspeed-Konnektor beziehungsweise das TI-Gateway müssen hierbei nach den Vorgaben der Gematik in einer "vertrauenswürdigen Ausführungsumgebung" aufgebaut, bereitgestellt, überwacht und weiterentwickelt werden. Der Konnektor darf also nicht mehr in den Praxisräumen oder direkt in der Klinik aufgebaut werden. Die Sicherheit wird auch durch eine Zertifizierung von Hersteller und Betreiber erhöht – dies müssen getrennte Rechtseinheiten sein.

Der Highspeed-Konnektor lässt sich für einen Mandanten nutzen, wie zum Beispiel ein großes Klinikum. Dabei ist er für den Betreib "On-Premise" ausgelegt, sodass beispielsweise Einrichtung und Administration ausschließlich vom Klinikum geleistet werden soll. Ein "as a Service"-Ansatz ist für den HSK nicht vorgesehen. Die Betriebsumgebung und der administrative Zugriff sind dabei entsprechend abzusichern. So lassen sich die bisher betriebenen Einbox-Konnektoren konsolidieren und administrativer Aufwand für mehrere Konnektoren einsparen. Ebenfalls steht mit der geänderten Hardware mehr Leistung zur Verfügung, sodass aktuelle und zukünftige Anwendungen performanter bereitstehen.

Ab Frühling 2024 werden erste Anbieter das TI-Gateway als Servicemodell in Ergänzung ihrer bisherigen "TI as a Service"-Angebote auf den Markt bringen. TI-Gateways lassen sich für viele Mandanten nutzen, wie für Kliniken oder Einrichtungen mit vielen selbstständigen Einheiten, wie auch für niedergelassene Ärzte, kleinere Ambulanzen und alle weiteren Leistungserbringer des Medizinwesens. Beim Betrieb des TI-Gateways ist die Zentralisierung vieler Instanzen in einem Rechenzentrum Vorteil und Nachteil zugleich. Die Vorteile sind unter anderem der professionelle Betrieb durch Fachpersonal, eine sichere Betriebsumgebung und die geringeren Kosten im Vergleich zum Highspeed-Konnektor.

Die Nachteile: Falls es zu einer Störung der Leitungen ins Rechenzentrum oder zum Ausfall des TI-Gateways kommen sollte, sind schlimmstenfalls bis zu 4.000 Instanzen betroffen. Doch anders als bei den Einbox-Konnektoren ist bei einem TI-Gateway-Service aus einem Rechenzentrum heraus meist alles auf Redundanz ausgelegt, wie etwa der Netzbetrieb und die Stromversorgung. Dies macht einen Ausfall unwahrscheinlicher und die Wiederherstellung des Betriebs einfacher und schneller.

Die gematik kündigt bereits die TI 2.0 an, die rein softwarebasierte Telematikinfrastruktur der Zukunft. Daher kommt vielerorts die Frage auf, warum jetzt nun noch eine verbesserte Hardware auf den Markt kommt. Lohnt es sich nicht, einfach auf die TI 2.0 zu warten? Bisher steht allerdings kein Einführungstermin für die TI 2.0 fest. Daher sind verbesserte Konnektoren nötig, um die Brücke zwischen der inzwischen veralteten Technologie der Einbox-Konnektoren zur TI 2.0 zu schließen und den Zero-Trust-Ansatz, wie er in der TI 2.0 gelebt werden soll, stufenweise vorzubereiten.

(mack)