GastbeitragAnlagethema im Brennpunkt (327)

Wie KI und 3D-Druck das Gesundheitswesen der Zukunft prägen

In der Genomtechnik werden neue Anwendungen die DNA von Patienten analysieren, Krankheiten diagnostizieren und behandeln. Und was gut für Patienten ist, kann auch interessant für Anlegerinnen und Anleger sein.

Wie KI und 3D-Druck das Gesundheitswesen der Zukunft prägen

Gastbeitrag: Anlagethema im Brennpunkt (327)

Gesundheitswesen wird sich grundlegend verändern

Wie viele andere wirtschaftliche und gesellschaftliche Bereiche werden sich Gesundheitswesen, Medizintechnik und Pharmaindustrie künftig grundlegend verändern: In der Genomtechnik werden neue Anwendungen die DNA von Patienten analysieren, Krankheiten diagnostizieren und behandeln. Sie werden zudem Medikamente entwickeln, die gezielt auf einzelne Personen zugeschnitten sind. Experten sprechen hier von Präzisionsmedizin. Virtuelle Assistenten und Chatbots werden Ärzte unterstützen, indem sie Ratschläge zu Medikamenten und Therapien geben.

Klingt wie Science Fiction – und könnte doch bald Realität sein. Dafür sprechen insbesondere drei Faktoren: Zum einen werden die Menschen immer älter und benötigen verstärkt medizinische Hilfe und Pflege, zum Zweiten beschleunigt sich die Entwicklung neuer Präparate – noch niemals zuvor haben Wissenschaftler so schnell auf einen neuen Erreger wie auf Covid-19 reagiert und in so kurzer Zeit einen Impfstoff bereitgestellt –, und drittens erleben wir gerade technologische Innovationen, die auch das Gesundheitswesen auf die nächste Stufe heben. Stichworte: künstliche Intelligenz, Vernetzung, 3D-Druck.

Mit generativer KI verbessern Pharmakonzerne ihre Forschung und Entwicklung, weil sie in der Lage sind, große Mengen an Daten zeitnah zu verarbeiten und zu bewerten. Sie ist die Voraussetzung dafür, jene medizinischen Algorithmen zu trainieren, mit denen Chatbots betrieben werden. Gemeinsam mit der Medizintechnik soll und wird KI zu einer präventiven und personalisierten Medizin führen.

Ein prägendes Element im Gesundheitswesen der Zukunft wird die enge Verzahnung von Software und Hardware sein. Es wird tragbare und stationäre medizinische Geräte geben, die über das Internet verbunden sind. Dann wird es nicht mehr nur Fernkonsultationen geben, möglich ist dann auch eine ganzheitliche Fernversorgung und -behandlung von Patienten in ihrem Zuhause. Auch Teile der Pflege können aus der Ferne erbracht werden. Dabei dient eine virtuelle Krankenstation als zentraler Standort und als Drehscheibe für die Kommunikation des medizinischen Fachpersonals mit den Patienten.

Nicht nur Hersteller von KI-Chips und Softwarehäuser werden für das Gesundheitswesen und die Pflege immer wichtiger, sondern auch die Produzenten von Medizintechnik. Sie müssen die Geräte und Dienstleistungen bereitstellen, mit denen Patientendaten erfasst, analysiert und übermittelt werden. Solche Medtech-Unternehmen werden sich immer stärker zu Service-Anbietern für ausgewählte Patientengruppen entwickeln.

So futuristisch es im Moment noch klingt, auch im Gesundheitsbereich werden vermutlich Produktionsverfahren wie der 3D-Druck verstärkt Einzug halten. Mit diesem Verfahren können Werkzeuge und Geräte nach Bedarf hergestellt werden, darunter chirurgische Instrumente, orthopädische oder zahnmedizinische Implantate und Prothesen. Zudem wird bereits erforscht, ob 3D-gedruckte Organe mit biologischem Gewebe aus dem Körper des Patienten für Transplantationen verwendet werden können. Sollte das möglich sein, könnte das den Mangel an Spenderorganen beheben und die Kosten drastisch senken.

Was gut für Patienten ist, kann auch interessant für Anlegerinnen und Anleger sein, denn der Markt für Medizintechnik wächst. Laut Statista liegt im Jahr 2023 der Umsatz in diesem Bereich weltweit bei rund 600 Mrd. Euro und soll in den nächsten Jahren um 5,6% pro Jahr steigen. Aktuell findet der größte Umsatz in der Medizintechnik in den USA statt: Gut 215 Mrd. Euro werden es laut Statista 2023 sein. Aber auch Deutschland liegt gut im Rennen. Hierzulande stieg der Gesamtumsatz der produzierenden Medizintechnikunternehmen mit über 20 Beschäftigten nach Angaben der offiziellen Wirtschaftsstatistik im Jahr 2022 um 5,4% auf 38,4 Mrd. Euro. Der Inlandsumsatz legte um 3,2% auf 12,6 Mrd. Euro zu, der Auslandsumsatz um 6,5% auf 25,8 Mrd. Euro. Das ergibt eine Exportquote von rund 67%.

Die Herausforderung für Anlegerinnen und Anleger besteht in der Vielfalt der Medical-Tech-Bereiche. Biotechnologie und Life Science gehören ebenso dazu wie medizinische Instrumente und Geräte und Gesundheitstechnologie. Hier den Überblick zu behalten ist aufwendig. Hinzu kommt, dass die heute erfolgreichen Unternehmen nicht automatisch die Gewinner von morgen sein müssen. Eine fundierte Analyse der Branche und der Unternehmen ist unerlässlich.

Claus Hecher

Head of ETF Business DACH & Nordics bei BNP Paribas Asset Management