Gesundheitswesen:Klinikum will Defizit reduzieren

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Das Klinikum Erding schreibt rote Zahlen: Für 2024 geht man von einem Defizit in Höhe von etwa 18 Millionen Euro aus. (Foto: Stephan Görlich)

Wirtschaftsplan enthält Strategie für die nächsten Jahre: Mangel an Fachpersonal gilt als größte Herausforderung.

Von Thomas Daller, Erding

Rote Zahlen schreibt das Klinikum schon lange, allerdings ist das Defizit in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Für 2024 rechnet man mit einem Fehlbetrag von etwa 18 Millionen Euro. Erst von 2026 an könnte sich die Lage bessern, wenn das Fallpauschalensystem zum Teil durch die Vorhaltepauschalen ersetzt werden soll. Bis dahin will man im Klinikum allerdings nicht Däumchen, sondern an den internen Stellschrauben drehen, um die Kosten zu reduzieren. Dazu zählen schlanke Strukturen für die ambulante Versorgung, die Besetzung der geplanten Personalstellen sowie eine Verbesserung der digitalen Infrastruktur. Das sieht der Wirtschaftsplan vor, den das Klinikum für 2024 erstellt hat.

Das Klinikum ist kein Einzelfall, etwa 90 Prozent der Häuser im kommunalen Bereich in Bayern arbeiten defizitär. In der Branche geht man von einer Vielzahl von Klinikinsolvenzen durch einen kalten Strukturwandel aus. Erding hat dabei eine starke politische Rückendeckung: Das Klinikum wurde 2019 von einem Kommunalunternehmen in einen Regiebetrieb des Landratsamtes umgewandelt und keine Fraktion im Kreistag möchte das Klinikum hängen lassen.

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Im bayerischen Landeskrankenhausplan 2023 sind für das Klinikum Landkreis Erding 330 Planbetten ausgewiesen, davon 288 Planbetten am Standort Erding und 42 Planbetten am Standort Dorfen. Die durchschnittliche Auslastung von 2015 bis 2023 hat sich in den beiden Standorten entgegengesetzt entwickelt. Während in Erding die Auslastung seit 2015 leicht rückläufig ist, entwickelte sich der Standort Dorfen positiv.

Als einer der Hauptgründe für die roten Zahlen in den Krankenhäusern gelten die Erlöse über die Fallpauschalen, die bei Weitem nicht mehr ausreichen, um die derzeitigen Betriebskosten zu deckeln. Seit dem Wegfall des Selbstkostendeckungsprinzips im Jahr 1995 ist der finanzielle Druck von Jahr zu Jahr gestiegen. Die Krankenhausbudgets sind seit dieser Zeit gedeckelt und decken nicht mehr die Kostensteigerungen der Kliniken. Das Fallpauschalensystem in seiner bisherigen Form soll daher zum Teil abgeschafft und bis zu 60 Prozent der Krankenhausvergütung über sogenannte Vorhaltepauschalen erfolgen. Das Fallpauschalensystem wird aber nicht ganz abgeschafft, 40 Prozent der Vergütung soll weiterhin über dieses System erfolgen. Die Reform greift finanziell aber erst 2026, in vollem Umfang wird sie sich sogar erst 2027 auswirken.

Immer mehr bislang stationäre Leistungen werden in den ambulanten Bereich verlagert

Bis dahin will man im Klinikum die Dinge nicht einfach weiterlaufen lassen, sondern an einigen Stellschrauben drehen, die helfen sollen, das Defizit zu senken. So will man sich beispielsweise auf die zunehmende Ambulantisierung von Leistungen konzentrieren, denn immer mehr bislang stationär erbrachte Leistungen werden in den ambulanten Bereich verlagert. Das Klinikum will schlanke Strukturen für die ambulante Versorgung schaffen, die losgelöst von den hochpreisigen, personalintensiven stationären Leistungen sind. Auch die Kooperation mit Nachbarkliniken werde durch die bevorstehende Krankenhausreform an Bedeutung gewinnen.

Als derzeit größte Herausforderung bezeichnet das Klinikum die Beschränkungen durch den Personalmangel, insbesondere die Sperrung von Betten und die nicht ausgelasteten OP-Kapazitäten. Es sei daher wesentlich, dass sämtliche geplanten Personalstellen zur Versorgung operativer Leistungen besetzt werden, um die geplanten Leistungen erbringen zu können. Die Einhaltung des Wirtschaftsplanes werde davon abhängig sein, ob es gelinge, die geplanten Stellen zu besetzen.

Darüber hinaus sollen sinnvolle und erforderliche Investitionen in neue IT-Systeme erfolgen. Bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems bestehe dringender Handlungsbedarf. Aufgrund des im Jahr 2021 verabschiedeten Krankenhauszukunftsgesetzes habe das Klinikum des Landkreises Erding Förderanträge von rund drei Millionen Euro zur Verbesserung der digitalen Infrastruktur gestellt. Diese Anträge seien inzwischen bewilligt und man sei dabei, diese in einem vorgegebenen Zeitkorridor inhaltlich umzusetzen, um die Förderung nicht zu gefährden.

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