Frühchenstation in Niederberg vor dem Aus?

Lokalzeit Bergisches Land 01.02.2024 02:38 Min. Verfügbar bis 01.02.2026 WDR Von René Rabenschlag

Helios Klinikum Niederberg kämpft um Frühchen-Versorgung

Stand: 01.02.2024, 20:54 Uhr

Der Klinik droht eine Aberkennung des Versorgungsauftrags. Dann gäbe es im Kreis Mettmann keine medizinische Versorgung mehr für Risikoschwangere und Frühgeborene.

Von Natalie Stöber

Als einziges Krankenhaus im Kreis Mettmann verfügt das Helios Klinikum Niederberg neben der Geburtshilfe über eine Kinderklinik mit perinatalem Schwerpunkt, Neonatologie genannt.

Nun muss das Klinikum um seine Frühchen-Versorgung bangen. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales sieht offenkundig aktuell keinen Bedarf für die frühgeburtliche Versorgung im Kreisgebiet mit knapp 500.000 Einwohnern – das verdeutlicht der Ende Dezember zugestellte Feststellungsbescheid.

Für die Versorgung der Kleinsten

Hier ist Velbert die Stadt mit der höchsten Geburtenzahl im Kreis Mettmann, in dem das Helios Klinikum Niederberg die größte Geburtshilfe-Abteilung, sowie die einzige perinatale Schwerpunktversorgung vorhält.

Adrian Borner, Geschäftsführer des Helios Klinikums Niederberg, warnt vor den Folgen dieser Entscheidung: "Dies würde bedeuten, dass wir in Velbert künftig keine Frühgeborenen und Risikoschwangerschaften mehr versorgen dürfen und dadurch gezwungen wären, die Neugeborenen-Intensivstation zu schließen.

"Leidtragende wären ausgerechnet diejenigen Schwangeren, die unsere Fürsorge am meisten brauchen.“ Adrian Borner, Helios Klinikums Niederberg,

Standort der Kinderklinik bedroht?

Zu dieser Einschätzung kommt auch der Kreis Mettmann in einer allgemeinen Stellungnahme zur Krankenhaussituation im Kreis Mettmann: Dem Helios Klinikum Niederberg den Status des perinatalen Schwerpunkts zu entziehen, würde auch die Existenz der einzigen Kinderklinik im Kreis Mettmann drastisch beeinflussen und wäre wenig zielführend, heißt es darin.

Weitere Wege im Notfall

Das Nachsehen hätten weniger mobile Patientinnen, denen dann das Angebot in Wohnortnähe fehle. Die nächsten Geburtskliniken mit einer Frühchen-Versorgung liegen in Wuppertal, Düsseldorf oder Essen. Das würde bedeuten, dass Familien im Ernstfall ein langer Fahrtweg mit ungünstigen Verbindungen bevorsteht.

"Es ist daher nicht nur widersprüchlich, sondern zutiefst besorgniserregend, dass eine solche Entwicklung in Anbetracht der bereits bestehenden Probleme in deutschen Kinderkliniken scheinbar so leichtfertig hingenommen wird. Und es geht völlig an den Bedürfnissen in der Region vorbei“, sagt Prof. Stefan Wirth, langjähriger Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin in Wuppertal und Velbert.

Das Klinikum beabsichtigt, seine Leistungen bis zur endgültigen Entscheidung weiterhin anzubieten und hofft auf eine positive Lösung dieses Konflikts, auch unter Einbeziehung der Kommunalpolitik und der Öffentlichkeit.

Gesundheitsministerum NRW: Klinikum Niederberg "weniger geeignet"

Wenig Hoffnung macht dem Klinikum eine Stellungnahme des Gesundheitsministeriums NRW. Diese hält weiter daran fest, die Intensiv-versorgung von Frühgeborenen auf wenige, hochspezialisierte Krankenhäuser zu konzentrieren. Nur dort könne die nötige herausragende Versorgungsqualität gesichert werden.

In der Stellungnahme heißt es wörtlich: "Hierzu ist eine hohe Expertise vonnöten, die – wie in der Spitzenmedizin üblich – nur durch eine  entsprechend hohe Zahl behandelter Patientinnen und Patienten gewährleistet werden kann, daher die Notwendigkeit der Konzentration.

Im Vergleich zu anderen Krankenhäusern, die diese Leistungen anbieten, ist das Klinikum [Niederberg] nach den Festlegungen des Krankenhausplanes weniger geeignet, die Leistungen durchzuführen."

Es verweist auf das Klinikum Wuppertal als hochspezialisiertes Krankenhaus für diese Patientengruppe.

Unsere Quellen:

  • Helios Klinikum Niederberg
  • Kreis Mettmann
  • Gesundheitsministerium NRW

Über dieses Thema berichtet der WDR am 01.02.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Bergisches Land.