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Lauterbach plant Reform: Große Änderungen für Patienten in Krankenhäusern

Karl Lauterbach
Karl Lauterbach: „Die Krankenhausreform ist zurück in der Spur.“ © Kay Nietfeld/dpa

Gesundheitsminister Lauterbach legt umfassende Klinik-Pläne vor. Patienten könnten Änderungen bereits ab Mai 2024 bemerken.

Dortmund – Kaum freie Arzttermine, trotz voller Wartezimmer und überlasteten Notaufnahmen – das Gesundheitssystem in Deutschland weist zahlreiche Schwächen auf, die Patienten am eigenen Leibe zu spüren kriegen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will mit der Krankenhausreform nun genau dort ansetzen, wo Personal und Patienten Änderungen sofort wahrnehmen.

Lauterbach plant Krankenhausreform: Patienten erwarten große Änderungen

Die vorgeschlagene Krankenkassen-Änderung hinsichtlich einer Behandlung hat unter Patienten viel Aufsehen erregt. In Deutschland steht bald eine weitere wichtige Neuerung bevor. Ab dem 1. Mai haben Patienten die Möglichkeit, vor einer Klinik-Behandlung das für sie am besten geeignete Krankenhaus online auszuwählen. Diese Neuerung kündigte Bundesgesundheitsminister Lauterbach an.

Ein spezieller Klinik-Atlas, der ab diesem Datum verfügbar sein soll, wird dabei helfen. Dieser Schritt ist Teil einer umfassenden Klinikreform, die seit Monaten zwischen Bund und Ländern diskutiert wird. Lauterbach betonte: „Die Krankenhausreform ist zurück in der Spur“. Sie sieht auch vor, dass die Notaufnahme für viele Patienten schließen soll.

Der Krankenhaus-Atlas wird als Online-Plattform veröffentlicht und bereits zu Beginn Informationen darüber enthalten, welche Erfahrungen eine Klinik mit bestimmten medizinischen Eingriffen hat. Das betrifft insbesondere Bereiche wie Krebsbehandlungen. Am 22. März könnte das dazugehörige Transparenzgesetz im Bundesrat verabschiedet werden. Die Ländervertretungen hatten es zuvor mehrheitlich abgelehnt.

Krankenhausreform: Krebs-Patienten sollen in erfahrenen Kliniken behandelt werden

Aber das ist noch nicht alles. Denn weitere Änderungen im Rahmen der umfangreicheren Klinikreform sollen folgen. Ein zentraler Aspekt der Reform ist die Einführung eines neuen Bezahlmodells für Krankenhäuser. Bisher erhalten Krankenhäuser für jeden behandelten Patienten oder für jeden Behandlungsfall einen festen Euro-Betrag, bekannt als Fallpauschale.

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Künftig sollen diese Fallpauschalen verringert werden, um den rein finanziellen Anreizen für eine möglichst hohe Anzahl an Behandlungen entgegenzuwirken (mehr Service-News bei RUHR24).

Ein neues Finanzierungsmodell sieht feste Beträge für die Bereitstellung wichtiger Krankenhausleistungen vor. Dazu gehören unter anderem das Vorhalten von Personal, die Aufrechterhaltung einer Notaufnahme sowie die Bereitstellung notwendiger Medizintechnik. Durch diese Umstellung soll eine qualitativ hochwertigere und bedarfsgerechtere medizinische Versorgung gefördert werden.

Lauterbach zur Klinik-Reform: Spezial-Behandlung soll tödliche Krankheitsverläufe verhindern

Lauterbach will zudem die Qualität in deutschen Krankenhäusern durch verstärkte Spezialisierung verbessern. Eine geplante Einteilung in drei Klinikstufen soll insbesondere bei Krebsbehandlungen schwerwiegende Komplikationen wie eine Sepsis reduzieren. Vorgesehen sind dann wohnortnahe Kliniken für Notfälle und Grundversorgung, Häuser mit Regel- und Schwerpunktversorgung und Maximalversorger wie Unikliniken.

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Studien von Gesundheitsforscher Reinhard Busse stützen diese Pläne, indem sie aufzeigen, dass spezialisierte Kliniken die Sterblichkeitsrate bei ernsten Erkrankungen wie Herzinfarkten deutlich senken können. Das Ziel: weniger Todesfälle bei schwerwiegenden Krankheiten. Eine Umfrage der Techniker Krankenkasse ergab zudem, dass 66 Prozent der Befragten für spezialisierte Behandlungen längere Anfahrtswege in Kauf nehmen würde.

Lauterbach spricht von deutlicher Änderung: Reform für „zu viele Kliniken“

Lauterbach ist sich sicher, dass die Reform die deutsche Kliniklandschaft deutlich verändern wird. Vor allem in westdeutschen Großstädten könnten einige Kliniken geschlossen werden. Deutschland habe ein „Überangebot an Kliniken“, erklärte der Minister. In vielen Städten seien Belegungsraten von nur 50 bis 70 Prozent keine Seltenheit. Dieses Personal fehle in anderen Einrichtungen.

Gleichzeitig existieren unterversorgte Gebiete, besonders in ländlichen Regionen. Um diese zu unterstützen, sind Zuschläge für dortige Kliniken geplant. Auf die Frage, wie viele Krankenhäuser in Deutschland zukünftig benötigt werden, macht Lauterbach keine Angabe. Die Nennung einer Zahl sei „Spekulation“. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes gab es 2022 noch 1893 Krankenhäuser in Deutschland.

Kurzfristig sind Milliardenhilfen geplant, um eine Insolvenzwelle bei finanziell angeschlagenen Kliniken zu verhindern. Lauterbach verwies darauf, dass aktuell 120 Krankenhäuser vor oder im Insolvenzverfahren stehen. Sechs Milliarden Euro an Liquiditätshilfen sollen zusammen mit dem Transparenzgesetz bereitgestellt werden. Zusätzlich ist geplant, Tarifsteigerungen auszugleichen.

dpa/bearbeitet mithilfe von Künstlicher Intelligenz durch RUHR24. Dieser Text wurde von Redakteurin Karolin Stevelmans sorgfältig geprüft.

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