E-Rezept, E-Patientenakte und Co.

Kliniken fürchten Cyberangriffe: DKG nimmt Politik in die Pflicht

Deutschlands Kliniken fürchten weitreichende Cyberattacken. (Symbolbild)

Deutschlands Kliniken fürchten weitreichende Cyberattacken. (Symbolbild)

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Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat die Politik zu einem besseren Schutz vor Cyberangriffen auf die Kliniken in Deutschland aufgefordert. „Die technische Infrastruktur gerade großer Krankenhäuser ist heute unglaublich komplex“, sagte der Vorsitzende Gerald Gaß dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Diese stark heterogenen Systeme abzusichern, erfordert einen immensen personellen und auch finanziellen Aufwand.“

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Den Krankenhäusern würden vielfach die notwendigen Rahmenbedingungen fehlen, um nicht Opfer digitaler Angriffe zu werden. „Die Bundesländer müssen ihren Investitionsverpflichtungen nachkommen, um notwendige Maßnahmen in den Kliniken umzusetzen und nicht im jahrelangen Antrags- und Bürokratiewahnsinn den Angriffen hinterherzulaufen“, forderte er.

132 Cyberattacken auf Gesundheitssektor

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) schätzt die Bedrohungslage im Cyberraum insgesamt als besorgniserregend ein. „Diese Einschätzung gilt auch für Einrichtungen des Gesundheitswesens“, hieß es auf RND-Nachfrage. „Sie ergibt sich aus der allgemeinen Bedrohungslage und der zunehmenden Digitalisierung im Gesundheitswesen, die automatisch eine größere Angriffsfläche mit sich bringt.“ Insgesamt erhielt die Behörde für 2022/23 132 Meldungen zu Cyberattacken aus dem Sektor Gesundheit.

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Der DKG-Vorsitzende warnte vor allem vor dem Risiko eines Ausfalls telemedizinischer Angebote wie der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, dem E-Rezept oder der am Freitag vom Bundesrat für 2025 auf den Weg gebrachten E-Patientenakte. Diese würden künftig immer „mehr im Mittelpunkt der Versorgung“ stehen, weshalb ein Ausfall weitreichende Folgen hätte. „Umso wichtiger ist es, dass der Betrieb der Telematikinfrastruktur (TI) durch die Gematik (Anm. d. Red. Nationale Agentur für Digitale Medizin) entsprechend abgesichert ist“, betonte Gaß und warnte: „Je mehr Versorgungsprozesse über die TI abgebildet werden, umso größer wären die Auswirkungen eines Ausfalls der TI.“

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Berichte von betroffenen Einrichtungen zeigten bereits, dass Cyberangriffe die medizinische Versorgung sensibel beeinträchtigen könnten, so Gaß. Bei einem vermuteten Angriff alle Systeme sicherheitshalber herunterzufahren, wie es in anderen Bereichen selbstverständlich sei, ist „im laufenden OP-Betrieb eines Krankenhauses kaum denkbar“.

„Versorgung muss oberste Priorität genießen“

Dabei wies er auch auf die vielerorts ohnehin schon angespannte Personalbelastung in den Kliniken hin. „Selbst mit dem besten Notfallkonzept und einer schnellen Wiederanlaufplanung steigt die Belastung der Mitarbeitenden in den Kliniken stark an, da digitale Prozesse wieder durch manuelle Back-up-Prozesse abgebildet werden müssen.“

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Laut BSI gibt es bisher zwar keine Hinweise für gezielte Hackerangriffe auf Krankenhäuser. Allerdings wachse mit der Zahl der Cyberattacken auch die Zahl der betroffenen Krankenhäuser, mahnte Gaß. „Eine vollständige Absicherung gegen entsprechende Angriffe wird es nicht geben.“

Dennoch müssten auch die Kliniken selbst alle Vorkehrungen treffen, um möglichst selten Opfer von Cyberangriffen zu werden. Gaß betonte: „In der aktuellen Situation, die Krankenhäuser vor nie dagewesene Herausforderungen stellt, muss die Sicherstellung der Versorgung oberste Priorität genießen.“

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