Soester Krankenhäuser reden wieder über eine Fusion
Nach dem gescheiterten Versuch 2020, wollen die Soester Krankenhäuser nun einen weiteren Fusions-Versuch wagen. Ein Überblick.
Soest – Bürgermeister Eckhard Ruthemeyer hatte jüngst in einem Interview mit dem Soester Anzeiger neben eigenen Zukunftsplänen auch die wichtigsten Themen auf der lokalpolitischen Agenda für 2024 skizziert. Mit auf der Liste: die Zukunft des Gesundheitsstandortes Soest (NRW) – und da speziell die der beiden Krankenhäuser in der Stadt.
Soester Krankenhäuser reden wieder über eine Fusion
Da müsse es, so Ruthemeyer, eine „gemeinsame Lösung“ geben. Und er nannte auch einen Standort dafür – den des städtischen Klinikums. „Das werden wir zu besprechen haben“, erklärte er, wohl mit Blick nicht nur auf den Katholischen Hospitalverbund, Träger des Marienkrankenhauses, sondern auch auf die Soester Politik. Diesen Besprechungsbedarf hat er offenbar nicht exklusiv.
Zur Erinnerung: Bereits 2018 gab es intensive Verhandlungen zwischen der Stadt und dem Katholischen Hospitalverbund über eine Fusion der beiden Häuser. Und das gegen starke Widerstände und Bedenken in der Politik, die zumindest teilweise trotz Millionendefiziten in den Bilanzen des Klinikums an der kommunalen Trägerschaft festhalten wollte – und diesen Wunsch erfüllt bekam: Das Kartellamt stellte sich 2020 quer, weil es in einer Fusion der beiden Krankenhäuser eine nicht vertretbare Einschränkung des Wettbewerbs sah. Das war das Ende der Gespräche.
Krankenhausfusion in Soest: Neuen Schwung in alte Pläne bringen
Bis zum 26. Januar – da setzten sich Christian Larisch, Geschäftsführer des Hospitalverbundes, und Klinikum-Geschäftsführer Christian Schug auf Initiative von Larisch zusammen und sprachen darüber, ob sie vor Ort angesichts der bundesweiten Entwicklungen im Krankenhaussektor, mit ausdrücklich gewünschten Konzentrationen auf größere Einheiten, neuen Schwung in die alten Fusionspläne bringen sollten. Und wie das gelingen könnte.
Über das „Ob“ waren sich die beiden schnell einig: Angesichts der politischen Rahmenbedingungen und auch angesichts der wirtschaftlichen Perspektiven für beide Krankenhäuser wäre eine „gemeinsame Lösung“ sinnvoll. Das „Wie“ wird jedoch, auch da waren sie einer Meinung, deutlich schwieriger zu beantworten werden.
Neuer Anlauf bei Krankenhausfusion: „Erfahrungen aus erstem Versuch“
„Wir sind noch ganz am Anfang eines sehr langen Weges“, beschreibt das Christian Larisch, „und auf diesem Weg, das haben mich die Erfahrungen des gescheiterten ersten Versuchs gelehrt, kann sehr viel passieren, was unseren gemeinsamen Wunsch einer Fusion erneut verhindern könnte.“
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Immerhin: Erste Schritte auf diesem selbst im besten Falle mehrere Jahre langen Weg bis zum Ziel, einem gemeinsamen großen Soester Krankenhaus an einem einzigen gemeinsamen Standort, sind nach Informationen unserer Zeitung bereits unternommen worden – alle hinter verschlossenen Türen.
- So soll die Arnsberger Bezirksregierung ihre grundsätzliche Unterstützung für eine Fusion in Soest signalisiert haben. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil ihre Empfehlung entscheidend sein dürfte für das NRW-Gesundheitsministerium. Das wiederum bewilligt abschließend die zwingend benötigte finanzielle Förderung des Vorhabens – oder auch nicht.
- So soll sich der Aufsichtsrat des Klinikums in seiner jüngsten Sitzung am Donnerstag, 8. Februar, einstimmig für die Aufnahme von Fusionsverhandlungen ausgesprochen haben – in dem Gremium haben auch Vertreter der Soester Ratsfraktionen Sitz und Stimme.
- Und so soll die Verwaltung der Politik bereits einen Beschlussvorschlag für die nächste Sitzung des Hauptausschusses (HFA) am kommenden Mittwoch, 21. Februar, unterbreitet haben, in dem um grünes Licht dafür gebeten wird, Fusionsverhandlungen mit dem Hospitalverbund aufzunehmen. Bei einem positiven Votum im HFA könnte der Rat in der Woche darauf, am Mittwoch, 28. Februar, den Weg für die Aufnahme dieser Verhandlungen endgültig freigeben.
Klingt ambitioniert – und ist es auch: Die Zeit drängt. Bereits Anfang April, genauer am 2. April, müssten nicht nur eine Absichtserklärung der beiden potenziellen Fusionspartner bei der Bezirksregierung in Arnsberg vorliegen, sondern auch umfangreiche Unterlagen dazu, wie aus dieser Absicht tatsächlich ein auch wirtschaftlich nachhaltig erfolgreiches Krankenhaus werden soll.
Diese Unterlagen sind nämlich die Grundlage für einen Antrag auf Fördermittel (siehe Infokasten) beim Land, ohne die eine Fusion nicht zu realisieren sein wird.
„Generationenkrankenhaus“ statt Konkurrenz am gleichen Standort
Die Belegschaften beider Häuser wurden inzwischen von ihren Geschäftsführungen sowohl darüber informiert, dass erste Gespräche über ein mögliches Zusammengehen ihrer beiden aktuell noch miteinander konkurrierenden Arbeitgeber stattgefunden haben, als auch darüber, was das im Erfolgsfall heißen würde: ein „Generationenkrankenhaus“ statt bisher zwei Krankenhäuser – und zwar am Senator-Schwartz-Ring, wo die baulichen Strukturen deutlich erweitert werden müssten.
Bevor es aber so weit ist, das werden Christian Larisch und sein Kollege Christian Schug nicht müde zu betonen, gelte es, sehr viele offene Fragen zu klären, sehr viele Gespräche zu führen – und mit Beharrlichkeit, aber auch sehr behutsam die anstehenden Arbeiten zu erledigen.
Rahmenbedingungen
Im ganzen Land schlagen die Wellen hoch, weil die deutsche Krankenhauslandschaft neu strukturiert werden soll. Sowohl auf Bundesebene als auch im NRW-Gesundheitsministerium wird mit Hochdruck daran gearbeitet, wie und wo Ressourcen konzentriert werden können.
In NRW hat die Landesregierung mit der Umsetzung ihrer Krankenhausplanung begonnen, sie stellt dafür insgesamt 2,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Davon entfallen rund 500 Millionen auf den Regierungsbezirk Arnsberg.
In den Fusionsgesprächen von 2018 bis 2020 wurde der Investitionsbedarf für ein einhäusiges Krankenhaus am Standort Klinikum auf rund 100 Millionen Euro geschätzt.