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Gesundheitswesen

Wieder Operationen abgesagt: Sorgen um Pasewalks Krankenhaus

Pasewalk / Lesedauer: 2 min

Mental lag eine 81-Jährige schon fast auf dem Operations-Tisch, da wurde der Eingriff plötzlich abgesagt. Das war kein Einzelfall. Die Asklepios-Klinik hat weiter zu kämpfen. 
Veröffentlicht:24.02.2024, 06:15

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Der OP-Betrieb im Pasewalker Krankenhaus konnte nach dem Totalausfall am Jahresende offenbar noch immer nicht ganz stabilisiert werden. Wieder mussten in den vergangenen Tagen Operationen äußerst kurzfristig verschoben werden.

Zitterpartie begann von vorn

Mit einem Oberschenkelhalsbruch wurde eine 81-Jährige in die Asklepios-Klinik gebracht und sollte am vergangenen Montag operiert werden. "Sie war schon auf alles vorbereitet, im letzten Moment wurde die OP aber abgesagt", berichtete ihre Tochter Cornelia Bahlke. Wohl wegen Mangel an OP-Besteck, habe ein Arzt durchblicken lassen. Die Situation sei für die Seniorin eine "seelische Qual" gewesen. Schließlich habe es sie einige Überwindung gekostet, ihre Angst vor dem Eingriff unter Rückenmarks-Narkose über Bord zu werfen und sich mental für das Bevorstehende zu stärken. Nun aber habe die Zitterpartie von vorn begonnen, abgesehen davon, dass sich die Heilung verzögerte.

Plötzlich fand doch OP statt

Dann kam es noch verrückter. Am Montag sei gesagt worden, die Operation könne erst am Donnerstag stattfinden. Plötzlich habe sie sich dann aber doch schon am Mittwoch auf dem OP-Tisch wiedergefunden.

Dort aber habe sie sich in guten Händen gefühlt. Alles sei "professionell abgelaufen". Sie sei "erleichtert, gut drauf", es gehe ihr den Umständen entsprechend gut. Sogar erste Reha-Übungen habe ihre Mutter schon absolviert, sagte Cornelia Bahlke am Donnerstag. Trotzdem bleibe die bange Frage: Was läuft schief in der Pasewalker Klinik?

750.000 Euro für neues Besteck

Offenbar einiges, aber nicht mehr so viel wie Ende 2023. "Aktuell ist es so, dass wir den Bestand an OP-Besteck noch nicht überall nach unseren Wünschen erweitern konnten, was auch an den teilweise nicht unerheblichen Lieferzeiten für neues OP-Besteck liegt", erklärt Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz. "So kann es immer wieder mal zu Engpässen kommen. Vereinzelt wurden daher Operationen kurzfristig verschoben."

Aber: "Durch den Prozess der Restrukturierung der Sterilgutversorgung hat die Pasewalker Klinik ihren Bestand an OP-Sieben inzwischen deutlich modernisiert. In den kommenden Wochen und Monaten werden zudem noch einmal 750.000 Euro in die Erweiterung und Modernisierung unserer OP-Siebe investiert."

Lichtblicke und Negativ-Schlagzeilen

Neben einigen Lichtblicken wie neuen Chefärzten, Auszubildenden, Gerätschaften oder Babys macht das Krankenhaus seit Monaten immer wieder auch negative Schlagzeilen. Zuletzt hatten trauernde Angehörige den Umgang mit ihrer sterbenden Mutter beklagt.  Im November und Dezember waren tagelang keine Operationen möglich, und auch die Notaufnahme war nicht zeitweise mehr arbeitsfähig.  Im Sommer hatte der gestrichene Inflationsausgleich für Unmut bei Pflegekräften gesorgt.

Gesundheitspolitik und Personalmangel

Ursachen für den scheinbaren Abwärtsstrudel seien die Gesundheitspolitik der Bundesregierung und Personalengpässe, hatte die Konzernleitung erklärt. „Die Klinik arbeitet nicht wirtschaftlich, kann es nicht, weil sie für die Behandlungen mehr Geld ausgibt, als sie einnimmt. Dieses vom Gesetzgeber verschuldete systematische Problem hat dazu geführt, dass die Klinik erstmals rote Zahlen schreibt“, hatte Mathias Eberenz im August erläutert. Mit "Hochdruck" werde daran gearbeitet, die Wirtschaftlichkeit der Klinik wieder herzustellen. Das Krankenhaus dürfte wohl das für Pasewalk wichtigste Unternehmen sein.